Höhenhaus – Die Geschichte des gestiefelten Katers ist wohl eines der bekanntesten Märchen der Welt. Die volkstümliche Erzählung, in der ein sprechender Kater dem Sohn eines verstorbenen Müllers auf wundersame Weise zu Reichtum und Status verhilft, wurde immer wieder neu interpretiert, verfilmt und für die Bühne adaptiert.

Roman spielt in Köln

Auch die Kölner Autorin Christina Löw hat das Märchen zur Grundlage ihres neuesten Romans „Der Kater unterm Korallenbaum - oder: Wünschen will gelernt sein“ gemacht. Wenn auch ein Großteil des Romans in Köln spielt, hat Löw einige Aspekte der Ursprungsgeschichte übernommen: Ihre Version der Geschichte handelt von Yuki, einer jungen Frau, die nach dem Tod ihres Vaters den Familienkater erbt. Dieser trägt zwar, anders als sein Vorbild, keine Stiefel, kann aber ebenso sprechen und stellt das Leben der Protagonistin durch seine magische Begabung auf den Kopf.

Märchen mit gesellschaftskritischen Hintergrund

Löw, die neben der Schriftstellerei unter anderem auch als Übersetzerin und Journalistin tätig ist, adaptierte bereits in ihrem ersten Roman „Träume voller Schatten“ von 2018, das Märchen „Der Zwerg Nase“, um auf dessen Grundlage eine eigene Erzählung zu entwickeln: „Märchen sind etwas, womit ich aufgewachsen bin“, erzählt die 32-Jährige, die mit ihrem Mann in Höhenhaus lebt, „ich habe einen direkten Bezug zu den Geschichten und schnell Ideen, wie man sie für die heutige Zeit wieder relevant machen kann.

Mit ihrem Faible für Märchen und das Schreiben ist Christina Löw dabei nicht allein: Die Schriftstellerin ist Mitglied der Märchenspinnerei, einem Netzwerk von Autorinnen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, „alten Märchen ein neues Gewand zu schneidern“, so Löw: „Es gibt Märchenadoptionen, wie man sie klassisch kennt und die eher so in die Richtung von Disney-Filmen gehen“, erklärt sie, „die Märchenspinnerei aber ist aus dem Gedanken entstanden, wie es wäre, sich Adaptionen zu überlegen, die ein wenig ernster sind und einen gesellschaftskritischen Hintergrund haben.“

Hauptdarstellerin aus Japan

In „Der Kater unterm Korallenbaum“ beschäftigt sich die Höhenhauserin so etwa mit der Identitätssuche ihrer 27-jährigen Hauptdarstellern Yuki, die zwar in Köln lebt, sich aufgrund ihrer japanischen Wurzeln aber zwischen den beiden Kulturen wähnt. Der Verlust ihres traditionell-japanischen Vaters, dem gegenüber sie sich nie traute, ihre Homosexualität zu offenbaren, verstärkt Yukis identitäre Krise – und schickt die junge Frau schließlich auf eine Reise zu sich selbst.

Veröffentlicht in Eigenregie

Obwohl die Autorinnen der Märchenspinnerei ihre Romane und Novellen nicht über einen regulären Buchverlag, sondern in Eigenregie auf den Markt bringen, ist keine von ihnen komplett auf sich allein gestellt: „Wir lektorieren die Geschichten der anderen, lesen sie Korrektur, kümmern uns um den Buchsatz und die Covergestaltung“, erklärt Löw, „dabei hat jede der 16 Autorinnen, die das teilweise auch beruflich machen, so ihre Spezialfertigkeiten, wodurch wir uns gut ergänzen und uns gegenseitig unterstützen können.“ Dass diese gemeinsamen Bemühungen auch ohne großen Verlag im Rücken Früchte tragen können, hat Löw jüngst selbst erfahren: Ihre Adaption des gestiefelten Katers schaffte es in diesem Jahr auf die Longlist des Selfpublishing-Buchpreises 2020, an dem Schriftsteller teilnehmen konnten, die ihre Werke wie Löw auf eigene Faust veröffentlichen. Aus den über 800 Einsendungen kürte die Jury den „Kater unterm Korallenbaum“ zu einem der zehn besten Selfpublishing-Romane aus dem Bereich der Belletristik: „Ich wollte es bei dem Buchpreis einfach mal versuchen“, so die Kölner Autorin, „und dass mein kleiner Roman jetzt so weit vorne gelandet ist, ist schon ein ziemlich gutes Gefühl.“christinaloew.deChristina Löw: Der Kater untermKorallenbaum - oder: Wünschen will gelernt sein, Märchenspinnerei, 312 Seiten, 12,99 Euro. ISBN-10 : 3964434183