Fünf Jahre nach ihrer Profanierung gibt es keine Nachnutzung für die Kirche St. Laurentius. Auch Wohnungen im Eigentum der Kirche stehen leer.
Leerstand in LindenthalWohnungen an St. Laurentius sind wohl sanierungsbedürftig
Auf der kleinen Wiese hinter der Kirche St. Laurentius trafen Anwohner der Eckartstraße kürzlich auf ein Paar, mit dem sie ins Gespräch kamen. „Sie erzählten uns“, schildert, der Nachbar Jan Walter, „dass sie vor vielen Jahren oft bei Freunden hier in einer Wohnung an St. Laurentius 1 zu Gast waren und dort viele schöne Stunden verbracht haben.“ Doch dann hätte die Kirchengemeinde Eigenbedarf an den Wohnungen angemeldet und die Bewohner herausgeklagt. Sie hätten ausziehen müssen.
Walter und die anderen Nachbarn ärgerten sich, als sie diese Geschichte hörten, denn die Wohnungen, die zur Kirche gehören, stehen immer noch leer, genau wie das Kirchengebäude selbst, obwohl viele Menschen in Köln dringend eine Wohnung suchen. Vereine und Initiativen sind zudem stets auf der Suche nach großen Räumen, in denen sie ihre gemeinnützigen Projekte verwirklichen können.
Kirche St. Laurentius wurde vor fünf Jahren profaniert
Die Kirche St. Laurentius wäre ein schönes Domizil für diese. Sie ist ein architektonisch ansprechendes Objekt, in ihrem minimalistischen Chic: Sie wurde Anfang der 60er-Jahre nach Plänen des Architekten Emil Steffann gebaut, als großer schlichter Kubus, mit einer Fassade aus Trümmerziegeln, darüber einer Metallverkleidung, die wie ein Deckel wirkt. Darunter verläuft eine schmale Lichtfuge.
An einer Ecke ist außen eine einzige Glocke angebracht, der einzige Hinweis auf die Funktion als Kirche. Diese erfüllt sie nun seit fünf Jahren nicht mehr. 2019 wurde sie profaniert. Seitdem ist die Gemeinde auf der Suche nach einem neuen Nutzer. Zunächst hatte sich die Universität für die Kirche als Hörsaalgebäude interessiert, doch die Umgestaltung ließ sich nicht verwirklichen.
Die Nachbarschaft ist der Auffassung, dass sie während der Suche nicht leer stehen muss: „Man könnte sie wenigstens als Begegnungsstätte für die Nachbarn zwischennutzen“, schlägt Anwohner Hannes Wöhrle vor, „oder einer gemeinnützigen Initiative zur Nutzung überlassen. Eigentum verpflichtet ja auch.“ Der Vorstand der katholischen Kirchengemeinde St. Stephan versteht zwar, dass die Nachbarn sich über den langjährigen Leerstand ärgern, sieht aber aktuell keine andere Lösung: Es sei niemand aus den Wohnungen an der Kirche herausgeklagt worden, betont ein Mitglied des Vorstandes, das wie die anderen namentlich nicht genannt werden möchte.
Es handele sich um die ehemalige Dienstwohnung des Pfarrers und der Küsterin. Die Mietverhältnisse hätten mit dem Eintritt in den Ruhestand und der Profanierung der Kirche geendet. Die Wohnungen seien, auch aufgrund eines Wasserschadens mittlerweile nicht mehr bewohnbar, sondern sanierungsbedürftig.
Die Sanierung würde die Gemeinde gerne dem künftigen Nutzer überlassen, damit er sie nach seinen Vorstellungen vornehmen kann. Diese Wohnungen seien Teil des Ensembles, für das die Gemeinde einen Pächter sucht. „Die potenziellen Nutzer, mit denen wir Gespräche geführt haben, hätten sie immer gerne mit genutzt“, so der Kirchenvorstand, „sei es als Büroräume oder als Wohnungen für Mitarbeiter“.
Sie würden stets mit angeboten, um das Objekt für eine neue Nutzung möglichst attraktiv zu machen, denn einen neuen Pächter für das Objekt zu finden, gestaltet sich schwierig: „Bislang hätten die Interessenten bei genauer Betrachtung, ihr Vorhaben in der Kirche doch nicht realisieren können oder hätten nicht gewusst, wie sie mit dem Kirchenraum umgehen sollen. Der Innenraum sei ebenfalls denkmalgeschützt und biete sich daher auch nicht für eine Zwischennutzung an.
„Man muss dann einfach akzeptieren, dass es eine Weile dauert, bis man eine Lösung gefunden hat, die der Architektur und des Raumes würdig sind“, so der Kirchenvorstand. „Wir sind selbst auch sehr daran interessiert. Die Kosten des rudimentären Unterhalts belaufen sich auf einen vierstelligen Jahresbetrag.“