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Kölner Band im Corona-BluesWie Lupo im Jubiläumsjahr optimistisch bleiben wollen

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Lupo im Sommer bei einem Konzert an ihrer ehemaligen Schule, der Liebfrauenschule in Lindenthal 

Lövenich – Eigentlich sind die fünf Jungs von Lupo ja echte Frohnaturen. Optimisten durch und durch – kein Zufall, dass sie sich auch musikalisch stark dem Karneval verschrieben haben. Lebensfreude pur und gute Laune wollen sie mit ihrer Musik verbreiten. Das klingt auch in den Texten durch; wie im aktuellen Titel „Matrose“: Da ist die Rede von der Besatzung, die wie selbstverständlich guten Mutes durchhält, egal wie sehr es regnet und stürmt. Sogar, wenn das „Wasser bis zum Hals“ steht.

Durchhalten. Irgendwie. Das ist das Motto auch für Lupo seit fast zwei Jahren, in denen Corona alles auf den Kopf stellt. Aber jetzt geht es doch langsam richtig ans Eingemachte. Das elfjährige Bandjubiläum steht 2022 an; ein Grund sich zu freuen. Eigentlich. Da ist es schon wieder, dieses „eigentlich“. Denn dass diese Session genauso ins Wasser fallen wird wie die vergangene, daran gibt es ja nun kaum mehr Zweifel. Zweifel gibt es dafür aber umso mehr daran, wie alles weitergehen soll.

Benni Landmann und die Geige

„Im letzten Jahr haben wir das alles noch ganz gut durchgehalten. Versucht, alles positiv zu sehen. Die Zeit genutzt, um neue Songs zu schreiben, kreativ zu sein. Jetzt aber wird das allmählich schwierig.“ Benni Landmann macht Musik seit er laufen kann, mit drei Jahren hat er schon ständig alle unterhalten mit seiner Geige – die nun auch bei Lupo für ein gewisses Alleinstellungsmerkmal sorgt, was den besonderen Sound angeht. Aber so wie jetzt hat er sich noch nie gefühlt. „Wie soll man sich ans Klavier setzen und fröhliche Lieder schreiben, wenn langsam wirklich bei allem Bemühen, sich nicht unterkriegen zu lassen, die Perspektive flöten geht?“

Lupo Apel

Benni Landmann (l. ) und Pedro Schädel auf dem Veedelsfest in Lövenich vor dem Lockdown 

Wie die anderen Bandmitglieder geht er „allmählich glatt auf die 30“ zu. Und die Zeit könne einem eben keiner wiedergeben. „Unsere Lieder leben halt von den Konzerten. Die hat man live irgendwo gehört, verbindet damit schöne Erlebnisse, und damit wird das Ganze zum Ohrwurm.“ Über Wasser gehalten haben sie sich tapfer, um beim Liedtext zu bleiben, aber jetzt scheinen die Rettungsringe in immer weitere Ferne zu schwimmen.

Alle Lupos leben in Lövenich

Die Mitglieder der ehemaligen Schülerband haben viel investiert. Nicht nur all ihre Energie und Kreativität in die Musik gesteckt und andere berufliche Perspektiven hinten angestellt. Sogar extra zusammen gezogen sind sie in Lövenich vor einiger Zeit, damit die Bedingungen möglichst optimal sind. Das traf ziemlich genau mit dem Zeitpunkt zusammen als Corona begann. Ironie des Schicksals sozusagen. Alles lief so gut, viele Auftritte, immer mehr Buchungen, von Jahr zu Jahr ging es weiter bergauf: „Und jetzt sind wir einfach so ausgebremst durch eine Sache, die wir nicht beeinflussen können.“ Nur emotionale Erlebnisse bescheren neue Fans, weiß Benni. Und die entstehen eben bei Konzerten: „Auftritte sind einfach das A & O.“

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Wie sicher sind Kunst und Kultur überhaupt noch? Wo geht der Weg hin? Das sind Fragen, die für die Bandmitglieder immer mehr in den Mittelpunkt rücken. „Damit keine Missverständnisse aufkommen: Wir alle stehen voll und ganz hinter notwendigen Maßnahmen“, betont der 27-Jährige. Wir sind nur an einem Punkt angekommen, wo uns die Perspektive fehlt.“ Denn es ginge ja inzwischen nicht mehr darum, nur noch einen gewissen, halbwegs überschaubaren Zeitraum durchhalten zu müssen. „Da hängt ja auch ganz viel dran. Unsere Crew, die Tontechniker, das ganze Team… – wenn sich alle anders orientieren, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wird das auf Dauer heftig.“

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Lupo in ihrem Element beim Vorstellabend Kölner Karneval im Jahr 2017

Dieser zweite Winter und damit auch die schon zweite ausgefallene Session mache es jedenfalls im Moment nicht leicht, hoffnungsvoll aufs vor ihnen liegende Jahr 2022 zu blicken. Dabei wollen sie natürlich gern weiter die Sonnyboys sein, die gute Laune und Fröhlichkeit verbreiten. Dafür sind sie angetreten, darauf haben sie jahrelang hingearbeitet. Pünktlich zum Jahresbeginn erscheint immerhin schon mal das auch diesmal aufwendig gedrehte Musikvideo zu „Matrose“; ein kleiner visueller Trost.

Mini-Bandcamp für Optimismus

Aufgeben gilt natürlich ohnehin nicht. So haben sie sich ein paar Tage Auszeit genommen und fernab von allem in einer Art Mini-Bandcamp intensive Stunden verbracht. „Das hat extrem gut getan; wir waren einfach in doppeltem Sinne sehr weit weg von allem. Da haben wir gemerkt: Wenn wir uns von den ganzen Problemen etwas freischwimmen können, dann geht’s auch wieder.“ Plötzlich merkten alle, wie Kreativität und Lockerheit wieder spürbar wurden. Also eben doch den Optimismus bewahren, dass zumindest im Frühjahr alles besser wird und man das närrische Elfj ährige mit tollen Auftritten gebührend feiern kann, im Vertrauen darauf, dass sich die Textzeile am Schluss bewahrheitet: „Hinterm Horizont ist Licht!“