Fotograf Clemens Birkenbach will an der Fassade der Kunsthalle Lindenthal an die Situation von obdach- und wohnungslosen Menschen erinnern.
Dokumentation „Obdachlos in Köln“<br>Kunsthalle Lindenthal zeigt Fotografien im Außenbereich
In der aktuellen Ausstellung „Obdachlos in Köln, eine Litanei in 24 Bildern“ konfrontiert Fotograf Clemens Birkenbach die Betrachter mit der Lebenssituation von obdachlosen oder wohnungslosen Mitbürgern. Entlang der Fassade des Gebäudes unmittelbar neben dem Bezirksrathaus Lindenthal dokumentiert Birkenbach die Zerbrechlichkeit urbaner Wohlstandsfantasien.
Körper, verhüllt in einem vermeintlichen Schutzwall aus Plastikplanen, Schlafsäcken oder Decken suggerieren in den Bildnissen Armut und Verlassenheit in der Großstadt. Trotz seiner klar erkennbaren sozialen Intention bietet die Bilderserie aus den letzten zehn Jahren Anlass zu Kritik.
Herausforderungen der kurationsfreien Präsentation und ethische Bedenken
Ohne Kuration setzt die Präsentation nahezu gänzlich auf die Aussagekraft der Fotografien. Die Geschichten der Betroffenen werden nicht erzählt, ein weiterer möglicher Dialog mit Behörden, Streetworkern, gemeinnützigen Hilfsinitiativen oder schlicht nicht-betroffenen Bürgern wird ebenso außer Acht gelassen.
Zudem werden grundlegende individuelle Sichtweisen dem hochsensiblen Thema untergeordnet: Eine Einverständnis zur Veröffentlichung der Bilder wurde nach Aussage des Fotografen nicht eingeholt, da die Personen auf den Motiven unkenntlich bleiben oder lediglich genutzte Aufenthaltsstätten in Parkanlagen, unter Brücken, auf Bänken in der City oder in Haus- und Geschäftseingängen gezeigt werden.
Bezirksbürgermeisterin Cornelia Weitekamp nennt bezüglich der Verantwortlichkeit die jeweiligen Aussteller in der Halle und erläutert weitere Hintergründe zu der aktuellen Veranstaltung sowie allgemeine Rahmenbedingungen zu den Events: „Mit dieser Ausstellung soll auf eine Problematik hingewiesen werden, der wir uns nicht entziehen sollten. Zu einer Kuration ist jedoch niemand im Bürgeramt in der Lage. Wir stellen die Räumlichkeit zur Verfügung, wenn sich aus den Unterlagen keine Bedenken ergeben“, so die Lokalpolitikerin.
„Im Grunde ist mein Thema Soziale Ungleichheit“, sagt Clemens Birkenbach. „Das Recht am eigenen Bild und die Wahrung der Persönlichkeitsrechte ist in der Straßenfotografie ein schwieriges Thema. Das führt auch dazu, dass wir ein verfälschtes Bild unserer Realität bekommen“, verweist der Fotograf auf damit einhergehende unnatürliche Posen oder Verhaltensweisen. Die Ausstellung ist noch bis zum 27. Januar zu sehen.
Clemens Birkenbach, „Obdachlos in Köln, eine Litanei in 24 Bildern“, Kunsthalle Lindenthal, Aachener Straße 220, 50931 Köln