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Maria Magdalena MoserEine Schweizerin gibt den Hausangestellten in Bolivien eine Stimme

Lesezeit 3 Minuten
Eine Hausangestellte in Bolivien.

Eine Hausangestellte in Bolivien.

Hautnah die Lebensgeschichten bolivianischer Hausangestellter erfahren, können Interessierte in Köln beim Salon Interkultur am Donnerstag, 12. Oktober.

Ihre eigenen Erfahrungen als Kindermädchen in Madrid und Haushaltshilfe in Basel machten sie vielleicht hellhörig und öffneten den Blick für das Thema. „Als ich dann fünf Jahre lang in der Entwicklungshilfe für eine NGO in Bolivien tätig war, hat mich die Thematik der Hausarbeiterinnen richtig gepackt“, erzählt Maria Magdalena Moser. Das ist weit über 25 Jahre her. Seit über einem Vierteljahrhundert sammelt die Schweizer Autorin und Kuratorin nun Geschichten von Hausangestellten in Bolivien.

Moser hört den Frauen zu, schreibt auf und gibt die Geschichten weiter. „Die Hausarbeiterinnen leben in der Peripherie der Gesellschaft. Sie haben meist indigene Wurzeln. Sie kommen vom Land in eine urbane Welt, die auf sie und ihre Wurzeln herabblickt“, beschreibt Moser. Genau dieses Spannungsfeld interessiert sie. 2008 veröffentlichte Moser ihren Roman „Geflochtene Wege - zwischen Wurzeln und Verlust in Bolivien“. Und Moser blieb weiter am Thema dran.

Maria Magdalena Moser

Maria Magdalena Moser

Mit Bildern des Fotografen Luca Zanetti hat sie 2022 einen Bildband mit dem Titel „Unsere Kraft trägt uns voran“ veröffentlicht. Hausangestellte im Alter zwischen 12 und 71 Jahren erzählen dort - von ihrem Alltag, von ihren Wünschen und Träumen. „Immer wieder spürbar wird ihre enorme Kraft und Energie, auch wenn fast alle traumatische Erlebnisse haben“, sagt Moser.

Anlaufstellen für Hausangestellte gegründet

Genau diese Kraft will sie mit einem Projekt stärken, das sie zusammen mit ihrem Mann vor rund 15 Jahren gestartet hat. Unter dem Namen „Trenzando“ haben sie eine Anlaufstelle geschaffen, in der sich Hausangestellte über ihre Rechte informieren können und in ihrer Selbstbestimmung, ihrer Würde und ihrer kulturellen Identität gestärkt werden. Nach der ersten Anlaufstelle in der bolivianischen Hauptstadt Sucre gibt es inzwischen eine zweite in Santa Cruz.

„Für viele Hausarbeiterinnen sind die Anlaufstellen die Orte, an denen sie sich zum ersten Mal zuhause und wertgeschätzt fühlen. Sie sind Oasen der Erholung und der Würde. Viele Hilfesuchende sind alleinerziehend und schätzen es, wie sehr auch ihre Kinder die Oasen lieben“, sagt Moser, selbst vierfache Mutter.

Veranstaltung soll den Blick öffnen

Bei der Veranstaltung in Köln ergänzt Singer-Songwriter Carlos Gabriel Klein die geschriebenen und fotografierten Porträts um eine musikalische Dimension. „Ich glaube, dass wir viel von anderen Kulturen lernen können. Die Energie, die von den bolivianischen Frauen ausgeht, ist sehr anregend“, sagt Moser. Zudem könne die Veranstaltung vielleicht auch den Blick auf Hausarbeiterinnen generell öffnen. „In Deutschland sind es die polnischen Putzfrauen, die als Hausarbeiterinnen arbeiten; in Hongkong Filipinas. Das Prinzip ist ähnlich“, meint Moser.

Salon Interkultur, Donnerstag, 12.Oktober, 18 Uhr, Bürgerhaus Müze, Berliner Straße 77. Eintritt frei. www.interkultur-ev.net.