Mentor aus Köln90-Jähriger gilt als einer der ältesten Forscher Deutschlands

30 Jahre lang stand Professor Wilhelm Stoffel im Hörsaal der Medizinischen Fakultät. Noch heute ist der 90-Jährige auf dem Gebiet der Molekularen Biomedizinischen Forschung aktiv.
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Köln – Eine der größten Überraschungen am Freitag war für Professor Wilhelm Stoffel wohl das Klavier im Hörsaal der Medizinischen Fakultät – und sein Klavierlehrer Benedikt Newzella, der für ihn darauf Gershwin und Beethoven spielte.
„30 Jahre lang habe ich jeden Morgen an dieser Stelle gestanden – aber so etwas hat der Hörsaal noch nie gehört“, sagt der Jubilar, der am vergangenen Montag seinen 90. Geburtstag feierte.
Der national und international renommierte Kölner Mediziner und Chemiker ist der älteste Forscher, der von der Deutschen Forschungsgesellschaft gefördert wird.
Generationen von ehemaligen Schülern von Professor Stoffel hatten zu seinem runden Geburtstag ein Symposium organisiert, bei dem er nicht nur als Forscher, sondern auch als empathischer Mentor gewürdigt wurde. Gratulanten waren unter anderem Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes und der Dekan der Medizinischen Fakultät, Professor Thomas Krieg. Angereist waren ehemalige Schüler sogar aus Australien, Japan, Russland und der Schweiz. „Ich kenne jeden einzelnen mit Vor- und Nachnamen“, so der 90-Jährige, der im Hörsaal anhaltenden Applaus bekam.
Wilhelm „Willy“ Stoffel wurde 1928 in Köln geboren, machte sein Abitur am Apostelgymnasium und studierte an der hiesigen Universität Medizin. Nach dem Doktortitel folgte ein zweiter in Chemie. Trotz Stationen an Universitäten in New York und Zürich kehrte er für seine Molekulare Biomedizinische Forschung immer zurück an den Rhein. „Natürlich auch wegen meiner Frau und unseren vier Kindern. Köln ist immer unsere Heimat gewesen“, sagt Stoffel.
1984 gründete er das erste deutsche Graduiertenkolleg, 1995 war er entscheidend an der Gründung des Zentrums für Molekulare Medizin in Köln beteiligt – heute das Center for Molecular Medicine Cologne (CMMC). Aktuell erforscht er mit seiner Arbeitsgruppe die Bedeutung von bestimmten Polyenfettsäuren für den Lipid-Stoffwechsel. „Ich habe nur zwei Hobbys – die Forschung und das Klavierspiel.“ Ans Aufhören, so Stoffel, denke er nie.