Das Gemeinschaftsbeet an der Ecke Mommsenstraße/Sülzgürtel wird seit seiner Entstehung vor zwei Jahren immer wieder zum Ziel von Pflanzendieben.
Pflanzenklau in KölnDiebe stehlen wertvolle Dahlien aus „Sülzer Triangel“

Günter Schmitt, Kerstin Degen und Heike Gallert (v.l) stehen an den geplünderten Beeten.
Copyright: Susanne Esch
Seit zwei Jahren betreibt der Verein Schmitzundkunzt an der Ecke Mommsenstraße/Sülzgürtel ein „Urban-Gardening-Projekt“. Doch sowohl die dort lagernde Erde als auch die liebevoll groß gezogenen Früchte werden regelmäßig von Dieben entwendet.

Das Sülzer Triangel lädt die Sülzer und Klettenberger an zentraler Stelle an der Ecke Mommsenstraße und Sülzgürtel seit zwei Jahren zum Gärtnern ein.
Copyright: Susanne Esch
Die Frau kam mit einem Lastenfahrrad, parkte es am „Sülzer Triangel“, betrat das Areal mit einem leeren Sack, Eimer und Schaufel und bediente sich an der Muttererde, die dort für die Hobbygärtner sowie den Schulgarten der Theodor-Heuss-Schule zur Verfügung steht. Das erzählt Kerstin Degen, Lehrerin an der Schule. Der Schulleiter habe die Fremde aus dem Fenster beobachtet und gefragt, warum sie denn Erde stehle? „Sie sagte, weil sie sie braucht“, so Degen.
Urban Gardening Projekt des Vereins Schmitzundkunzt in Köln-Sülz
Auf dem Areal an der Ecke Sülzgürtel/Mommsenstraße, wegen seiner dreieckigen Form Sülzer Triangel genannt, betreibt der gemeinnützige Verein Schmitzundkunzt seit Frühjahr 2023 ein „Urban-Gardening-Projekt“. Rund 40 Hochbeete, die fast alle vier, einige zwei Quadratmeter groß sind, werden dort von jeweils einem Vereinsmitglied als Beetpaten oder Beetpatin sowie Freunden und Angehörigen bewirtschaftet. Drei der Hochbeete gehören zum Schulgarten der Theodor-Heuss-Realschule, die dort auch ein grünes Klassenzimmer errichtet hat, und mit der der Verein kooperiert. Die allermeisten Gärtner und Gärtenrinnen kommen aus dem Viertel, sind also Sülzer oder Klettenberger. Es handelt sich um ein Nachbarschaftsprojekt. In den Beeten wachsen Obst- und Gemüse, aber auch zahlreiche Blumen.

Eines der Beete mit blühenden Dahlien, bevor es geplündert wurde.
Copyright: Günter Schmitt
Weil sich die Nachbarschaft an dem Grün erfreuen soll, hatte eine Gärtnerin auf einem Areal in der Mitte des Triangels edle Dahlien gepflanzt, in zwölf großen Kunststofftöpfen, die sie mit Hilfe von Kabelbinder aneinandergebunden und somit gesichert hatte. Als die Blumen schließlich schön blühten, wurden auch diese in mehreren „Nachtschichten“ von Dieben entwendet, indem die Kabelbinder durchtrennt und die Töpfe weggeschafft wurden. Zudem wurde ein Bodenbeet in der Mitte des Triangels geplündert und Pflanzen ausgegraben „Da war jemand gut vorbereitet“, konstatiert Vereinsvorstand Günter Schmitt. „Das hat schon eine gewisse kriminelle Energie. Die Gärtnerin hatte dort Dahlienzwiebeln im Wert von 200 Euro gepflanzt“, schildert Schmitt. Ihr Frust war enorm.
Unbekannte bedienten sich an Pfirsichbäumen des Schulgartens
Etwas Ähnliches erlebten die Schulkinder der benachbarten Theodor-Heuss-Realschule. Zum Schulgarten gehörten Obstbäume, unter anderem ein Pfirsichbaum. „Die Kinder haben sich darauf gefreut, die Pfirsiche von unserem selbst gepflanzten Baum ernten zu können“, erzählt Degen. „Wir wollten aber warten, bis sie wirklich reif sind. Doch als wir dann zur Ernte kamen, waren alle weg.“ Jemand hatte sie bereits gepflückt und die Schüler und Schülerinnen kehrten mit langen Gesichtern zur Schule zurück.
Heike Gallert vom Orgateam des Sülzer Triangels machte ähnliche Erfahrungen: Sie zog Paprika in ihrem Hochbeet. Die trugen sieben Früchte, doch bevor die überhaupt rot waren, hatte sich bereits jemand bedient. „Es gibt Leute, die hier systematisch die Beete plündern“, sagt Gallert. Die Früchte der eigenen Arbeit, des wochenlangen Beackerns der Beete, säen, gießen und pflegen, am Ende nicht ernten zu können, enttäuscht viele Hobbygärtner sehr. Es stehen Hinweisschilder vor Ort, die darauf hinweisen, dass die Pflanzen und Früchte nicht einfach entwendet werden dürfen. Es sei also nicht so, dass die Menschen nicht wüssten, dass sie sich nicht einfach bedienen können.
„Es ist natürlich kein Drama, wenn jemand einmal im Vorbeigehen eine Tomate pflückt“, so Schmitt. Das Sülzer Triangel sei bewusst offen, nur von den niedrigen Mäuerchen umgeben. Es solle als Treffpunkt für die Nachbarschaft und zum Austausch einladen. Die Diebstähle seien aber das Gegenteil eines friedlichen Miteinanders. Der Verein erstattet grundsätzlich Anzeige gegen Unbekannt, weiß aber noch eine Lösung: „Es wäre schön, wenn die Anwohnenden, die Augen offenhalten und Menschen, die sich an den Beeten bedienen, einfach einmal freundlich ansprechen“, so Schmitt. Das sei auch eine Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen.