Bei den „Kölner Menschen“ der Kölnischen Rundschau gaben Prominente aus der Domstadt tiefe Einblicke in innerste Beweggründe und ihren Antrieb zum Erfolg.
Talk der Kölnischen RundschauKasalla rockten die „Kölner Menschen“ - Alle Gespräche im Video
Eine Hänneschen-Intendantin, die in ihrer Kindheit kein Kölsch sprach. Ein Polizeipräsident, der in Köln Anarchie kennen lernte. Eine Sternekoch, der für Leberwurstschnitten schwärmt. Wenn prominente Kölner sich in gelöster Atmosphäre zwei Moderatoren gegenüber öffnen, dann gibt es Einblicke, weit tiefer als im Zeitalter sozialer Medien noch üblich. Eben das macht die „Kölner Menschen“ – ein Abend mit Talk und Musik von der Kölnischen Rundschau und der SK Stiftung Kultur der Sparkasse Köln/Bonn – aus. Auch die jüngste Auflage im „Komed“ war davon geprägt.
Mareike Marx: Bärbelchen statt Barbie
Mehr Kölsch Mädche geht nicht: In Mülheim geboren, in Nippes aufgewachsen . „Als Kind war ich oft im Hänneschen“, sagt Mareike Marx, seit November Intendantin eben dieses Stabpuppentheaters. Der einzige Fleck auf der rot-weißen Weste: Kein Kölsch in der Kindheit. Das war verpönt. Was nicht hinderte, dass sie, als Puppen hoch im Kurs standen, fürs Bärbelchen schwärmte.
Doch was hat Marx mit dem Hänneschen vor, versucht Norbert Minwegen von der SK Stiftung Kultur ihr zu entlocken. „Man braucht Wurzel und Flügel“, so ihr Credo. Tradition sei ihr wichtig, aber auch Diversität. „Das darf nur nicht zwanghaft geschehen, nicht die Figuren verraten“, hält sie die Hand über Tünnes und Schäl. Woran bemisst sie ihren Erfolg? „Wenn Kinder herzhaft lachen und Erwachsenen wehmütig weinen.“
Falk Schnabel: Im Auge des Sturms
Er scheut nicht die Gefahr: Als Falk Schnabel im April 2022 seinen Dienst als neuer Kölner Polizeipräsident antrat, zog er vorerst auf die Kyffhäuserstraße. Im Auge des karnevalistischen Sturms. Von Münster kommend hatte er wohl eine etwas naive Vorstellung vom Fasteleer. „Am 11.11 dachte ich, so gegen Mittag kommen wohl die Ersten.“ Weit gefehlt: „Um 8 kamen mir schon exotische Tiere entgegen.“
Wie er denn mit dem Kölner Radverkehr klar komme, will Moderator Jens Meifert, Leiter der Kölner Lokalredaktion der Rundschau, wissen. Unterwegs im Kwartier Latäng, habe er sich gedacht: „Ich bin wohl der einzige, dem Verkehrsregeln etwas bedeuten.“ „Kölsche Petitessen“ gemessen an Schnabels Alltag: „Die Zahl der Geldautomaten-Sprengungen geht hoch. Den Kampf gegen das Darknet nehmen wir auf.“
Cordula Stratmann: Immer auf Sendung
Cordula Stratmann vergeht das Lachen, wenn sie von Gewalt unter Jugendlichen hört: „Das ist eindeutig das Versagen der Eltern“, sagt die Komikerin und Familientherapeutin. Ihr Tipp: „Ohne Humor kriegt man Kinder nicht durch.“ Aber mit Lachen kommt man nicht durch die Sendung „LoL“, in der Komiker aufeinander losgelassen werden. Wer lacht, fliegt raus. „Das war eine außerkörperliche Erfahrung“, berichtet sie. Wann sie mal abschalte, fragt Minwegen: „Gar nicht“, so Stratmann, die auch im Komed in sich ruhte.
Maximilian Lorenz: Heimliches Schnitzel
Über dem Restaurant, das seinen Namen trägt, schwebt der Stern von Michelin. Allabendlich bereitet er in der Johannisstraße Feinstes zu – es sei denn, er stellt sich den Fragen von Jens Meifert. Eine ungewohnte Rolle für Maximilian Lorenz, der sich wundert: „Warum ist meine Hose sauber, warum rieche ich nicht nach Essen?“
Wurde ihm die Kochkunst in die Wiege gelegt? Jedenfalls nicht von der Mutter. Was sie am Herd zubereite, grenze an Körperverletzung, schaut Lorenz hilfesuchend zum Polizeipräsidenten. Die Oma war es, die seinem Gaumen schmeichelte und den Sinn fürs Heimische schärfte: „Ich bin deutsch, ich koche deutsch, mit deutschen Produkten.“ Und wenn der Stern drückt, fährt er „heimlich“ in seinen Alten Lindenhof (Bergisch Gladbach) und brät „herrliche Schnitzel“. Nur überboten von Leberwurstschnitte mit Gürkchen, auf dem Sofa genossen, zum „Traumschiff“.
André Henning: Die Kunst des Loslassens
Er ist der Cheftrainer der deutschen Nationalmannschaft der Hockey-Herren. Wobei: „Chef“ kann so nicht stehen bleiben. „Das haben wir versucht, umzudrehen.“ Sein Erfolgsrezept, mit dem er und seine Mannschaft 2023 den Weltmeistertitel holte: „Einbinden und mitentscheiden lassen.“
Einfach so? Nein: „Es hat gedauert, loslassen zu können“, sagt Henning. Das alles in einem Umfeld, dass Hockey-Sport zu einer Nacht- und Nebelaktion macht. „Wir können nicht davon leben.“ Vor und nach dem Job werde trainiert. Das bittere Resümee des ehemaligen Trainers von Rot-Weiss Köln: „Wir haben hier nicht gerade die ganz große Unterstützung.“
„Basti“ Campmann: Tränen des Glücks
Was 2011 auf der Zülpicher mit 200 Zuhörern begann, fand 2022 im Rheinenergie-Stadion vor 41 000 Fans seinen Höhepunkt. Ein Abend, der „Basti“ Campmann und seinen Kasallas nach dem Corona-Tal die Tränen in die Augen trieb. Die Pandemie vorbei? Nicht für Musiker, glaubt Campmann: „Wie es vorher war, wird es nicht mehr.“ Über Konzertbesuche werde nun kurzfristiger entschieden. Aber es bleibt schön.
Kasalla hat mittlerweile auch Auftritte außerhalb der rheinischen Tiefebene. Sprachbarrieren? „Man muss nicht jedes Wort verstehen, um es zu fühlen“, erklärt Campmann die Seele einer Stadt. Einer Stadt mit K. Wo Campmann ist, ist die Musik von Kasalla nicht weit: Auftritt: Alle Jläser huh, Mir sin eins – da waren genug der Worte gewechselt, da hielt es keinen mehr auf den Stühlen, da war janz viel Jeföhl.