AboAbonnieren

Touren in KölnRadtour durch den äußeren Grüngürtel – vorbei an Preußischen Festungsbauten

Lesezeit 5 Minuten
Die äußere Ziegelsteinmauer des Zwischenwerk Va in Köln. Im Vordergrund stehen Pflanzen.

Das Zwischenwerk Va, genutzt von der Freiluft- und Gartenschule Freiluga.

Auf 25 Kilometern verläuft die Radtour durch den Kölner Süden, vorbei an Forts, Weihern und Zwischenwerken – und historischen Geschichten.

Die „Festung Cöln“ war mit ihren 45 Kilometern Länge, 182 Forts und Zwischenwerken die größte Wehranlage im Deutschen Reich. Der äußere Kölner Festungsring entstand von 1873 bis 1886 und bestand vorwiegend aus Ziegelsteinen. Als dieser Festungsgürtel im Jahre 1919 nach dem Versailler Vertrag geschleift werden musste, wurden die Kehlkasernen der Militäranlagen dank des damaligen Oberbürgermeisters Konrad Adenauer nicht komplett entsorgt, sondern in den neuangelegten Grüngürtel integriert.

Die äußere Ziegelsteinmauer des Zwischenwerk VIIIb in Köln.

Das Zwischenwerk VIIIb liegt am Beginn der Radtour, hier befindet sich das Festungsmuseum.

Die Radtour entlang des Militärrings beginnt im Kölner Süden auf Höhe der Rodenkirchener Autobahnbrücke. Nach wenigen Metern steht zur Linken das Zwischenwerk VIIIb. Die Forts und Zwischenwerke sind mit römischen Zahlen durchnummeriert. Wer sich über die preußischen Festungsanlagen Kölns und über die Militärgeschichte informieren möchte, der kann das hier im Kölner Festungsmuseum tun.

Mit dem Rad vorbei an Deutschlands ältester Autobahn

Wir folgen dem Radweg am Militärring entlang und unterqueren die BAB 555, die älteste Autobahn Deutschlands. Sie wurde noch in der Zeit der Weimarer Republik gebaut und 1932 vom damaligen Kölner Oberbürgermeister Adenauer freigegeben.

Hinter der Unterführung queren wir die Straße Am Wasserwerkswäldchen und folgen dem ausgeschilderten Radweg weiter über die Brühler Landstraße hinweg. Zur linken Seite liegt der Kalscheurer Weiher. Er ist neben dem Adenauer- und Decksteiner Weiher einer von drei künstlich angelegten Seen im Äußeren Grüngürtel. Hier kann im Biergarten rasten oder eine Runde Tretboot fahren. Und laut Insidern den schönsten Sonnenuntergang Kölns erleben.

Wir überqueren die Straße Am Eifeltor und nehmen den kleinen Anstieg. Nach 100 Metern dann links in den Trampelpfad, an dessen Ende liegt das Fort VII. Von dieser Festungsanlage ist das Bauwerk der Kehlkaserne erhalten geblieben, die alten Gemäuer befinden sich im „Dornröschenschlaf“, die Bausubstanz ist marode und von Gestrüpp zugewuchert. Ein vielversprechendes Nutzungskonzept wurde bislang nicht realisiert.

Historischer Fort IV: Felsengarten und Decksteiner Weiher

Anschließend geht es zurück zur Kreuzung Am Eifeltor/Militärring und nach links auf den Radweg, der unter der Bahnlinie verläuft. Ab Sportanlage des Fußballvereins DJK Südwest geht es weiter durch den Grüngürtel bis zur Luxemburger Straße und über die Berrenrather Straße hinweg bis zum Geißbockheim. Das Vereinshaus des Zweitligisten 1. FC Köln wurde auf den Resten des ehemaligen Zwischenwerks VI errichtet.

Das Foto zeigt den Kahlscheurer Weiher in Köln.

Kahlscheurer Weiher, unter Insidern gibt es hier den schönsten Sonnenuntergang in Köln

Nur wenige Meter weiter liegt das Fort VI. Das Fort Deckstein, wie es auch genannt wird, vermittelt einen guten Gesamteindruck davon, wie diese Militäranlagen früher aussahen. In dem Gewölbe der Hofdurchfahrt hängen zahlreiche, leider vergilbte Informationstafeln über die Bedeutung und Funktion des Forts und des gesamten Grüngürtels. Seit den 70-er Jahren nutzen Sportvereine die Räumlichkeiten.

Nur wenige Schritte entfernt liegt der Felsengarten, der um 1920 entstanden ist. Schmale Pfade durchziehen die künstliche Schlucht, von der aus gut 20 Meter steile Felsen in die Höhe ragen. Ein kleines Plateau am Rand ermöglicht den Ausblick über den Decksteiner Weiher. Am Ende der Ruderstrecke thront majestätisch das Restaurant Haus am See. Eine Rast auf der Terrasse lohnt sich immer. Außerdem kann man hier Minigolf spielen oder Tretboot fahren.

