Karneval in Köln-MülheimStammheim stellt erneut eigenes Dreigestirn
Stammheim – Nach umjubeltem Einzug in den Saal wurde es für einen kurzen Moment ganz andächtig still, als der Prinzenführer das Wort ergriff, um von den Dreien den Amtseid einzufordern. „Versprichst Du, alle Stammheimer und ganz Stammheim würdig im Karneval zu vertreten und den Leuten Spaß und Freude zu bereiten?“, wollte Archie Campmann vom neuen Prinzen wissen. Der ließ sich voller Vorfreude auf das Amt nicht lange bitten: „Ich verspreche es“, verkündete Frank I., alias Frank Preime (58). Im Gegenzug erhielt er umgehend das Prinzenzepter als Insignie seiner närrischen Würde.
„Jetzt ist es endlich soweit, jetzt bekommt Stammheim sein Dreigestirn“, rief Campmann in der Stammheimer Schützenhalle euphorisch aus und nahm anschließend auch Bauer Gerd (Gerd Niesen, 53) und Jungfrau Michaela (Michael Bell, 52) per Schwur in die närrische Pflicht. Deren Zustimmung brachte dem Bauern den „Schlüssel zur Stadt“ ein, der „Handspiegel“ dagegen war für Jungfrau „Michaela“ gedacht. Überreicht wurde er mit dem Auftrag, den Stammheimer Jecken im Fasteleer während der Session stets und überall den Spiegel vorzuhalten.
Mit einem eigenen Dreigestirn haben die Stammheimer Ortsvereine im nunmehr dritten Jahr in Folge eine alte Tradition im Veedel wiederbelebt. So bildete das Patronatsfest der Stammheimer St. Sebastianus-Schützenbruderschaft die festliche Kulisse für die Proklamation des Stammheimer Dreigestirns 2020.
Im Rahmen der Feier wurden zunächst zahlreiche verdiente Vereinsmitglieder mit dem „St. Sebastianus Ehrenkreuz“ ausgezeichnet: Franz Abts etwa für seine langjährige Mitarbeit im Festakt-Arbeitskreis zum 425-jährigen Bestehen des Schützenvereins, oder Wilfried Seifen für seinen jahrelangen Dienst am Hochschießstand. Danach regierte im „Stammheimer Gürzenich“ nur noch der Fastelovend. Die Bühne für den gefeierten Einmarsch der Tollitäten hatte zuvor die agile Jugendtanzgruppe einer der ältesten Kölner Gesellschaften , der „Großen KG Greesberger von 1852“ , mit einer schwungvollen „Kölschen Fiesta“ bereitet.
Prinz wurde mit dem „Hohen Bruderschaftsorden“ geehrt
Kurz bevor er aus dem grünen Schützenrock in das seidene Prinzenornat geschlüpft war, war Preime, zweiter Vorsitzender der Bruderschaft, noch selbst mit dem „Hohen Bruderschaftsorden“ für seine Verdienste um den Verein ausgezeichnet worden. Nun konnte er sich in neuer Rolle beweisen, schmetterte gut gelaunt den „Prinzenschlager“, tanzte ausgelassen mit Bauer und Jungfrau und brachte die „Grünröcke“ und ihre Gäste zum Schunkeln.
„Es ist uns eine große Freude und Ehre, das diesjährige Stammheimer Dreigestirn in unserer Schützenhalle begrüßen zu dürfen. Hier sieht man wieder einmal, dass Tradition verbindet“, freute sich Schützen-Chef Hans-Gerd Fritz. Jede der Tollitäten ist aktives Mitglied im heimischen Schützenverein. Dennoch will Prinz Frank I. sein Amt als Repräsentation aller Ortsvereine verstanden wissen. „Wir machen es nicht in erster Linie für die Schützen, sondern für alle Vereine im Ort. Denn wir drei sind ja nicht nur im Schützenverein, sondern auch auch noch in anderen Vereinen wie etwa dem Tennis- und Skiclub oder der TuS aktiv“, erklärte Preime, der im Zivilberuf in der Versicherungsbranche tätig ist.
„Seitdem wir die Tradition vor drei Jahren haben wiederaufleben lassen, stellt in jedem Jahr ein anderer Verein das Dreigestirn“, betonte Prinzenführer Campmann, der das Trifolium in der aktuellen Session zu seinen zehn verabredeten Auftritten im Veedel eskortieren wird.
Eine besondere Kuriosität können die Stammheimer in dieser Session auch für sich verbuchen: Jungfrau „Michaela“ bekleidet ihr Amt bereits im zweiten Jahr nacheinander, weil eine potenzielle Nachfolgerin kurzfristig doch noch einen Rückzieher gemacht hatte. Für die fastelovendserprobte „Michaela“ ein echter Glücksfall, weiß ihre Lieblichkeit doch, was die drei in den Festsälen erwartet.
Und worauf sie sich besonders freuen dürfen. „Die Auftritte in sozialen Einrichtungen wie Kindergärten und Altenheimen sind immer besonders schön. Wenn man sieht, mit wie viel Begeisterung man dort empfangen wird und erlebt, wie viel Spaß, Freude und Glück man den Menschen schon mit relativ wenig Aufwand bereiten kann“, rekapitulierte Jungfrau „Michaela“ ihre Erfahrungen. Im Alltag ist sie als selbstständige Einzelhändlerin tätig, aufgrund ihrer zweiten Amtszeit im Dreigestirn trägt sie in dieser Session mit Stolz den Ehrentitel „Eiserne Lady“.
„Wir wollen den Jecken Freude bringen“, hob Prinz Frank I. hervor und erntete dafür von und Bauer Gerd ein zustimmendes Kopfnicken. Als Spross einer alt eingesessenen Landwirtsfamilie in dritter Generation ist dem verheirateten Familienvater und gelernten Industriemechaniker Niesen die rustikale Rolle des Bauern wie auf den Leib geschneidert.
Ornate waren ursprünglich ein Geburtstagsgeschenk
Einen Höhepunkt im Terminplan des neuen Stammheimer Ortsdreigestirns stellt die Teilnahme am Stammheimer Veedelszoch im eigenen Festwagen dar. Zusammengefunden haben sie sich übrigens an der Theke, wo auch die Idee zur Übernahme der jecken Verantwortung entstand. „Unsere Ornate waren ursprünglich mal ein Geburtstagsgeschenk an eine Familie im Ort. Die hat sie dem Dreigestirn nun dauerhaft zur Verfügung gestellt“, verriet Prinz Frank I., der dem Prinzengewand von nun an alle Ehre machen will.