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Missbrauchsprozess:Mutter sagt über Angeklagten aus

Lesezeit 3 Minuten
Der Angeklagte im Missbrauchskomplex Wermelskirchen hält sich im Saal des Landgerichts Köln eine Mappe vor das Gesicht. Der Mann soll sich im Internet als Babysitter angeboten und so Kontakt zu den Familien der Opfer bekommen haben. Insgesamt ist er wegen mehr als 100 Taten angeklagt, darunter auch Besitz von Kinderpornografie und Beihilfe zum Missbrauch.

Ein weiterer Prozesstag im Kölner Landgericht im Missbrauchskomplex Wermelskirchen.

Ein weiterer Prozesstag im sogenannten Missbrauchskomplex Wermelskirchen. Am Montag sagte eine 51-jährige Mutter teilweise unter Tränen aus und beschrieb den Angeklagten als „ruhig und höflich“.

Es war ein schwerer Gang für die 51-Jährige in den Zeugenstand am 7. Verhandlungstag im Prozess um den sogenannten Missbrauchskomplex Wermelskirchen gegen einen 45-Jährigen, der über Jahre als Babysitter Kindern schwerste sexuelle Gewalt angetan haben soll . Bei der Befragung hielt sich die frühere Polizeibeamtin dann auch lange Zeit tapfer. Sie beschrieb den Angeklagten als „ausgeglichen, ruhig, höflich, sympathisch — also eigentlich nur gute Eigenschaften“. Auffälligkeiten habe es nicht gegeben.

Doch dann brach sich all die Enttäuschung über den 45-Jährigen Bahn und die Mutter zweier Söhne begann bitterlich zu weinen. Mit erstickter Stimme sagte die Frau, dass sich der Angeklagte, der nur wenige Meter von ihr entfernt auf der Anklagebank saß, „kaum verändert“ habe. „Ich konnte auch lange Zeit nicht glauben, dass er…“ Den Satz beendete sie nicht. Stattdessen ging sie plötzlich hart mit sich ins Gericht: „Ich habe mir monatelang Selbstvorwürfe gemacht, dass während ich was Schönes erlebt habe, meine Kinder so gequält wurden.“ Später sagte sie noch, wenn sie daran denke, dass ihr jüngster Sohn „da nackt gelegen und gewimmert hat vor Schmerzen, das zerreißt mir das Herz“.

Wegen mehr als 100 Fällen angeklagt

Mehr als 100 Fälle zu Lasten von 13 Kindern legt die Staatsanwaltschaft dem 45-jährigen IT-Experten zur Last, der sich als Babysitter das Vertrauen von Eltern erschlichen haben soll, um dann ihre Kinder zu missbrauchen und zu quälen. Die Taten hatte der Angeklagte gefilmt. Die Videos dienen als Beweisstücke im Prozess, in dem die Staatsanwaltschaft schon mit der Anklage-Verlesung die Sicherungsverwahrung für den 45-Jährigen beantragt hatte.

Im Jahr 2008 habe sie, so die Mutter zweier Söhne, die beide Opfer des 45-Jährigen geworden waren, eine Annonce aufgegeben und nach einem Babysitter gesucht. Sie hatte sich von ihrem Mann getrennt. Und da der sich nach der Trennung nicht mehr wirklich um die Kinder gekümmert habe, habe sie nach einem Babysitter Ausschau gehalten. Ihre Söhne seien damals fünf und zirka drei Jahre alt gewesen. Sie habe dem Angeklagten auch gleich beim ersten Treffen gesagt, dass sie Polizistin sei. An eine Reaktion des Angeklagten auf ihren Beruf konnte sie sich nicht mehr erinnern.

Wenn er ankam, sind die direkt auf den los, sind an ihm hochgeklettert.
51-jährige Zeugin

Auch ihre Söhne hätten sich immer auf den Angeklagten gefreut. „Wenn er ankam, sind die direkt auf den los, sind an ihm hochgeklettert.“ Und weiter: „Die haben ihn halt geliebt. Er war einfach ein Freund der Familie.“ Als die Söhne dann vor der Kinderkommunion noch getauft werden mussten, habe der Angeklagte sogar die Patenschaft für ihren Ältesten übernommen. Als sie in finanziellen Nöten war, bekam sie von dem Angeklagten gar ein Privatdarlehen im oberen fünfstelligen Eurobereich.

Über ihre Söhne sagte sie, dass die sich an nichts konkretes erinnerten. Die wollen damit nichts zu tun haben. „Für ihre Söhne habe derzeit Ausbildung und Freunde Priorität“. Der Prozess wird fortgesetzt.