Merheimer Chefarzt und LehrstuhlinhaberNierenspezialist Professor Manfred Weber wird verabschiedet

Mehrfach ausgezeichnet: Nierenspezialist Professor Manfred Weber geht mit 65 Jahren in den Ruhestand. (Foto: Rosenbaum)
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Köln – An seinem letzten Arbeitstag wird es neben viel Lob und Dank auch ein Wiedersehen geben, das ihn ganz besonderes freut: Als Hommage an „ihren“ Klinikchef Professor Dr. Manfred Weber haben seine Oberärzte nicht nur ein wissenschaftliches Symposium organisiert, sondern dazu noch 150 Ärzte aus dem ganzen Bundesgebiet eingeladen, die „der Chef“ einst ausgebildet hat. Am Montag wird der Chefarzt der Medizinischen Klinik I in Merheim im großen Kollegenkreis in den Ruhestand verabschiedet.
Ein paar Gänge zurückschalten
Er freue sich durchaus, „ein paar Gänge zurückschalten zu können“, sagt der renommierte Nierenspezialist. 20 Jahre stand Weber an der Spitze der städtischen Klinik mit den Schwerpunkten Nieren- und Hochdruckerkrankungen, Transplantationsmedizin sowie Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes (Gastroenterologie).
Und nicht nur das. Seit 2006 ist Weber auch Inhaber des Lehrstuhls für Innere Medizin II der Universität Witten/Herdecke auf dem Campus Merheim.
Was der mehrfach ausgezeichnete Mediziner hinterlässt, sind vor allem große Fortschritte. Allein in diesem Jahr wurden im Transplantationszentrum Merheim schon 69 Nieren verpflanzt. „Wir sind damit heute das größte Nieren-Transplantationszentrum in NRW.“
Die Medizinische Klinik I betreut die Patienten vor und nach der Organverpflanzung durch die Chirurgen. Mehr als 1500 Nierentransplantierte habe er mit seinem Team gewiss behandelt, so der Klinikchef. Sein Ziel sei es allerdings immer gewesen, zu verhindern, dass die Patienten überhaupt dialysepflichtig werden oder gar eine Spenderniere brauchen.
Aus diesem Grund habe er schon 1995 an seiner Klinik ein klinisch-immunologisches Labor zur Frühdiagnostik eingerichtet. Dies habe dazu beigetragen, so der Nephrologe und Internist, „dass wir viele Nierenerkrankungen, vor allem immunologischer Art, rechtzeitig erkannt haben und gut behandeln konnten.“
Wissenschaftliche Pionierarbeit
Bei der Behandlung des Alport-Syndroms, einer erblich bedingten Nierenerkrankung, leistete Weber mit seinem Team und in Kooperation mit der Uni-Klinik sogar wissenschaftliche Pionierarbeit. Beim Alport-Syndrom werden die Filtrationskörperchen zerstört, so dass die Nieren im Schnitt schon mit 22 Jahren ihren Dienst versagen.
Weber: „Wir haben eine bestimmte medikamentöse Therapie eingesetzt, die wir zunächst an Mäusen ausprobiert hatten.“ Seit etwa 15 Jahren komme die erfolgreiche Behandlung im klinischen Alltag zum Einsatz, und zwar bei genetisch vorbelasteten Kindern, deren Vater oder Mutter am Alport-Syndrom erkrankt sind.
Dank der Therapie werde der Beginn der Dialysepflicht um 18 Jahre hinausgezögert, berichtet Weber, der 2005 auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin war und im selben Jahr noch die Deutsche Stiftung Innere Medizin gründete. Das alles neben der Arbeit in der Klinik, zu der nicht zuletzt der Aufbau einer leistungsstarken Gastroenterologie gehörte mit allein 8000 Endoskopien im Jahr.
Wenn er heute als Arzt und Klinikchef zurückschaue, sagt Weber, dann sehe er die Finanzierung des Gesundheitssystems durch die Fallpauschalen am kritischsten. „Der Patient ist nur noch eine Umsatzgröße“, beklagt der Mediziner. „Der Chefarzt ist heute wie der Manager eines mittelständischen Unternehmens, der in erster Linie dafür sorgen muss, dass der Laden schwarze Zahlen schreibt.“ Das vertrauensvolle Arzt-Patienten-Verhältnis rücke dadurch an zweite Stelle.
Wer bei den städtischen Kliniken Webers Nachfolge antreten wird, steht noch nicht fest. Dasselbe gilt für den Lehrstuhl. Er selber werde künftig noch in einer Rodenkirchener Praxis Patienten behandeln, erzählt der 65-Jährige. Ansonsten freue er sich darauf, mehr Sport zu treiben, mehr kulturell mit seiner Frau zu unternehmen und öfter seine Kinder und Enkel sehen zu können.