Adenauer Weiher: Biergarten am Wasser

Ein Fahrrad steht auf der Wiese am Adenauerweiher in Köln. In der Ferne sind der Club Astoria und die Stützen vom Rhein Energie Stadion zu sehen.

Adenauerweiher mit dem Club Astoria und den Stützen vom Rhein Energie Stadion im Hintergrund.

Weiter geht es über die Dürener Straße hinweg zum Adenauer Weiher, der 1919 bis 1923 im Zuge der Stadtwalderweiterung angelegt wurde und nur 1,60 cm tief ist. Für eine Verschnaufpause und einen schönen Blick auf den Weiher bietet sich hier der Biergarten Club Astoria an.

Über den Walter Binder-Weg, direkt hinter dem Rhein-Energie-Stadion, quert man die Aachener Straße. Hier stand früher das Fort V, dessen Kehlkaserne von 1939 bis 1945 als Sammellager für Kölner Juden vor dem Transport in die Vernichtungslager genutzt wurde. Das Bauwerk wurde nach langem Leerstand 1962 abgerissen. Heute erinnert ein Gedenkstein an die Rolle des Orts bei der Judenverfolgung.

Großes Fort IV: Von Notunterkunft zum Motorradclub

Nach der Überquerung der Bahnlinie Köln Aachen erreichen wir das Haus Belvedere, das man besichtigen kann. Der klassizistische Bau aus dem Jahre 1839 steht unter Denkmalschutz und gilt als das älteste erhaltene Bahnhofsgebäude im deutschsprachigen Raum.

Wir fahren weiter auf der Belvederestraße, nach ca. 300 Metern liegt auf der linken Seite das Zwischenwerk Va. Die sanierte Kehlkaserne wird von der städtischen Freiluft- und Gartenschule, der sogenannten Freiluga, genutzt. Sehenswert sind der Lehr – und über 100 Jahre alte Felsengarten, dafür ist eine Anmeldung nötig.

Wir verlassen das Gelände der Freiluga und fahren weiter auf der Belvederestraße über den Georg Mendel-Ring hinweg, in den Vogelsanger Weg bis zur Freimersdorfer Straße. Hier zweigt nach wenigen Metern links ein Waldweg ab, der vor dem Hauptportal des großen Fort IV endet. Nach 1945 diente das Fort zunächst als Notunterkunft, Champignon-Zuchtanlage, für die Geflügelzucht und als Sportstätte. Heute wird der linke Kasernenflügel von einem Motorradclub genutzt.

Zeitreise in die Vergangenheit der alten Handwerkskunst

Wir kehren zurück zur Freimersdorfer Straße, fahren nach links über die Bahngleise und die Venloer Straße, dann links in die Grevenbroicher Straße. Von hier aus geht es immer geradeaus durch das sehr dörfliche Alt-Mengenich bis zum Ortsende. Hier biegen wir rechts in den Buschweg, der am Militärring endet. Genau auf der Ecke liegt das letzte Ziel der Radtour – das Zwischenwerk III b.

Ein Mann sitzt in einer Schmiederwerkstatt im Zwischenwerk III b in Köln.

Schmiederwerkstatt im Zwischenwerk III b von Andreas „Molino“ Müller, ein hervorragendes Beispiel, wie man das historische Erbe bewahren könnte.

Bevor wir den Schildern in Richtung S-Bahnhof Köln-Longerich folgen, dem Endpunkt der Tour, werfen wir noch einen Blick in die alten Gemäuer, in denen sich die Werkstatt von Andreas „Molino“ Müller befindet. Nach 25 Kilometern im Fahrradsattel meint man eine Zeitreise in die Vergangenheit der alten Handwerkskunst gemacht zu haben. Der Kunstschmied „Molino“ hat hier mit Schmelzofen und Amboss seinen Arbeitsplatz so eingerichtet, als sei die Zeit stehen geblieben. Spätestens in diesem Fort wird deutlich, dass die alten Festungsbauten im Kölner Grüngürtel viel Potenzial haben und eigentlich viel zu schade sind, um sie verrotten zu lassen.


Zur Serie

Die Stadtverwaltung hat 16 Radtouren rund um Kölner Veedel ausgearbeitet. Karten, Geodaten und Streckenbeschreibungen findet man im Netz. Wir stellen die Touren in einer Serie vor.


Radtour durch den Kölner Süden

Start: P+R Anlage Heinrich-Lübke-Ufer, KVB-Linie 16

Ziel: S- Bahnhof Köln Longerich Linie 11

Länge: 25 Kilometer, einfach, größtenteils autofreie Wegführung. Tour kann in beide Richtungen gefahren werden.

Einkehrmöglichkeiten: Kalscheurer Weiher (Mo.–Fr. ab 13 Uhr, Sa. /So. ab 11 Uhr), Geißbockheim, Haus am See (Mi.–So. 12–21 Uhr), Bootsverleih (Mo.–Fr. ab 13 Uhr, Sa./So. ab 11 Uhr), Club Astoria Biergarten (Di.-So. ab 12 Uhr) und ab dem Rhein Energie Stadion viele kleine Gaststätten.