Die Berliner Band wollte gar nicht mehr weg aus Köln. Die Beatsteaks und ihr Publikum feierten sich gegenseitig - zweieinhalb Stunden lang.
„Beatsteaks“ im ausverkauften Palladium„Nur für euch, nur für Köln, ein echter Kölner“
„Können wir die Abfahrt nicht noch 'en halbe Stunde verschieben“, fragt Sänger Arnim Teutoburg-Weiß seine Mitmusiker der Beatsteaks. Das Konzert im Palladium ist die vorletzte Station ihrer Releasetour zu dem neuen Album „Please“. Es wartet nur noch Hamburg, aber keiner der fünf Berliner will so richtig weg aus Köln. Bassist Torsten Scholz erklärt, dass Köln so etwas wie die zweite Heimat für die Band geworden ist: „Das Konzert hier war das erste, das ausverkauft war, als wir im Dezember die Tour angekündigt haben.“ Und weil sie einfach nicht fahren wollen, spielen die Beatsteaks eine zweite Zugabe nach der Zugabe: „Nur für euch, nur für Köln, ein echter Kölner“, sagt Teutoburg-Weiß.
Ein echter Kölner ist der Song „Soothe me“, weil er, laut Band, in Köln geschrieben und in Köln aufgenommen ist. Als echte Kölner geben die Beatsteaks auch einen Kommentar zu den Veränderungen ab, die die Stadt in den vergangenen Jahren erlitten hat: „Wir haben schon an so vielen Orten in Köln gespielt, davon gibt's gar nicht mehr alle“, bedauert Scholz.
Unter den echten Kölnern ist auch „Let me in“ von ihrem 2002er Album „Living Targets“ ein Klassiker neben anderen Songs, die viele Millenials, also Menschen um Mitte Dreißig, noch von Viva und MTV kennen. Den Beatsteaks gelang ihr Durchbruch dank des Musikfernsehens — und freundlicher Unterstützung der Band „Die Ärzte“ — im Jahr 2004 mit ihrer Single „Hand in Hand“. Das Lied habe ihr Leben verändert. „Vielleicht auch nicht wirklich, aber es bezahlt die Miete – bis heute“, gesteht Teutoburg-Weiß.
Doch die Band ruht sich auf dieser Sicherheit nicht aus, sondern hat mit „Please“ ihr neuntes Studioalbum vorgelegt. Die neuen Songs fügen sich in das Repertoire der Band ein, die neue Single „Detractors“ wird genauso mitgesungen wie die Hits „Hello Joe“, „Summer“ oder „Jane became insane“. Und weil es, wie die Band sagt, nichts Schöneres gibt als zusammen zu singen, spielen sie im ausverkauften Palladium viele bekannte Lieder, die die meisten Menschen aus dem Publikum wahrscheinlich schon seit einigen Jahren auswendig mitsingen können.
Nicht wenige der jüngeren Besucher und Besucherinnen werden Kinder der älteren Semester sein. Den Kennzeichen der in der Schanzenstraße geparkten Autos zu urteilen, sind Menschen aus ganz NRW angereist. Die wollen vor allem die Beatsteaks hören und halten sich deswegen ein wenig zurück, als Tutti Bounce den Abend eröffnet. Doch die von Jérôme „Tchamp“ Bugnon, Sebastian „Based“ Krajewski und Tobsen „El Gris“ Cordes, drei Mitgliedern der Reggaeband „Seeed“, gegründete Combo lässt sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen und stimmt das Publikum gut gelaunt ein.
Publikum singt mit und tanz Pogo
Das legt dann nach wenigen Minuten, als endlich Teutoburg-Weiß, Scholz, Thomas Götz (Schlagzeug), Peter Baumann und Bandgründer Bernd Kurtzke (beide Gitarre) auf der Bühne stehen, alle Zurückhaltung ab, tanzt, grölt, singt mit, springt und tanzt Pogo. Band und Publikum treiben sich zweieinhalb Stunden gegenseitig an und könnten wahrscheinlich noch länger so weitermachen. Wenn das Konzert in Hamburg nur nicht wäre.
Nun, sie werden wiederkommen, und zwar schon bald: Im Juni 2025 gibt es einen Nachschlag für alle Fans und Menschen, die sich noch an MTV erinnern. Jonas Linnebank