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Filmfestival CologneDiese Filme und Künstler wurden im E-Werk ausgezeichnet

Lesezeit 3 Minuten
Udo Kier wurde für seine Leinwandkarriere ausgezeichnet.

Udo Kier wurde für seine Leinwandkarriere ausgezeichnet.

Beim Filmfestival Cologne hat Udo Kier den Preis für sein Lebenswerk bekommen und glänzte mit einigen Anekdoten.

Mehr als 400 geladene Gäste waren am Donnerstagabend ins E-Werk gekommen, um die Preisträger des 34. Filmfestival Cologne zu ehren. Und NRW-Medienminister Nathanael Liminski hatte bei seiner Video-Grußbotschaft die Lacher gleich auf seiner Seite: „Vielleicht sollte man sich bei den schmucklos ,Filmpreis Köln' oder ,NRW-Preis' benannten Auszeichnungen mal an anderen Filmfestivals orientieren. Dort werden ein ,Goldener Löwe', ,Goldener Bär' oder ein ,Goldener Leopard' vergeben. Mein Vorschlag für das Film Festival Cologne wäre: ,Goldener Geißbock'.“

Dann übernahm der Schauspieler Tyron Ricketts die Führung durch den Abend und entschuldigte sich erstmal für seine allzu Ich-bezogene Moderation im letzten Jahr - nicht ohne sich gleich wieder als glühender Verfechter der Diversität im Filmbusiness zu stilisieren und das Publikum mit pädagogischem Zeigefinger politisch zu belehren. Der erste Preis der Abends – der Phoenix-Dokumentarfilmpreis – ging an „Homegrown“ des US-Amerikaners Michael Premo, in dem der Filmemacher drei radikale Trump-Anhänger porträtiert – und der wie ein Schlag in die Magengrube trifft.

Zwei Frauen gegen das Patriarchat

Der „Hollywood Reporter Award“ ging an einen Film, der vor Wochen vor allem in der hiesigen Filmbranche für Irritation sorgte. Eine von German Films jährlich berufene Auswahlkommission nominierte die iranisch/französisch/deutsche Co-Produktion „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ von Mohammad Rasoulof als deutschen Beitrag für den „Oscar“ als bester nicht-englischsprachiger Film, obwohl die deutsche Beteiligung an diesem Film eher marginal ist. Zwölf mehrheitlich deutsch finanzierte Filme guckten damals verdattert in die Röhre. Das spricht nicht gegen Rasoulofs beklemmendes Psychogramm des iranischen Regimes, in dem zwei junge Frauen gegen das Patriarchat in der eigenen Familie aufbegehren.

Für Stimmung im Saal sorgte dann die Verleihung des „International Actor Awards“ an ein Kind der Stadt: Udo Kier. Der 1944 in Köln-Mülheim geborene Schauspieler feierte am 14. Oktober seinen 80. Geburtstag und hatte zu diesem Anlass auch eine ihm gewidmete Ausstellung im Kölner Kunsthaus eröffnet. Nun ehrte ihn das Film Festival Cologne für eine beispiellose Leinwandkarriere mit mehr als 250 Filmen, in denen er mit vielen großen Regisseuren des Films – von Rainer Werner Fassbinder bis Lars von Trier – zusammenarbeitete. Nach der launigen Laudatio des Kölner Jung-Regisseurs Jan Bonny gab Kier noch ein paar Anekdoten zum Besten, erzählte von seinen letzten Dreharbeiten mit Al Pacino in der Serie „Hunters“, in der er eine Figur spielt, auf die er offensichtlich abonniert ist: Adolf Hitler. Dieses Mal spielt er den Diktator aber als 90-Jährigen, der sich in Argentinien versteckt hält.

Große Gala: Die Geehrten des Film Festival Cologne im E-Werk.

Große Gala: Die Geehrten des Film Festival Cologne im E-Werk.

So unterhaltsam und bewegend diese Preisübergabe war, so ärgerlich verlief die Präsentation des „Filmpreis NRW“, der an einen von der Film- und Medienstiftung NRW geförderte Produktion geht. Der kurze Zusammenschnitt der 13 nominierten Filme war mit einem enervierend lauten Soundbrei unterlegt. Der vom Geschäftsführer der Film- und Medienstiftung NRW, Walid Nakschbandi, übergebene Preis ging an „Des Teufels Bad“ von Veronika Franz und Severin Fiala. Das Drama spielt im Österreich des 18. Jahrhunderts und zeichnet ein von Horror-Elementen durchwobenes Psychogramm einer von ihrer bigotten Umgebung in die Katastrophe getriebenen Frau.

Der „Filmpreis Köln“ ging nach einer wenig emphatischen Laudatio der Medienwissenschaftlerin Lisa Gotto an den haitianischen Filmemacher Raoul Peck für seine Dokumentation über den südafrikanischen Fotografen Ernest Cole („Ernest Cole: Lost and Found“), der in den 1960er-Jahren zu einem Vorreiter im Kampf gegen die Apartheid wurde. Peck, der in Deutschland studierte und – wie er in seiner auf Deutsch gehaltenen Dankesrede erzählt – „durch die Kultur hierzulande geprägt“ wurde, bat um „Nachsicht, dass ich im bayerischen Passau Deutsch gelernt habe.“ Und dann geht er genauso humorvoll auf die ernste politische Lage der Gegenwart ein: „Unser gesunder Menschenverstand ist futsch!“ Ein schönes Schlusswort für eine Veranstaltung, die das Kino und die FilmemacherInnen feierte.