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„Gefährlich leckere“ EigenkreationKölner Ingenieure beeindrucken Jurys mit „G-Stoff“-Gin

Lesezeit 3 Minuten
Rüdiger Schulz und Stephan Hemmers mit ihrem Gin.

Rüdiger Schulz und Stephan Hemmers mit ihrem Gin.

Die Gin-Eigenkreation von Rüdiger Schulz und Stephan Hemmers schmeckt nach Koriander, Zimt und Zitrone – sie haben schon Pläne für eine neue Geschmacksrichtung.

Ein bisschen Starthilfe brauchte Rüdiger Schulz von seiner Frau. „Sie sagte, ich kaufe zu viel Gin“, erzählt der Mann aus Köln-Rath, „und dann schenke sie mir eine kleine Destille, um ihn selbst herzustellen.“

Das Geschenk war der Anfang der Eigenfabrikation, die in der Kreation einer Gin-Marke mündete. „G-Stoff“ so nennt sich das Label von Schulz und seinem Freund Stephan Hemmers. In Hemmers Wohnzimmer in Lövenich lagert ein Teil des Stoffs. 1000 Flaschen haben die beiden im vergangenen Jahr bereits produziert und verkauft.

Hauptberuflich Auto-Ingenieure, in der Freizeit Gin-Macher

Die Produktion läuft weiter an. Die Fan-Gemeinde von G-Stoff wächst – und der Beifall nimmt zu. Gerade wurde der Wacholderschnaps der Kölner mit gleich drei Goldmedaillen für seine Qualität ausgezeichnet. Es handelt sich um die höchsten Auszeichnungen der Wettbewerbe Frankfurt International Trophy und dem Meininger’s International Spirits Award und Womens International Trophy, wo nur Frauen den Gin kosten. Die beiden Freunde, die sich schon lange kennen und beide hauptberuflich als Ingenieure bei Toyota arbeiten, trafen offensichtlich den Geschmack der Jurys.

Ihr Gin ist das Ergebnis zahlreicher Experimente, die Schulz zunächst allein startete. Als er den ersten eigenen Gin gebrannt hatte, der ihn selbst geschmacklich überzeugte, ließ er Hemmers probieren. Der befand, sie sollten mehr davon produzieren, für sich, ihre Familie und ihre Freunde. Die Nachfrage wuchs schnell und damit der Wunsch, das Ganze zu professionalisieren.

Professionelle Destillerie in Frechen gefunden

Mit Schulz' kleiner Apparatur kamen sie nicht weit. Die beiden suchten eine professionelle Destillerie und wurden bei Benedikt Brauers fündig, der in Frechen seinen eigenen Wanderers-Gin produziert, aber auch „Lohnabfüllungen“ anbietet. So tüftelten Schulz und Hemmers weiter an ihrem Rezept, neben Wacholderbeeren und Alkohol setzten sie dabei vor allem auf Koriander, Zimt und Zitrone. So entstand der „G-Stoff“ – ein zitruslastiger Gin. Der Name leitet sich davon ab, dass sie ihren „Stoff“ gefährlich finden – gefährlich lecker, wie Hemmers sagt. Und das bei einem Alkoholgehalt von 43,7 Prozent.

Für ihr Gefahrengut entwarfen sie ein passendes Flaschen-Label: eine neongelbe Warn-Raute auf schwarzem Hintergrund, mit gekreuzten Knochen und einem Totenschädel darauf, der Schulz' Bart und Hemmers Frisur trägt. Das Markenzeichen schmückt die runden Flaschen. Um den Flaschenhals ist eine Art Schal aus Feuerwehrschlauch gebunden, der auch als Schlüsselanhänger genutzt werden kann.

Gin und Tonics haben sich geschmacklich verbessert

Schulz und Hemmers verkaufen über Online-Portale wie Tastillery oder Wacholder Express sowie in einigen Rewe- und Edekamärkten. 29,90 Euro kostet eine Flasche. Die Konkurrenz ist groß, Wacholderschnaps ist im Trend. Schulz erklärt das zum einen mit einem gewissen Lifestyle: „Die Menschen probieren mittlerweile gerne diverse Sorten bei verschiedenen Tastings, die Event-Charakter haben“, beschreibt er.

Hinzu käme, dass der Gin, aber auch das Tonic Water, womit er gerne gemischt wird, sich geschmacklich verbessert hätten. „In den 90er-Jahren war Gin-Tonic eher als bitter verschrien“, erinnert Schulz sich. Mittlerweile seien beide Basisgetränke deutlich milder.

Gin lässt sich leichter herstellen als Whiskey

Die Ginsorten seien durch diverse „Botanicals“, pflanzliche Zutaten wie Zitrone, Rosmarin oder Zimt, geschmacklich facettenreicher. Zudem ließe der Wacholderschnaps sich leichter herstellen als beispielsweise Whiskey, der in Fässern reifen muss.

Die Gin-Destillation ist dennoch eine Kunst für sich: Hierbei wird die Flüssigkeit in einer Destillationsanlage erhitzt, wodurch die Aromen der Wacholderbeeren und anderer „Botanicals“ extrahiert werden. Der entstehende Dampf wird anschließend gekühlt und wieder verflüssigt. Dieser Prozess wird oft mehrfach wiederholt, um ein hochwertiges Endprodukt zu erhalten.

Schulz und Hemmers haben mittlerweile Erfahrung – und planen einen neuen G-Stoff. Geschmacksrichtung Beere – mit passendem Label in Lila.