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lit.Cologne in KölnAnne Will und Maren Kroymann setzen Denkmäler für die Liebe

Lesezeit 2 Minuten
Anne Will (links) und Maren Kroymann auf der Bühne der lit.Cologne.

Anne Will (links) und Maren Kroymann auf der Bühne der lit.Cologne.

Will und Kroymann lasen am Überraschungsabend der lit.Cologne aus dem Roman „Sonja“.

Sie kamen schwarz gekleidet auf die Bühne. Ein Hinweis? Schließlich wusste niemand so recht, worauf man sich eingelassen hatte. Am Ende des Abends stand jedoch fest: Anne Will und Maren Kroymann haben gezeigt, wie vielfältig und schön Liebe sein kann.

Es war die 58. Veranstaltung der diesjährigen lit.Cologne, die gestern im WDR-Funkhaus stattfand. Auch in diesem Jahr ist Europas größtes Literaturfest in der Domstadt zu Gast und präsentiert vom 5. bis 17. März 2024 unterschiedlichen Lesungen, Themen- und Porträtabende.

Für die Beiden war es nicht die erste gemeinsame Lesung. Die Entscheidung, welches Buch sie lesen wollten, sei ihnen trotzdem nicht leichtgefallen. „Das war deshalb so schwierig, weil wir ein Buch gesucht haben, wo es zumindest auch triftig ist, dass wir darüber reden“, erklärte Kroymann. Die Wahl fiel schließlich auf den Roman „Sonja“, der 1981 erstmals unter einem Pseudonym von Luise F. Pusch veröffentlicht wurde. Er erzählt von Sonja und Judith sowie ihrer tragischen Liebesbeziehung in den 1960er Jahren. Denn Sonja bringt sich um und Judith beginnt zur Trauerbewältigung, ihre Geschichte aufzuschreiben. „Ich möchte ihr mit diesem Buch ein Denkmal setzen“, heißt es im ersten Kapitel.

Parallelen zum eigenen Leben

„Es ist ein ernstes Buch. Aber entlang dieser tragischen Geschichte wird hier eine ganz unbestechliche Analyse der Gesellschaft der 60er Jahre geliefert“, begründete Kroymann ihre Entscheidung. „In Köln mit einem tendenziell eher lachbereiten Publikum, wofür ich meine Kölnerinnen und Kölner so liebe, mit einem so schweren Buch aufzutreten, ist nicht ohne“, kommentierte Will dieses Wagnis. Trotzdem zögerten die beiden nicht, in die Geschichte einzutauchen. Das Jahrzehnt, in dem sie spielt, war für lesbische Paare kein Leichtes. Parallelen, die die Vorlesenden auch zu ihren eigenen Leben zogen. „Noch eine Stelle, an der ich Maren ein Denkmal setzen kann“, erzählte Will. Als sich Kroymann 1993 als lesbisch geoutet hat, habe ihr das geholfen. „Ich hatte zwar ein Gefühl dafür, dass ich für Frauen schwärme, aber wusste es noch nicht“, sagte Will Kroymanns Entscheidung sei deshalb „einfach grandios“ gewesen. Ein Lob, das diese sichtlich rührte: „Ich freue mich ganz doll, dass du das sagst.“

Zum Schluss widmeten sich die beiden noch dem Vorwort des Romans. Als weitere Überraschung wurde zum Vorlesen die Autorin selbst auf die Bühne geholt. Mit dem Satz „Ohne Sonja wüsste ich nicht, wie wunderbar das Leben erst sein kann. Sogar, oder erst recht für Lesben“, beendete Luise F. Pusch den Abend, gefolgt von einem nicht enden wollenden Stehapplaus.