Prozess-AuftaktSerienbetrüger aus Köln vor Gericht – das war seine Masche

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Kölner Justizzentrum

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Der Prozess gegen einen mutmaßlichen Serien-Betrüger hat begonnen. Die Schadenssumme beläuft sich auf über 140.000 Euro.

Er wollte seiner Freundin ein neues Handy „auf Pump“ kaufen. Als sich eine falsche Zahl in seinem Geburtsdatum hartnäckig im Bestell- und Finanzierungsvorgang hielt, merkte er: „Keiner prüft, ob die Daten stimmen.“ Das nutzte der 32-Jährige, der sich jetzt vor dem Landgericht für Betrug in 44 Fällen verantworten muss, um insgesamt 118 IPhones im Gesamtwert von 143 850 Euro zu ergaunern. Von vornherein war dem arbeitslosen Angeklagten dabei klar, dass er nicht in der Lage sein würde, die Kredite abzustottern.

Mit dem mutmaßlichen Betrüger in großem Stil sitzen zwei weitere Männer auf der Anklagebank. Gemeinsam sollen sie einen Kumpanen in dessen Wohnung erpresst haben, der ihnen 10 000 Euro aus einem „krummen Geschäft“ schuldete, so das Gericht. „Es wird rappeln, wenn du nicht zahlst“, soll der Hauptangeklagte gedroht und dabei ein Messer in der Hand gehalten haben. Eine Pistole und ein Totschläger soll das Trio ebenfalls mit sich geführt haben.

Geschädigte erscheinen nicht vor Gericht

Weder der Geschädigte, noch seine Frau, die bei dem Vorfall anwesend war, erschienen trotz Vorladung zum Prozessauftakt. Gegen sie wurde deshalb ein Ordnungsgeld von jeweils insgesamt 150 Euro, ersatzweise drei Tage Haft, verhängt sowie anteilige Kosten an dem durch sie verursachten Verfahrensaufwand. „Mein Mann hat das geklärt“, hatte die Zeugin im Vorfeld ausrichten lassen.

Aufgrund des offensichtlichen Desinteresses der Geschädigten an einer Bestrafung der Angeklagten und wegen der zu erwartenden schwierigen Aufklärbarkeit des räuberischen Erpressungsversuchs schlug die Vorsitzende Richterin, Cigdem Görmez, vor, das Verfahren gegen 500 Euro Geldstrafe einzustellen. Das lehnte die Staatsanwaltschaft jedoch ab.

Zu den 44 Betrugstaten im Zeitraum Oktober 2018 bis Juni 2020 machte der Beschuldigte bereits weitgehend geständige Angaben. „Ich habe gemerkt, dass es leicht ist, mit falschen Daten Finanzierungszusagen zu bekommen“, sagte der Mann, der sich nach abgebrochener Ausbildung mit Jobs über Wasser hielt. Die etwa 1000 Euro teuren Mobiltelefone will er für etwa 350 Euro pro Stück unter der Hand weiterverkauft und den Erlös für sich verbraucht haben. Um sich bei den Bestellungen zu identifizieren, räumte er ein, Ausweisdokumente gefälscht haben. Dabei kam ihm offenbar zupass, dass er häufig seine Wohnanschrift wechselte. Die Adressaufkleber stellte er selbst am Computer her.

„Ich war in einem Kreislauf, aus dem ich nicht mehr herauskam“, kommentierte er die Betrugsserie, die über eineinhalb Jahr lang unentdeckt blieb. Der Prozess wird fortgesetzt.