Die Waldklasse der Schule Berliner Straße in Dünnwald war ein Gebäude im Wald, wo Kinder zur Ruhe kommen konnten und Aktionen stattfanden.
Eltern sind verzweifeltStadt Köln beendet pädagogisches Angebot der Förderschule Berliner Straße
Die Waldklasse der Schule Berliner Straße liegt mitten im Dünnwalder Wald, etwa 600 Meter vom Hauptgebäude der Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung entfernt. Die Waldklasse ist ein Gebäude, ein pädagogischer Ort, mit grünem, großen Grundstück umgeben von Ruhe und Natur. Es ist umzäunt, aber mit Begleitung dürfen die Kinder auch in den Wald. Neben drei Klassenzimmern gibt es einen Werkraum, ein Kunstzimmer, einen Ruhebereich und eine Küche.
„Für meinen Sohn ist das hier das Paradies“, sagt Nadine Bohlen. Ihr Sohn ist nach den Sommerferien in eine der drei Klassen gekommen. Vorher wurde er im Hauptgebäude unterrichtet, nun ist er ausschließlich in der Waldklasse. Er hat eine Autismus-Spektrum-Störung und eine sozial-emotionale Störung.
Der Unterricht mit vielen Mitschülerinnen und Mitschülern sei für ihn überfordernd gewesen, die Lautstärke zu viel. In der Waldklasse komme er seit Sommer zur Ruhe. „Er findet es klasse hier“, betont Bohlen, „hier hat er Spaß an der Schule“. Und wenn trotzdem mal alles zu viel würde, könne er in den Wald, um runterzukommen.
Köln-Dünnwald: Waldklasse der Schule Berliner Straße geschlossen
Die Waldklasse ist ein besonderes Angebot, eine Möglichkeit der Schule, noch individueller auf ihre Schüler einzugehen – nicht nur für die Schüler, die ausschließlich zur Waldklasse gehen. Auch für die Kinder, die im Hauptgebäude an der Berliner Straße unterrichtet werden, ist das Gebäude im Wald ein wichtiger Teil der Schule.
„Die Kinder kommen hier rüber und machen Aktionen, kochen, werkeln, lernen von Nachhaltigkeit und Bewusstsein“, erzählt Katharina Moll. Sie ist Elternpflegschaftsvorsitzende. Ihr Sohn geht im Hauptgebäude zur Schule, erzähle seiner Mutter aber immer wieder, wie toll die Waldklasse sei.
Für Eltern, Kinder und Kollegium ist die Waldklasse eine Bereicherung der Schule, das wird bei einem Besuch klar. Doch nun soll sie ein Ende haben. Seit vielen Jahren mietet die Stadt Köln Gebäude und Grundstück von einem privaten Vermieter. Im Frühjahr kündigte die Stadt den Vertrag dann ohne Vorwarnung. Das Kollegium und somit Eltern und Kinder erfuhren davon laut Moll nicht von der Stadt, sondern vom Vermieter, dem selbst viel an der Waldklasse liege. Einen offiziellen Grund wüssten die Eltern noch immer nicht, teilt Moll mit. Fest stehe nur: Der Mietvertrag ist zum 30. November ausgelaufen.
Stadt Köln: Gebäude im jetzigen Zustand nicht genehmigungsfähig
Auf Anfrage des Kölner Stadt-Anzeiger teilt die Stadt Köln mit: „Das Gebäude ist inzwischen dringend sanierungsbedürftig. Im jetzigen Zustand ist eine Nutzung für schulische Zwecke nicht weiter genehmigungsfähig“. Verantwortlich für eine Generalinstandsetzung, mit der eine weitere Nutzung genehmigt werden könnte, sei der Eigentümer des Gebäudes.
Der Eigentümer habe eine Generalinstandsetzung gegenüber der Stadt Köln abgelehnt, daher sei der Mietvertrag Ende 2023 gekündigt worden. „Die Stadt Köln hat die Schulleitung von Beginn an über alle Vorgänge informiert“, heißt es weiter, „Aktuell läuft die Suche nach einem neuen Standort, der den schulischen Erfordernissen entspricht“.
Eltern besorgt: Waldklasse sei Paradies für Kinder
Moll und die Eltern, die sie vertritt, haben für die Schließung der Waldklasse kein Verständnis. Das Gebäude werde regelmäßig vom Schulamt gewartet – zuletzt vor eineinhalb Jahren nach einer aufwändigen Sanierung. „Da gab es nichts zu beanstanden und plötzlich sollen wir raus?“, fragt Moll.
Sie hofft, dass die Stadt Köln die Maßnahme noch einmal überdenkt – zumal der Vermieter noch keine Nachmieter habe und ihr gesagt hätte, dass er jederzeit den Mietvertrag unter denselben Bedingungen wieder aufsetzen würde.
Mit der Schließung müssen 20 Kinder zurück in das Hauptgebäude. Das bedeutet nicht nur, dass dafür zwei Fachräume weichen müssen, sondern auch, dass Schüler nicht mehr den Förderbedarf bekommen, den sie brauchen. „Das wird ein ganz starker Einschnitt für unseren Sohn“, befürchten Eltern eines Schülers mit Autismus-Spektrum-Störung.
Die Mutter des Schülers mache sich Sorgen um Reizüberflutung und Lautstärke und darum, dass das positive Bild der Schule für ihren Sohn wieder wegfällt. „Er wird dann wieder angespannter nach Hause kommen“, sagt die Mutter, „und das müssen wir dann als Eltern auffangen“.