Ideen und Pläne sind auch bei großen Bauprojekten wie dem Mülheimer Süden nicht in Stein gemeißelt. Ein Beispiel ist das Lindgens-Areal, in dem nun doch ein 20-stöckiges Hochhaus gebaut werden soll.
Großprojekt Mülheimer SüdenAuf dem Lindgens-Areal soll doch ein Hochhaus entstehen
Erst war die Rede von 15 Geschossen, dann doch nur noch sieben und jetzt sind es 20 Stockwerke für ein neues Hochhaus in Rheinnähe im Neubauprojekt „Mülheimer Süden“. Der Ausschuss für Stadtentwicklung will in seiner Sitzung am Donnerstag beschließen, dass die Höhe von rund 65 Metern für einen Hochpunkt im Lindgens-Areal planungsrechtlich gesichert wird. Fünf Jahre zuvor entschied sie noch auf nur sieben Geschosse. Woher kommt das Umdenken der Politik?
Ein Rückblick: Ursprünglich wurden im Werkstattverfahren 2014 zwei Hochpunkte für die benachbarten Bereiche Lindgens-Areal – mit 15 Geschossen und rund 50 Meter hoch – und Otto-Langen-Quartier – mit zehn Geschossen und rund 35 Meter hoch – vorgesehen. Doch die Politik änderte abrupt ihre Meinung: Ein Beschluss aus 2015 sah lediglich ein Gebäude mit sieben Geschossen vor.
Denkmalschutz im Otto-Langen-Quartier
Nun, sieben Jahre später, ist das Gelände immer noch nicht entwickelt. Mittlerweile kam der Denkmalschutz für einige der Industriehallen aus Klinkersteinen, wo früher die Otto-Motoren unter Hochdruck und Hitze geformt wurden, hinzu. Das hat auch der Stadtentwicklungsausschuss wahrgenommen, der in seinem Beschlussvorhaben schreibt: „Die zu Denkmälern einzuhaltenden Mindestabstände lassen im Otto-Langen-Quartier an dieser Stelle keinen Hochpunkt mehr zu.“ Also: zweiter Hochpunkt ade.
Weiter heißt es: „Mit den geänderten Rahmenbedingungen erhält der Hochpunkt im Lindgens-Areal ein höheres städtebauliches Gewicht.“ Das Gewicht bringt der Hochpunkt allerdings nicht auf die Waage, wenn er nur sieben Stockwerke haben soll. Mit der Entscheidung von 2015 wäre das Hochhaus also kein zentrales Element, das die Quartiersmitte markiert, so wie gewünscht. Also wurde gemeinsam mit dem Kölner Projektentwickler WvM Immobilien, der das Hochhaus bauen soll, die Zahl auf 20 Geschosse aufgestockt. Gleichzeitig stimmten beide Seiten dafür, dass durch die erhöhte Baumasse nun ein Zehntel der Fläche als öffentlich geförderter Wohnungsbau mit relativ günstigen Mieten realisiert werden sollen.
Hochhausbau ohne Architektenwettbewerb
Dabei ist eine Sache kurios, denn dieses Hochhaus-Vorhaben kommt ohne Architektenwettbewerb aus. Eigentlich gehört das bei prominenten Bauwerken in prominenten Lagen in Köln dazu, das hat spätestens der anvisierte Neubau der DEVK am Riehler Rheinufer gezeigt. Bei dem 145 Meter-Bauvorhaben stritten sich Politik und Versicherer, wie in der Rundschau berichtet, in diesem Sommer um den Architektenwettbewerb und seine Bedingungen. Im Lindgens-Areal bleibt ein Wettbewerb aus. Die „Ständige Jury Mülheimer Süden“ schlug das Verfahren ohne Architektenwettbewerb vor. Die fünfköpfigen Jury, zu der unter anderem die Verfasser der Planungskonzepte aus dem ursprünglichen Werkstattverfahren von 2013/14 gehören, wirkt seit 2021 als projektbezogener Gestaltungsbeirat, der die weitere Entwicklung beratend begleitet.
Die Entscheidung im Ausschuss über die Qualitätssicherung dieses Hochpunkts ist insofern wichtig, da die Planung für das Lindgens-Areal bereits fortgeschritten und auch in Teilen realisiert ist. An einigen Standorten stehen bereits Bauten. An anderen Standorten im Mülheimer Süden sei man schlichtweg noch nicht so weit, da dort Eigentümer und Planer zwischenzeitlich gewechselt haben. Eines der Extrembeispiele ist das Cologneo I, der Büro- und Wohnkomplex hat in vier Jahren drei verschiedene Eigentümer gehabt. Im September erst erwarb, wie berichtet, der Konzern „Swiss Life Asset Managers“ das Projekt von Consus Real Estate.