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„Maskenpflicht ist der Hammer“Wie Eltern und Lehrer die neuen Regeln aufnehmen

Lesezeit 3 Minuten

Viel Disziplin nötig: An weiterführenden Schulen sollen bald alle in wieder proppenvollen Klassen Masken tragen.

  1. Jetzt ist es beschlossen: In NRW gilt an Schulen die Maskenpflich.
  2. Nicht nur viele Eltern reagieren geschockt, empört, fühlen sich überrannt, angesichts der „total überraschenden“ Nachricht.
  3. Auch Schulleitungen fragen sich, wie nun die Vorgaben des Landes umgesetzt werden können.
  4. Zumal die Zeit extrem knapp ist den Herausforderungen zu begegnen.

Köln – „Ich finde das den absoluten Hammer. Maskenpflicht im Unterricht??! Die armen Schüler. Und Schulräume, die nicht gelüftet werden können, einfach schließen?“, schreibt gestern ein Vater in der Whatsapp-Gruppe von Kölner Eltern, die nach der Pressekonferenz von Schulministerin Yvonne Gebauer mittags „explodiert“. „Meiner Meinung nach hat es sich das Ministerium so einfach wie möglich gemacht. Sie haben keinen einzigen kreativen Lösungsvorschlag erarbeitet. Alles soll so weitergehen wie vor Corona, nur alles mit Maske .“

Empörung auch bei den Schulleitern

Nicht nur viele Eltern reagieren geschockt, empört, fühlen sich überrannt, angesichts der „total überraschenden“ Nachricht, dass an weiterführenden Schulen die Schüler (und Lehrer) einen Mund-Nase-Schutz tragen müssen. Eventuelle Ausnahmen liegen im pädagogischen Ermessen der Lehrer. Auch Schulleitungen fragen sich, wie nun die Vorgaben des Landes umgesetzt werden können und sehen sich vor große Herausforderungen gestellt. Präsenz soll die Regel sein, Home-Schooling die Ausnahme. Welche Räume sind zu nutzen? Wie viele Lehrer fehlen? Wie werden die Stundenpläne gestaltet, Pausen mit Abstand organisiert? Eine schwierige Gemengelage. Die Kollegien diskutieren viele Fragen, feilen an kniffligen Konzepten. Gerüchte kursieren, dass eine Schule draußen unterrichten will. . .

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„Ich bin geschockt, dass wir es schaffen müssen, dass die Kinder teils über acht Stunden lang die Maske aufsetzen sollen, die ganze Zeit“, sagt Sabine Schuhmacher, stellvertretende Schulleiterin des Theophanu-Gymnasiums in Kalk. Ihr sei klar, dass Maßnahmen nötig sind, um das Infektionsrisiko zu minimieren und die Corona-Schutzverordnung einzuhalten. Aber die Umsetzung sei schwierig. „Das ist eine drastische Maßnahme, eine eigentlich unerträgliche Vorstellung.“ Probleme bereiten auch Vorgaben, dass nicht richtig zu lüftende Räume nicht als Klassenräume genutzt werden dürfen. Sabine Schuhmacher: „Bei uns gibt es einen ganzen Trakt solcher Räume. Viele Schulen haben grundsätzlich zu wenig Räume.“ Schulleiter Rolf Grisard von der Heinrich-Böll-Gesamtschule bestätigt, dass die Umsetzung kompliziert ist, mit „viel Regelungsbedarf“ und Dokumentationspflichten verbunden.

Die Zeit drängt sehr

Viel Zeit zur Umsetzung bleibt nicht, bevor Mitte kommender Woche die Schulen in NRW starten. Die kurzfristigen Informationen kritisiert Lutz Tempel von der Stadtschulpflegschaft Köln. Er fragt sich unter anderem, was passiert, wenn kein Präsenz-Angebot gemacht werden kann, wie Online-Unterricht organisiert wird, wenn die Kinder in der Schule sind und Lehrern aus Risikogruppen zuhause bleiben. „Wie soll das gehen? Gibt es dann Übertragungen auf Bildschirme in Klassen?“ Außerdem gebe es längst noch nicht genug Laptops. Wie viele Geräte bereits zusätzlich beantragt oder angeschafft wurden, wie angekündigt, war gestern von der Stadt Köln, als Schulträger für die Schulausstattung zuständig, nicht zu erfahren. Keine Stellungnahme.

Für die Grundschüler gilt neben den gängigen Hygiene-Regeln keine generelle Maskenpflicht in den Klassen. Doch auch hier gibt es viel zu bedenken. Am Konzept für ein „Corona“-Präsenzschuljahr bastelt auch das Kollegium der Montessori-Grundschule Gilbachstraße. „Wir werden am 13. August wohl in zwei Gruppen die Einschulung der 60 i-Dötzchen draußen im Park feiern“. Wie der eigentlich jahrgangsübergreifende Unterricht laufen soll, ist noch die Frage – übergreifenden Unterricht soll es laut Ministerium eigentlich nicht geben.

Plädoyer für Testpflicht

Mit Sorge bleibt abzuwarten, wie sich die Infektionszahlen entwickeln und was passiert, wenn es einen Fall in einer Schule gibt. Für Pflichttestungen statt freiwilliger regelmäßiger Covid-19-Tests spricht sich die Kölner Geschäftsführerin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Eva-Maria Zimmermann aus. Sie befürwortet das generelle Tragen von Mund-Nase-Masken. „Es ist eine superschwierige Lage, die Klassen sind voll, das Infektionsgeschehen entwickelt sich nach oben. Es gibt die Sorge, dass es eine zweite Welle gibt.“ Generell problematisch findet sie, dass „eine immense Arbeitsbelastung“ für Lehrer bleibt. Zu den fehlenden Kräften aus Corona-Risikogruppen komme der generelle Lehrkräftemangel. „Auch das Problem ist nicht gelöst.“