Die „Sülzer Riesen“ sind das Vermächtnis von Walter Hoischen, der im letzten Jahr starb. Nachbarn übernehmen jetzt die Pflege der Sonnenblumen.
„Sülzer Riesen“Nachbarn setzen Werk des verstorbenen Walter Hoischen fort

Roswitha Ahlers, Anja Knauber und Marcel Hövelmann (v.l) sitzen am Auerbachplatz auf einem Sonnenblumen-Beet von Walter Hoischen.
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Sülz hat seine eigene Sonnenblumenblüte. Jeden Sommer leuchten an der Euskirchener Straße die riesigen gelben Blumen und verleihen ihr ein besonderes Flair, so war es jedenfalls bislang. Denn der Schöpfer der „Sülzer Riesen“, Walter Hoischen, ist im vergangenen Sommer verstorben – und so sorgte sich mancher Nachbar, ob das auch das Aus für die Sonnenblumenbeete bedeutet. Eine Gruppe von Sülzern und Sülzerinnen hat sich nun zusammengetan, um Hoischens Erbe zu bewahren und die verwaisten Baumscheiben weiter zu pflegen und zu bepflanzen.
Walter Hoischen zog mit Zeitschriften und Comics abends durch Kneipen
Vor etwa 15 Jahren begann Walter Hoischen, die Baumscheiben an der Euskirchener Straße in seinem Heimatviertel in blühende Sonnenblumenbeete zu verwandeln, in die er auch die eine oder andere Kürbis- oder Tomatenpflanze setzte, sowie Amaranth. Da war er bereits stadtbekannt, als der Mann, der abends mit seinem Zeitschriftenfächer durch die Kneipen der Stadt zog, die Stadtrevue, Ökotest und Asterix und Obelix verkaufte. Nachdem er erfolglos für das Amt des Oberbürgermeisters kandidiert hatte, kümmerte er sich nunmehr vor allem darum, sein Viertel Sülz und andere Orte in Köln durch Grün zu verschönern.

Walter Hoischen kümmerte sich liebevoll um seine Sülzer Riesen, die im Jahr 2018 auch einmal mutwillig zerstört wurden. Damals erstattete er Anzeige.
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Über die Jahre verbesserte er die Sonnenblumensaat durch eine Eigenzucht stetig und kreierte so eine eigene Sorte: Die mehrere Meter hohen „Sülzer Riesen“. Ihre Samen verschickte Hoischen sogar in kleine Tütchen liebevoll verpackt in die ganze Welt und verteilte sie im Viertel. So sind in Sülz noch ausreichend Sonnenblumensamen vorhanden, um die traditionsreiche Sommerblüte aufrecht zu erhalten.
Die Initiative dazu kam jetzt von Marcel Hövelmann. Er kannte Hoischen von mehreren Treffen im Casablanca-Büdchen an der Sülzburgstraße. Dort verabredete er sich mit anderen Nachbarn, die Baumscheiben weiter zu pflegen und mit Sülzer Riesen zu bepflanzen. Er übernahm die Patenschaft für die Baumscheiben und gründete mit den anderen eine Sonnenblumenpflanz- und Beetpflege-Initiative sowie einen Gruppenchat. 40 Menschen zählt die Gruppe inzwischen. Im November trafen sich bereits an zwei Terminen jeweils sieben Mitglieder: Sie entfernten die Wildkräuter, die sich in den Beeten niedergelassen hatten, lockerten den Boden auf und schnitten die Stauden sowie Hölzer zurück. Dann steckten sie einige Narzissen-Zwiebeln in die Beete. Die Blumen, die daraus gewachsen sind, blühen bereits.
Die Vorbereitung für die weiteren Pflanzungen laufen. Fest zum Team gehören Roswitha Ahlers und Anja Knauber. Beide kannten Hoischen bereits seit vielen Jahren von seinen Zeitschriftenverkauf-Kneipentouren. Nun ziehen sie selbst Sülzer Riesen zu Hause vor. Ahlers ist ausgebildete Gärtnerin. „Die Samen werden erst in Anzuchterde gesteckt“, erläutert sie. „Wenn sie zehn Zentimeter groß sind, kommen sie in einen Topf.“ Ausgewildert in die Beete werden sie erst ab einer Größe von 30 bis 40 Zentimetern.
Gärtnerei spendet Stauden für die Pflanzbeete von Walter Hoischen
Andere Pflanzen sollen die Sonnenblumen ergänzen. „Eine Gärtnerei, die immer beim Wochenmarkt auf dem Auerbachplatz vertreten ist, hat Walter unterstützt und möchte uns jetzt auch Stauden spenden“, erzählt Ahlers. Auch Amaranth soll wieder in den Beeten wachsen. Die Aufzucht der Sülzer Riesen ist eine eigene Wissenschaft: „Es ist sehr schwer die Stengel so stabil zu bekommen, dass sie nicht umknicken“, erzählt Knauber. Hoischen hatte sein eigenes Rezept für einen Dünger, unter anderem aus Eierschalen. Einmal hinein zu pinkeln gehörte ebenfalls zur Rezeptur. Knaubers Fazit: „Das will man zuhause nicht wirklich zubereiten.“

Dieses Bild von den Baumscheiben an der Euskirchener Straße stammt aus dem Sommer 2022, als die Sülzer Riesen in voller Blüte waren.
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Hövelmann hat das Düngerrezept etwas „entschlackt“, wie er sagt. Und will es jetzt zu Samentütchen legen, die bald wieder verteilt werden. Dafür müssen die Pflanzbeteiligten aber erst einmal fleißig Samen von den ersten Blütenköpfen sammeln. Auch Spenden sind willkommen. Dafür soll es eine Sammelschale im Büdchen Casablanca geben. Weitere Mitstreiter und Mitstreiterinnen werden ebenfalls gesucht.
Wer sich an der Sonnenblumen-Initiative beteiligen möchte, kann sich unter folgender E-Mail-Adresse melden: mail@marcel-hoevelmann.de