Marodes JustizzentrumNeubau an der Hans-Carl-Nipperday-Straße geplant
Köln – Am 8. April 2014 musste es schnell gehen. Per Dringlichkeitsentscheidung votierte der Stadtrat dafür, das Justizzentrum an der Hans-Carl-Nipperdey-Straße neu zu bauen, vis-à-vis des maroden Hauses an der Luxemburger Straße (siehe Grafik). Zuvor hatte das NRW-Justizministerium die Stadt vor die Wahl gestellt zwischen dem Areal an der Hans-Carl-Nipperdey-Straße und den Domgärten nahe der Bonner Straße.
Den Dringlichkeitsentscheid hätte es seinerzeit nicht gebraucht, jahrelang hat sich in der Causa nichts entscheidendes getan – zwischenzeitlich war sogar eine Anmietung eines Bürogebäudes irgendwo in der Stadt eine Option. Doch die Variante hat sich erledigt, nach Rundschau-Informationen ist die Entscheidung gefallen: Der Neubau soll an der Hans-Carl-Nipperdey-Straße umgesetzt werden. Wann es losgehen soll und was es kostet, war am Dienstag nicht zu erfahren. Geplant war der Umzug mal für die Jahre 2024 bis 2028, 2016 ging das Land von „mehr als zehn Jahren“ für die Umsetzung aus. Ein Sprecher des Justizministeriums sagte: „Final ist noch nichts entschieden, Anfang August kommunizieren wir etwas.“ Nach Rundschau-Informationen gilt der Standort aber als ausgemacht.
Speer wollte keine Bebauung
Kölns Baudezernent Markus Greitemann sagte: „Wir befinden uns in sehr, sehr guten Gesprächen bezüglich der Planungen rund um das Justizministerium herum.“ Noch ist die Fläche im Bebauungsplan als öffentliche Grünfläche hinterlegt, der Stadtrat müsste ihn erst ändern. Albert Speer schrieb 2008 im Masterplan Innenstadt: „Der südwestliche Rand entlang der Hans-Carl-Nipperdey-Straße sollte hingegen von einer Neubebauung freigehalten werden (...).“ Darauf pochte der Stadtrat 2014 in seinem Beschluss, die Fortführung des inneren Grüngürtels sollte mindestens in einer Größenordnung erfolgen, die der Masterplan vorsieht. Zumal ein Wettbewerb 2017 klärte, wie das Areal als Grüngürtel aussehen soll – von einem Justizzentrum war nichts zu sehen. Kassiert die Stadt also nun ihren eigenen Wettbewerb?
Das Autonome Zentrum (AZ) müsste weichen, die Vereinbarung zwischen Stadt und AZ läuft aber Ende 2019 aus. Das AZ nutzt seit 2015 das frühere städtische Kanalbauamt.
Seit Jahren beschweren sich viele der 1800 Mitarbeiter und Nutzer über den Bau (siehe Text unten), dort sind Landgericht, Amtsgericht und der Anwaltverein untergebracht, daneben liegt die Heimat der Staatsanwaltschaft. Schon 2014 sagte das Justizministerium: „Ein Neubau ist deshalb die bei weitem bessere Alternative.“ Damals sollte der Bau sechs Geschosse haben.
Die Vorteile sind, erstens: Die Sanierung fällt weg. Zweitens: Das Haus der Staatsanwaltschaft könnte weiter genutzt werden. Drittens: Nach einer sehr groben Schätzung kostet der Neubau nur 85 Prozent gegenüber einer Kernsanierung, die das Land früher mit einem niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag angegeben hatte. Der Nachteil: Wer will ein solches Gebäude kaufen? Die SPD fordert in einer Kleinen Anfrage im Landtag, dort günstigen Wohnraum zu bauen.
Mikrowohnungen auf 13 Etagen
In der alten Arbeitsagentur gleich neben dem Justizzentrum will „Die Wohnkompanie NRW“ (DWK) insgesamt 840 Mikrowohnungen einrichten. Dies sind besonders kleine Wohnungen. Mit etwa 30 Quadratmetern Wohnfläche sollen sie besonders für Studenten und Fernpendler attraktiv sein. 1982 war die Arbeitsagentur ein- und Ende 2017 ausgezogen.
Die Düsseldorfer Zweigstelle des in Deutschland und Österreich tätigen Projektentwicklers und Bauträgers ist jedoch noch dabei, Baurecht zu schaffen. „Bei der Fülle an Projekten, die wir derzeit haben, fehlt es derzeit an Planern und Baukapazitäten“, hieß es am Dienstag bei der Wohnkompanie. Vor allem die Sicherheitstechnik ist bei 13 Etagen eine Herausforderung.
Eine Fertigstellung des Projekts „LUX121“ – so benannt wegen der Adresse Luxemburger Straße 121 (siehe Grafik) – kann es deshalb allerfrühestens in zweieinhalb Jahren geben, teilte DWK mit. (mfr)