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Zeitplan noch offenDas Jahndenkmal in Müngersdorf ist ein Sanierungsfall

Lesezeit 3 Minuten
Das Jahndenkmal thront über der Jahnwiese und ist eingerüstet.

Das Jahndenkmal in Müngersdorf ist sanierungsbedürftig und mittlerweile eingerüstet.

Eine Betonstele, die an den berühmt-berüchtigten Turnvater erinnert, zerfällt. Wenn sie saniert wird, soll auch eine Informations-Tafel aufgestellt werden.

An der Betonstele hat der Zahn der Zeit genagt. Ein Stück ist herausgebrochen. Das Armierungseisen im Inneren liegt rostig frei. Andere Seiten wurde bereits notdürftig geflickt. Die Bodenplatte ist abgebrochen und zur Stolperfalle geworden. Das „Jahndenkmal“, auf dem eine Metallkrone thront, zusammengesetzt aus viermal Buchstaben F für die Parole „frisch, fromm, fröhlich, frei“, erinnert an den Turnvater – und ist ein Sanierungsfall.

Bereits im vergangenen Jahr hatte der Rheinische Verein für Denkmalpflege die riesige Betonskulptur zum „Denkmal des Monats“ gekürt und seine Sanierung angeregt. Die Stadt Köln hat es aus Sicherheitsgründen mittlerweile eingerüstet. Die Sanierung des Denkmals stünde an, schreibt Maximilian Daum, Sprecher der Stadt. „Die Planungen dafür laufen.“ Ein konkreter Zeitpunkt könne noch nicht benannt werden, da noch Abstimmungen notwendig seien.

Begründer der Turnbewegung

So eindrucksvoll und doch ein bisschen unschön, wie derzeit das Denkmal, ist auch die Erinnerung an den Turnvater Jahn. Denn 1778 geboren und 1852 verstorbene Pädagoge Friedrich Ludwig Jahn läutete die deutsche Turnbewegung ein.

Im Jahr 1810 rief er in der Hasenheide bei Berlin erstmals Männer zum Turnen zusammen, gründete einen Turnplatz und ein Jahr später in Berlin einen Turnverein, nach dessen Beispiel in der Folgezeit Turnvereine in 150 deutschen Städten entstanden. Aus seinem Sportprogramm ging das heutige Geräte-Turnen hervor. Zahlreiche Turngeräte wie Reck und Barren wurden von ihm eingeführt.

Wütender Nationalismus

Den Trupp, der sich in der Hasenheide formierte, bezeichnete Jahn allerdings als „geheimen Deutschen Bund zur Befreiung und Einigung Deutschlands“. Mitglieder durften ausschließlich Männer deutscher Abstammung sein. Juden waren ausgeschlossen. Die Turner sollten eine paramilitärische Ausbildung mitsamt einer nationalistischen Willensbildung erhalten, eine „patriotischen Erziehung zur Vorbereitung auf den Befreiungskrieg“ gegen die „Feinde der Freiheit“, die Franzosen und die deutschen Fürsten.

Jahn setzte sich für die Gleichheit aller Deutschen ein und die nationale Einheit, für ein Deutsches Reich statt des Kleinstaatenbundes – allerdings getragen von einem wütenden sowie größenwahnsinnige Nationalismus: Deutschland sei allen anderen Nationen überlegen, fand Jahn, müsse eine größere Rolle in Europa einnehmen und auch die Schweiz, Holland und Dänemark umfassen. Er rief zu Fremdenhass auf und traf antisemitische Aussagen. So bereitete er nationalsozialistischem Gedankengut den Weg.

Ein Schild soll künftig über Jahn informieren

Und das möchten sowohl der Rheinische Verein für Denkmalpflege als auch die Bezirkspolitik am Jahndenkmal nicht unerwähnt lassen. Mit der Sanierung soll nach einem politischen Beschluss auch ein Informationsschild am Jahndenkmal aufgestellt werden, das an den Turnvater mit den unterschiedlichen Aspekten seiner Persönlichkeit erinnert.

Bald wird das Denkmal 100 Jahre: „Es ist 1928 aus Anlass des 150. Geburtstags von Friedrich Ludwig Jahn zum Auftakt des Deutschen Turnfests errichtet worden“, erzählt Alexander Hess vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege. „Und zwar auf einem künstlich geschaffenen Hügel als Landmarke.“

So thront die expressionistische Skulptur von Adolf Abel als strenge Vertikale wie ein Ausrufezeichen über der Jahnwiese, die ebenfalls nach dem Turnvater benannt wurde, als Mahnung, sich dort sportlich zu betätigen. Und in dieser Form soll es nach dem Wunsch der Denkmalpfleger auch erhalten bleiben.