„Eine Posse“Lindenthaler Politiker wollen im Streit um Platane vor Bahnhof Belvedere klagen

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Der Bahnhof Belvedere an der Belvederestraße wird derzeit saniert.

Der Bahnhof Belvedere an der Belvederestraße wird derzeit saniert.

Die Bezirksvertretung Lindenthal möchte gerichtlich gegen eine Entscheidung der Bezirksregierung Köln vorgehen, die Platane zu erhalten.

Die Platane am Bahnhof Belvedere in Müngersdorf ist das wahrscheinlich prominenteste Gewächs der Stadt. Um den Baum dreht sich ein jahrzehntelanger Streit – darüber, ob er gefällt werden darf. Mittlerweile hat der Konflikt die städtische Ebene verlassen und ist auf der Landesebene angekommen.

Die Bezirksregierung Köln hat sich eingeschaltet und entschieden, dass die Platane stehen bleiben muss. Die Bezirksvertretung Lindenthal hat daraufhin in ihrer vergangenen Sitzung mit einem Dringlichkeitsbeschluss den Rat der Stadt Köln gebeten, die Stadtverwaltung, aufzufordern, gegen die Weisung der Bezirksregierung gerichtlich vorzugehen. Sie verletze kommunales Selbstverwaltungsrecht, sei rechtlich fehlerhaft und müsse gerichtlich überprüft werden.

Konflikt um Platane beschäftigt Gremien seit über zehn Jahren

Die Bezirkspolitik hofft, dass das Verwaltungsgericht den Konflikt beendet, der seit Jahren diverse Gremien und Fachleute beschäftigt. Möglichst kurz zusammengefasst: Ein Verein aus Ehrenamtlern, der Förderverein Bahnhof Belvedere, hat vor über zehn Jahren beschlossen, das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude, das als das älteste in Deutschland gilt, zu sanieren und dafür Fördergelder in Millionenhöhe akquiriert. Das Gebäude wird vom Wurzelwerk einer dicht wachsenden Platane bedroht. Daher stellte das Liegenschaftsamt einen Fällantrag für den Baum.

Ein beratendes Gremium des Umweltamts, sein Beirat, widersprach aber der Fällung, da es sich bei der Platane um ein Naturdenkmal handele und sie sich im Landschaftsschutzgebiet befindet. Das Umweltamt verweigerte daraufhin die Fällgenehmigung. Eine Gruppe von Denkmalschützern, unter ihnen die ehemalige Wissenschaftsministerin Anke Brunn, riefen den Petitionsausschuss des Landes NRW an, um über den Streit zu entscheiden.

Zwischenzeitlich bahnte sich bei einem Ortstermin und einer Begutachtung, eine Lösung an: Die Wurzeln des Baumes sollten mit einer Bodenplatte daran gehindert werden, dass sie das Gebäude weiter beschädigen. Doch im Herbst vergangenen Jahres entschied der Petitionsausschuss nach Ortsterminen und einem weiteren wissenschaftlichen Gutachten anders: Die Platane müsse entfernt werden, da auch dadurch nicht sichergestellt werden könne, dass die Wurzeln das denkmalgeschützte Bauwerk weiter zerstören.

Bahnhof Belvedere: Baudenkmal überwiege dem Naturdenkmal

Angesichts seiner Bedeutung überwiege das Interesse an dem Erhalt des Bau- dem des Naturdenkmals. Die Oberbürgermeisterin wies daraufhin das Umweltamt an, die Fällgenehmigung zu erteilen. Doch der Beirat der Behörde widersprach erneut. Das Amt fällte nicht. Dann entschied der Umweltausschuss des Stadtrats, dass die Fällgenehmigung zu erteilen sei. Die Platane wurde jedoch weiterhin nicht gefällt. Stattdessen schaltete sich nun die Bezirksregierung ein und entschied, dass sie stehen bleiben müsse.

Darüber ärgerte sich die Bezirksvertretung sehr: „Die Bezirksregierung meint jetzt, dass das Votum des Petitionsausschusses und das ihm zugrundeliegende wissenschaftliche Gutachten keinen Bestand mehr hat“, sagte Roland Schüler (Grüne). Sie komme zu einer eigenen Auffassung, die deutlich davon abweicht, was die Fachgutachter befunden haben und beziehe sich auf das ältere Gutachten. „Auf dieser Basis einen Beschluss der Stadt Köln infrage zu stellen, ist sehr gewagt“, so Schüler. „Eine Klage der Stadt dagegen wird sehr wahrscheinlich erfolgreich sein.“

Bezirksbürgermeisterin Cornelia Weitekamp (Grüne) betonte, das Grundstück würde von dem bedeutenden Denkmal geprägt und von dem Rest des ihn umgebenden Parks nur begleitet. In dem Gutachten, das dem Petitionsausschuss vorlag, würde eindeutig festgestellt, dass man ein weiteres Wurzelwachstum und eine Beschädigung des Denkmals nicht ausschließen, der Baum somit gefällt werden müsse.

Die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker (CDU) schloss sich an: „Es ist eindeutig, dass die Platane für den Erhalt des Baudenkmals gefällt werden muss“, sagte sie. „Die Bürger sprechen mittlerweile von einer Posse.“

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