Klaas Heufer-Umlauf sprach bei der lit.Cologne über die „Bücher seines Lebens“. Zu einem Buch sagte er: „Ich habe noch nie so viel geheult bei einem Buch.“
lit.Cologne in KölnBei diesem Buch musste Klaas Heufer-Umlauf weinen
Aufgeregt murmelnd füllt sich der Klaus-von-Bismarck-Saal im WDR-Funkhaus am Montagabend mit Menschen aller Altersgruppen. Pünktlich zum Bergfest der 23. lit.Cologne steht hier der beliebte Moderator Klaas Heufer-Umlauf auf der Bühne, um gemeinsam mit Moderatorin Marie-Christine Knop über die „Bücher seines Lebens“ zu reden. Damit ist er nach Modeschöpfer Karl Lagerfeld und Autor Roger Willemsen der dritte Gast dieser Reihe. „Für Sie als Publikum ist das schade“, scherzt er.
Heufer-Umlauf ist gelernter Friseur als er sich entscheidet, Fernsehmoderator zu werden. Bekanntheit erlangt er vor allem als Teil des Unterhaltungsduos „Joko und Klaas“. Seit 2018 moderiert Heufer-Umlauf außerdem seine eigene Late-Night-Show namens „Late Night Berlin“.
Gewohnt lustig plaudert Heufer-Umlauf mit Knop darüber, dass er durch die Bücher seiner Schwester zum Lesen gekommen ist, die im Gegensatz zu ihm ein Gymnasium besuchte. „Auf der Schule, auf der ich war, wurde kein einziges Buch gelesen“, berichtet der 39-jährige von seinen Realschulerfahrungen aus Oldenburg und ergänzt: „Wir haben das natürlich auch nicht eingefordert und gesagt Moment mal, was ist denn das für ein Bildungsangebot.“ Außerdem erfahren die Zuhörenden, dass Heufer-Umlauf Taschenbücher den gebundenen Büchern vorzieht und zu der Fraktion gehört, die ihre Bücher mit Eselsohren und Kugelschreiber-Kritzeleien versehen.
Ein Buch „voller langweiliger Momente“
Fünf Bücher hat Heufer-Umlauf im Gepäck, die ihn jeweils für eine längere Zeit begleitet haben. „Livealbum“ von Benjamin von Stuckrad-Barre, das eine Art Reisetagebuch seiner ersten Lesetour ist, stellt Heufer-Umlauf als erstes vor: „Es hat mir gezeigt, wie man es schafft, den unterhaltsamen Moment aus einer vielleicht langweiligen Situation herauszukristallisieren. Und das Buch ist voller langweiliger Momente“, scherzt Heufer-Umlauf.
Von Thomas Bernhard hat der Moderator „Holzfällen. Eine Erregung“ mitgebracht, das vor allem die Abneigung des Ich-Erzählers gegenüber dem Kulturbetrieb thematisiert, dessen Teil das lyrische Ich selbst ist. „Man muss das einmal lesen, wenn man in irgendeiner Form in der Unterhaltungsbranche arbeitet“, erklärt Heufer-Umlauf den Anwesenden. „Wenn man nur fünf Minuten dachte, es sei wichtig, was man macht, wird man in diesem Buch eines Besseren belehrt.“
Die weiteren „Bücher seines Lebens“ sind „Alle Menschen sind sterblich“ von Simone De Beauvoir, „How to be good“ von Nick Hornby und „So schön wie hier kann’s im Himmel gar nicht sein“ von Christoph Schlingensief. Während de Beauvoirs Geschichte ihn zur Reflexion mit existenziellen Fragen motiviert und Hornbys Zeilen vor allem eine Liebesgeschichte in den Mittelpunkt rücken, beschreibt Heufer-Umlauf Schlingensiefs Tagebuch einer Krebserkrankung als eines der lebensbejahenden Texte, die ihm begegnet sind. Allerdings muss er auch gestehen: „Ich habe noch nie so viel geheult bei einem Buch.“