Millionen-Sanierung in KölnDer Wasserturm eröffnet bald als nobles Hilton-Hotel

Der Wasserturm in Köln
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Köln – Irgendwann in all dem Gewusel auf der Baustelle im Wasserturm sagt der neue Hoteldirektor Sven Beissel einen Satz, den Hoteldirektoren überall auf der Welt vermutlich schon mal gesagt haben: „Am Ende ist es wie immer: Die letzten Sachen räumen wir eine halbe Stunde vor Eröffnung herein.“
In die Sanierung flossen mehrere Millionen Euro
Tatsächlich braucht es beim Rundgang in dieser Woche noch einiges an Phantasie, um sich vorzustellen, dass aus all den Kabeln, Brettern und kahlen Wänden bald eines der Top-Hotels in Köln wieder eröffnet – und zwar als „Curio Collection“.

Die beiden Verantwortlichen des Betreibers, Jörg Schiffmann und Hoteldirektor Sven Beissel
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Es ist eine eigene Marke von Hilton, die mehr auf Lifestyle setzt, deren Häuser und Resorts laut eigener Aussage einzigartigen Charakter haben. Mehr als 90 dieser Häuser stehen weltweit, nun folgt das erste in Köln. Das Stammhaus Hilton selbst beherbergt unweit des Doms in der Marzellenstraße seine Gäste. Im Wasserturm soll im Herbst dieses Jahres die Sanierung abgeschlossen sein, von Oktober ist die Rede. Laut Jörg Schiffmann, Verantwortlicher des Betreibers „GCH Hotel Group“ hat das Vorhaben „mehrere Millionen Euro“ gekostet. Seit März 2020 war das Haus geschlossen.

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Nun ist das Hotel im Wasserturm nicht irgendein Hotel, es hat eine lange Geschichte (siehe Info-Text) – und Geschichten rund um ein Hotel sind immer gut. Geschichten schaffen Emotionen und sind mehr als einfach nur eine schnöde Übernachtung. Beim Rundgang fallen beispielsweise die Namen der Star-Schauspieler Angelina Jolie und Brad Pitt als früheren Gästen, auch die Rolling Stones waren hier. Der Technik-Chef berichtet von einer Tür, die eigens für Kanzlerin Angela Merkel eingebaut worden sein soll.
Alle 88 Zimmer auf den elf Etagen drehen die Bauarbeiter auf links, die ganze Technik installieren sie neu, nur wenige Überbleibsel der Innenarchitektin Andreé Putman aus den 90er-Jahren bleiben, beispielsweise ein Wandschrank samt Bar.
Geschichte des Wasserturms
1872 ist der Wasserturm in Köln nach vier Jahren Bauzeit in Betrieb genommen worden, er versorgte die wachsende Stadt mit Wasser. Der Londoner Ingenieur John Moore hat ihn entworfen. 35 Meter hoch ist der Turm etwa, der Durchmesser liegt bei mehr als 30 Metern. Im Zweiten Weltkrieg wurde er stark beschädigt, war eine Ruine. Seit 1983 steht der Wasserturm unter Denkmalschutz.
1990 war der fünfjährige Umbau zu einem exklusiven Hotel abgeschlossen. 2018 gab es nach einem Eigentümerwechsel viel Streit um das Fünf-Sterne-Haus, weil der damalige Besitzer Vicous Group AG der Wasserturm GmbH als Betreiber gekündigt hatte. Die meldete Insolvenz an. 2019 wechselte das Haus laut Betreiber GCH Hotel Group erneut den Besitzer, im Oktober 2021 soll es eröffnen. (mhe)
Ansonsten soll sich – na, klar – das Thema Wasser durch das Hotel ziehen, etwa durch eine Wasseruhr oder den Rheinpegel. Einen angedachten großen Brunnen in der Lobby untersagte der Denkmalschutz. Seit 1983 ist das Gebäude geschützt, all die Arbeiten mussten mit Stadtkonservator Thomas Werner und seinen Mitarbeitern abgesprochen werden – das empfinden Bauherren oft als mühsam, gehört aber dazu.
Vor allem ist der Wasserturm als Gebäude ja nicht leicht zu bespielen, kein Zimmer gleicht dem anderen, die Wände sind dick, Tageslicht eher selten – das Gebäude ist einzigartig und schwierig zugleich. Direktor Beissel sagt: „Wir wollen es locker und easy halten.“ Schiffmann spricht von einem „Wow-Effekt“.

In der Lobby steht aktuell noch das Baugerüst.
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Tatsächlich war das Corona-Jahr 2020 ein fieses für die Hotel-Branche, doch sowohl Bleiss als auch Schiffmann glauben an Besserung, trotz möglicherweise weniger Tagungsgäste. In Zukunft soll die 360-Grad-Botanik-Bar auf der Dachterrasse Umsatz bringen, sie ist nicht nur für Hotel-Gäste reserviert, früher kochten dort Sterne-Köche, nun soll es dort legerer zugehen.

Noch läuft der Zimmerausbau.
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Auch Hochzeiten sollen eine dauerhafte Einnahmequelle sein, für nächstes Jahr haben laut Direktor Beissel schon viele Paare im Wasserturm gebucht, er sagt mit einem Lächeln im Gesicht: „Um noch etwas zu bekommen, muss man schon bereit sein, am Montagabend um 23.59 Uhr zu heiraten.“ Was als Spaß gemeint ist, soll aber wohl auch signalisieren: Das Hotel im Wasserturm ist wieder zurück.