Der Fußballverein kann seit anderthalb Jahren seine Umkleiden, Duschen und Toiletten nicht nutzen. Nur je zwei Duschcontainer und Dixieklos stehen bereit.
„Asozial“SC Blau-Weiß am Fort VI klagt über sanitäre Anlagen
Kürzlich eskalierte die Lage. Der Trainer einer gegnerischen Mannschaft flippte aus und beleidigte den Sportleiter des Fußballvereins SC Blau-Weiß lautstark, berichtet Vorstandsmitglied Daniel Buß. Der Grund: Der Verein konnte dem anreisenden Team an seiner Heimatanlage keine Dusche und keine Umkleidekabine anbieten, nur zwei verdreckte Dixieklos.
Umgezogen anreisen, ungeduscht wieder abfahren
„Unsere Gegner reisen umgezogen an und fahren ungeduscht nach Hause“, erzählt Buß. „Sie sagen, wir seien asozial und das als Verein in Lindenthal.“
Bei einem Ortstermin mit der Lindenthaler Bezirkspolitik erläuterte Buß die Situation des Fußballvereins: Er ist im Äußeren Grüngürtel am Fort VI zu Hause. Und in der alten denkmalgeschützten Wehranlage befinden sich eigentlich die sanitären Anlagen, die der Verein lange nutzte: Duschen, Toiletten und Umkleiden.
Die Stadt hat den Teil des Forts, in dem sie liegen, allerdings vor anderthalb Jahren gesperrt. Das Gebäude ist sanierungsbedürftig, der untere Bereich stark von Schimmel befallen. Anfang dieses Jahres hat die Verwaltung nun für die Sportler vor dem Fort zwei Duschcontainer aufgestellt und zwei Dixieklos.
Doch das ist aus Sicht des Vereinsvorstands bei weitem nicht ausreichend: „In jedem Container können acht bis zehn Leute gleichzeitig duschen“, sagt Buß. „Bei uns trainieren aber immer mehrere Mannschaften mit jeweils 20 Teammitgliedern gleichzeitig.“
Warmes Wasser ist nach 15 Dusch-Gängen aufgebraucht
Zudem sei, nachdem 15 von ihnen geduscht haben, jeweils das warme Wasser verbraucht, sodass auf die folgenden Spieler oder Spielerinnen nur noch eine kalte Dusche warte, so Buß. Die Stadt habe ihnen empfohlen, den Gegnern keinen Zugang zu den Containern zu gewähren, da die Duschmöglichkeiten schon für die heimischen Mannschaften nicht reichten. Und so machen die gegnerischen Spieler sich regelmäßig dreckig und verschwitzt auf den Heimweg.
Die beiden Dixieklos stehen wiederum allen Besuchern und Besucherinnen des Äußeren Grüngürtels offen. Sie sind infolgedessen oft verschmutzt und müssten viel häufiger gereinigt werden. Die Situation sei unzumutbar, so der Vereinsvorstand.
„Wir haben 700 Mitglieder“, sagt Buß. „Die Eltern der Kinder und Jugendlichen, die bei uns trainieren, ärgern sich sehr.“ Andere Vereine würden Mitglieder abwerben, manchmal auch ganze Mannschaften. Vorstandsmitglied Michael Thelen kann eine konkrete Zahl nennen: „Wir haben 50 Kündigungen erhalten.“
Fort VI soll seit 30 Jahren saniert werden
Die Lage ist im Hinblick auf die Vereinsräumlichkeiten schon lange prekär: „Das Fort VI soll schon seit 30 Jahren saniert werden“, sagt Buß. Im Juni 2020 hat der Kölner Stadtrat das beschlossen und für die Planung und Kostenermittlung der Generalsanierung der Anlage eine Summe von 500.000 Euro freigegeben. Nach einer ersten Schätzung ging die Verwaltung nach der Beschlussvorlage allerdings von voraussichtlichen Gesamtkosten von rund 8,5 Millionen Euro aus.
Seitdem wartet der Verein darauf, dass sich etwas tut. Doch von Arbeiten am Fort VI fehlt jede Spur. Laut Auskunft der Stadtverwaltung hat sie ein Gutachten zur Ermittlung des Sanierungsbedarfs in Auftrag gegeben: „Erste Erkenntnisse infolge von Teilbegutachtungen haben zu den aktuellen Sperrungen geführt“, schreibt ein Sprecher der Stadt. „Aufgrund der sehr hohen Komplexität des Baukörpers des Forts, die sich vor allem aus Denkmalschutzgründen ergibt, liegt noch keine Gesamtplanung für dessen Sanierung vor.“
BV will mehr Container und Dixies für den Fußballverein
Die Bezirksvertretung möchte nun in ihrer kommenden Sitzung beschließen, dass der Fußballverein zumindest weitere Duschcontainer und Dixieklos erhält.
Die Verwaltung wird laut eigener Auskunft prüfen, inwieweit weitere „Interimsmöglichkeiten“ geschaffen werden können. „Bei allen Überlegungen“, so der Sprecher der Stadt, „ist die besondere Lage der Sportanlage im Blick zu behalten. Dies setzt eine intensive Abstimmung verschiedener Interessenlagen voraus: sportfachliche, denkmalschutzrechtliche, baurechtliche und umweltrechtliche.“