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Sally Records in Köln-LindenthalVinyl-Paradies wird von zwei schwarzen Katzen bewacht

Lesezeit 4 Minuten
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Gunnar Beckers verkauft in seinem Laden vor allem Platten, aber auch Spielzeug. 

Lindenthal – Sally begrüßt die Kunden gerne persönlich. Ein Stupsen mit der Tatze, ein leises Schnurren und dann gibt es manchmal auch ein bisschen Katzenmusik, die sich unter die Klänge aus den Boxen mischt. Nach dem schwarzen Haustier, das hier um die Regale streift, ist der kleine Plattenladen „Sally Records“ benannt. Wer ihn betritt, weiß sofort, um was es hier geht: Um die Leidenschaft für Vinyl, Spielzeug-Klassiker und schwarze Katzen.

Schallplatten und Legosteine

Schallplatten aller Musikgenres stehen in den Boxen und Regalen, Lego- und Duplosteine sowie -Figuren, Playmobil und Schleichtiere bilden die passende Kulisse für den Soundtrack vom Phonogerät hinter der Theke. Eine grüne Hulk-Figur verpasst dem Ambiente eine skurrile Note. Plattencover mit Stubentigern darauf schmücken die Wände. Zuerst kam Sally. Kurz bevor Gunnar Beckers vor sechs Jahren sein kleines Geschäft eröffnete, übernahm er sie von einer Freundin, die sie als Begleitung für ihre andere Katze aus dem Tierheim geholt hatte. Leider vertrugen die beiden Vierbeiner sich überhaupt nicht. Beckers nahm Sally kurzfristig in seine Obhut – und behielt sie.

Lucy leistet Sally Gesellschaft

Und weil sie eine schwarze Katze ist, eröffnete er seinen Laden an Halloween. Mittlerweile gibt es zwei von ihrer Sorte. Lucy leistet Sally Gesellschaft und hat ihre eigene Art, mit Kunden umzugehen: Wenn einer von ihnen eine Platte aus der Box nimmt und sie auf die anderen Kisten daneben legt, setzt die Katze sich darauf.

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Katze Lucy thront  auf  dem Vinylangebot.

Keine Frage, der kleine Laden und seine Crew haben Charme und ziehen viele Kunden an. Beckers hat für jeden Geschmack eine Auswahl: Von Rock über Funk, Soul, Pop, Indie und Jazz reicht sein Fundus an Second-Hand-Schallplatten.

Die Qualität der alten Scheiben

Zwischen einem und dreihundert Euro kosten die Platten, im Schnitt aber zehn Euro. Im Vergleich zu den vielen Neupressungen, die im Vinylhype nun auf den Markt schwemmen, sind sie also erschwinglich.

Beckers zieht die gebrauchten Platten vor: „Ich habe das Gefühl, dass die alten Scheiben eine bessere Qualität besitzen als die Neupressungen“, sagt er. Leben kann er von dem Plattenladen nicht. Beckers arbeitet hauptberuflich als Betreuer in einem Wohnheim für Menschen mit geistigen Behinderungen. „Mein Beruf macht mir sehr viel Spaß“, sagt er. Aber seine ganze Liebe gilt dem Vinyl.

Beckers hört selbst Schallplatten seit seiner Kindheit, zunächst Märchen und Ähnliches. Die erste selbstgekaufte Scheibe war „Take on me“ von der norwegischen Band Aha. Es folgten Rockalben, dann ging es in Richtung Indie und Punk. Die Mönchengladbacher Punkband EA 80 ist heute noch seine Lieblingscombo. „Es ist die mittlerweile älteste noch existierende Punkband. Es gibt sie seit 40 Jahren.

Wundertüten mit Musik und mehr

„Ich habe sie sicher hundert Mal gesehen“, erzählt Beckers. Die Pandemie machte es dem Musikfan schwer, sein Hobby auf gewohnte Weise auszuleben. Also bastelte er an einem neuen Angebot für seine Kunden: Wundertüten voller Produkte aus einer musikalischen Epoche, beispielsweise 80er-Jahre-Tüten samt Vinyl mit Songs aus der Zeit, Spielzeug wie Zauberwürfel und Legofiguren, Süßigkeiten wie Ahoi-Brause.

Die perfekte Geschenkidee für diejenigen, die ihre Jugend in den glamourösen Eightys verbrachten, während des Baby-Booms zwischen den 50er- und Ende der 60er-Jahre geboren, heute als „Boomer“ verschrien. Trostpflastermischungen für Erinnerungsgeplagte gibt es aber auch aus anderen Zeiten. Der Angebotsmix aus Platten und Spielzeug ergab sich zufällig: Anfangs hatte Beckers ein kleines Lego-Angebot für Plattenfans, die ihre Kids mitbrachten.

Tauschbox vor dem Laden

Es stieß auf großes Interesse, sodass er die Produktpalette vergrößerte. Nun kommen auch Väter, die ihre Plattensammlungen gegen Spielzeug für ihre Kinder tauschen.

Die Vinylscheiben, die er nicht verkaufen kann, kommen in eine wetterfeste Box vor dem Laden. Dort können Musikfreunde auch alte Alben, die sie loswerden wollen, hineinstellen. So hat sich Sallys kleiner Plattenschrank etabliert. Und weil sich an der Gleueler Straße 179 ein kleines Sammlerparadies etabliert hat, hatte Beckers nun prominenten Besuch: „Gerade war die Sendung mit der Maus hier“, berichtet er stolz. „Sie haben einen Beitrag zum Thema Sammeln aufgenommen.“

Sally Records, Gleueler Straße 179, Donnerstags und freitags 11 bis 14 und 15 bis 18 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung

www.sallyrecords.de