Der Streit um den Baum geht in die nächste Runde. Die Lindenthaler Politiker drängen auf ihre mehrfach verschobene Fällung.
Nach jahrzehntelangem StreitPolitiker wollen die Platane am Bahnhof Belvedere endlich fällen lassen
Die Platane steht immer noch dicht am denkmalgeschützten Bahnhof Belvedere - obwohl das Liegenschaftsamt bereits vor über zehn Jahren beantragt hat, den Baum zu fällen, obwohl es mehrere Beschlüsse der Bezirkspolitik gibt, dass sie endlich weichen muss, obwohl der Petitionsausschuss des Landes NRW ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, dass die Platane entfernt werden muss und obwohl die Oberbürgermeisterin die Verwaltung angewiesen hat, dies zu tun.
BV forderte weiteren Dringlichkeitsbeschluss
Die Bezirksvertretung Lindenthal hat nun in ihrer Sitzung am Montag einen weiteren Dringlichkeitsbeschluss gefordert, den Baum nun endlich zu entfernen und jegliche weitere Verzögerung zu vermeiden. Grund für den Beschluss ist die Tatsache, dass der Umweltausschuss des Stadtrats in seiner Sitzung am 7. März nichts Gleichlautendes beschlossen hat. Zwar stand ein solcher Beschluss auf der Tagesordnung, doch zu einer Entscheidung kam es nicht. Einige Ausschussmitglieder hatten weiteren Beratungsbedarf angemeldet – und die Entscheidung wurde verschoben.
Der Grund für ihr Zögern ist ein Schreiben der Bezirksregierung, mit dem diese sich als Höhere Naturschutzbehörde an das Umweltamt als Untere Naturschutzbehörde gewandt und mitgeteilt hat, die beabsichtigte Fällgenehmigung rechtlich zu überprüfen. Sie hat die Untere Naturschutzbehörde angewiesen, die Genehmigung bis zum Abschluss dieser Überprüfung zu verweigern.
Der jahrzehntelange Streit um die Fällung eines Baumes, der mit seinen Wurzeln ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung gefährdet, ging somit in eine weitere Runde. Grund für die Auseinandersetzung ist das Votum des Beirats der unteren Naturschutzbehörde, ein beratendes Gremium, das sich seit jeher gegen die Fällung der Platane ausspricht. Aufgrund seiner Stellungnahme hat das Umweltamt bislang keine Fällgenehmigung erteilt. Der Beirat ist der Ansicht, dass der Baum, der ein Naturdenkmal darstellt, erhalten bleiben und der Bahnhof trotzdem saniert werden könne.
Millionenbetrag soll in die Sanierung des Bahnhofs Belvedere fließen
Für die Sanierung des Baudenkmals setzt sich seit mehr als zehn Jahren ein Verein aus Ehrenamtlichen, der Förderkreis Bahnhof Belvedere, ein. Dieser möchte das Bahnhofsgebäude der Öffentlichkeit zugänglich und für Veranstaltungen nutzbar machen. Die Liste der Förderer, die finanzielle Mittel in Millionenhöhe dafür bereitstellen, ist lang: Der Bund, das Land, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die NRW-Stiftung, der Nahverkehrsverbund gehören dazu. Laut Auskunft der Vereinsmitglieder droht die finanzielle Förderung wegzubrechen, weil die Geber zur Bedingung für ihre Zuwendung machen, dass das mir ihrer Hilfe sanierte Baudenkmal dauerhaft schadensfrei bleibt.
Eine solche Garantie könne aber nicht übernommen werden, solange die Platane dicht am Gebäude steht und droht es weiter zu unterwurzeln. Doch der Beirat des Umweltamtes beharrt weiterhin auf seinem Standpunkt, dass der Baum stehen bleiben kann und muss. Er argumentiert, der Petitionsausschuss des Landtages habe das Expertengutachten falsch interpretiert.
Der Anweisung der Oberbürgermeisterin, den Baum zu fällen, hat der Beirat widersprochen. Der Widerspruch rief den Umweltausschuss auf den Plan. Die Bezirksregierung grätschte vor seinem Beschluss dazwischen – zur Empörung der Bezirkspolitik: „Die Bezirksregierung hat sich eingeschaltet, obwohl die Stadt Köln in kommunaler Selbstverwaltung eine sach- und fachgerechte Entscheidung noch nicht einmal getroffen hat“, bemängelte Ute Ackermann, Fraktionsvorsitzende der Grünen.
Die Bezirkspolitik habe die Sorge, dass wichtige Partner und Akteure, die sich für das Denkmal von nationaler Bedeutung einsetzen, nicht mehr zur Verfügung stehen. Marliese Berthmann (CDU) ergänzte: „Ich möchte, dass in der Öffentlichkeit bekannt wird, dass man mit den Kosten, die dieser Baum bereits verursacht hat, einen ganzen Wald hätte pflanzen können.“