Vor 20 Jahren wurde Katie Melua mit Songs wie „Nine Million Bicycles“ zum Weltstar. Am Sonntag tritt sie in Köln im Palladium auf.
Interview in KölnKatie Melua tritt im Palladium auf - „Ich bewundere Rammstein“
Frau Melua, wir erreichen Sie in Ihrem Wohnzimmer in London. Wir hatten uns eigentlich auf ein Treffen in Köln gefreut – wie kommt’s?
(lacht) Das stimmt, tatsächlich wäre ich jetzt gerne in Deutschland, bin aber nun zurück bei mir zuhause in London. Wir waren in Paris gelandet und wollten gestern den Thalys nach Köln nehmen – am Bahnhof mussten wir jedoch feststellen, dass die Züge aufgrund eines Stromausfalls ausfielen.
Schade, aber wir sehen Sie ja am 23. April zum Konzert im Palladium. Was verbinden Sie mit Deutschland?
Ich freue mich sehr auf Deutschland. Das Besondere ist, dass ich bei einigen Auftritten von Philipp Poisel begleitet werde, wir singen gemeinsam den Song, „Remind Me To Forget“. Ich habe ihn bei einer Show von Peter Maffay kennen gelernt und war von beiden total begeistert. Poisels Musik hat eine Ehrlichkeit und Bodenständigkeit, die ich sehr schätze.
Was sind Dinge, für die Sie als Künstlerin stehen?
Ich bin ebenfalls bodenständig und liebe das Leben. Ich bin – wie Poisel – ein großer Fan von Bob Dylan, er gehört zu meinen Idolen.
Welche deutschen Künstler schätzen Sie?
Ich kenne und bewundere Rammstein, die sind wirklich fantastisch. Eine tolle Künstlerin ist zudem die US-Sängerin Eva Cassidy, die ebenfalls deutsche Wurzeln hat. Die deutsche Kunst hat etwas sehr Ästhetisches.
Wer hat Ihre Musik beeinflusst?
Joni Mitchell, Leonard Cohen, Francoise Hardy oder Bob Dylan sind meine Vorbilder. Ich habe so viele, größtenteils sind es klassische aus der Vergangenheit. Aber ebenso verehre ich Lana del Rey und ihre Musik.
Sie hatten Ihre erfolgreichste Zeit als sehr junge Sängerin. Stört es Sie, dass sie oft auf Ihre frühen Mega-Erfolge wie „Nine Million Bicycles“ reduziert werden?
Nein. Ich dachte damals immer, das würde alles so weitergehen. Aber ich bin einfach dankbar, dass ich nun schon mein neuntes Album veröffentlichen durfte. Das Musikbusiness ist nun mal schnelllebig und ich habe riesiges Glück. Die Reviews zum neuen Album sind so gut wie noch nie. Natürlich bin ich weniger im Rampenlicht als früher, aber es fühlt sich immer noch so gut an.
Was sind Themen und Inhalte, die Sie in ihrem neuen Album ansprechen?
Vor allem ein nachhaltiges, erfülltes Leben – keine Nachtschichten mehr, kein ständiges Sich-Beweisen. Ich will einfach nur meine beste Musik machen und sie der Welt nahebringen. Das Werk ist geprägt von Dankbarkeit, Optimismus und einer neuen Liebe sowie von der Akzeptanz von einschneidenden Veränderungen im Leben. Ich will auf gesunde Weise Partnerin, Mutter und Musikerin sein.
Katie Melua in Köln: „Mein Album steht für Optimismus“
Ihr Sohn ist jetzt fünf Monate alt. Wie kombinieren Sie Tour, Studio und Wickelkommode?
Man muss manchmal einfach loslassen können und Dinge wagen. Ich musste in den letzten Jahren meine Ängste überwinden und auch den „Rummelplatz“ des Musikbusiness mal beiseite lassen. Mutter zu sein bedeutet Mut und kostet Kraft, ist aber auch sehr erfüllend. Ein gutes Team ist ganz wichtig – da habe ich unglaubliches Glück. Heute hatte ich nur Interviews, zwischendurch habe ich meinen Sohn gefüttert und habe mit ihm gelacht – er ist ein richtiger Quatschkopf.
Ist ihr neues Leben auch auf Ihrem neuen Album zu erkennen und zu hören?
Ja, tatsächlich. Früher habe ich Privates und Öffentlichkeit streng getrennt – nun kombiniere ich beides. Ich beobachte und erforsche grundsätzlich sehr gerne und genau. Nun tue ich dies in meinem neuen Leben mit meinem neuen Partner, er ist meine Muse. Ich beobachte alles nun aus einer neuen Perspektive. Mein Album steht für mein neues Leben voller Optimismus.