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Widerstand gegen FällungenKleingärtner in Köln-Klettenberg kämpfen um Bäume

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April Hailer, Wolfgang Wegener, Susanne Fredrich und Rolf Pütz vor dessen Fichte 

Klettenberg – Kleingärten sind für Stadtmenschen ein Ort des Rückzugs, der Erholung und des Friedens – normalerweise. In Köln gibt es derzeit in vielen Anlagen Streit, wie auch beim Kleingartenverein Klettenberg: An der großen Fichte auf der Parzelle von Rolf Pütz machen Vereinsmitglieder ihrem Unmut darüber Luft, dass der schöne große Baum gefällt werden soll.

Pütz wurde vom Vereinsvorstand dazu aufgefordert, ihn zu entfernen: „Als ich den Kleingarten vor 30 Jahren übernommen habe, stand die Fichte bereits hier“, schildert er.

Trennung fällt schwer

„Damals hat der Vorstand das nicht bemängelt. Nun fällt ihm plötzlich ein, dass Bäume wachsen. Das hat natürlich gar niemand ahnen können“, fügt er hinzu.Es gibt viele Gründe, warum ihm die Trennung schwerfällt: Der Baum spendet Schatten, über den sich seiner Auskunft nach auch die Nachbarn freuen, und wird gerne von zahlreichen Vögeln besucht. Doch nach der Kleingartenordnung der Stadt Köln, die jünger ist als die Fichte selbst, ist der Nadelbaum verboten, wie manche anderen hochwachsenden Gehölze. Auch die zugelassenen Obstbäume sollen nach Anordnung des Vorstandes auf die in der Ordnung vorgegebene Maximalhöhe von vier Metern zurückgeschnitten, die Hecken auf das vorgeschriebene Maß von 1,25 gestutzt werden.

90 Abmahnungen verschickt

Von den Pächtern der 469 Gärten der Anlage, haben 90 eine Abmahnung erhalten, weil sie die Bäume und Hecken bislang nicht regelkonform zurückgeschnitten haben. Entsprechend groß ist der Unmut im Verein. Auch Schauspielerin und Sängerin April Hailer ist Mitglied und fasst ihren Ärger wie folgt in Worte: Sie respektiere die Regeln der Kleingartenordnung, betont sie, in diesem Fall gehe es aber um Wichtigeres, nämlich den Erhalt der für das Ökosystems der Anlage wichtige Pflanzen. Die überschaubare Anzahl der wirklich großen alten Gewächse seien als Schattenspender und CO2-Filter sehr wichtig und würden die Nutzbarkeit der Parzellen, auf denen sie sich befinden nicht einschränken – teilweise im Gegenteil.

Einst als Weihnachtsbaum gepflanzt

Davon kann auch Wolfgang Wegener berichten: In seinem Garten steht eine blaue Stechfichte, die vor über 60 Jahren einmal als Weihnachtsbaum gepflanzt wurde und vier Pächter vor ihm überdauert hat. Wegener soll sie nun entfernen, obwohl der Baum an der Grenze der Anlage direkt neben einem Waldstück steht und sein Fehlen sich nachteilig auf den Rest der Gartenbepflanzung auswirken wird. „In meinem Garten wachsen große Rhododendren“, erzählt der Hobbygärtner, „sie sind Halbschattengewächse und gehen ohne die schattenspendende Kiefer ein.“

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Nach dem radikalen Rückschnitt bleibt von den Bäumen oft nicht mehr als ein Holzstumpf.

Auch den geforderten Rückschnitt der über vier Meter hohen Bäume sehen die Kleingärtner kritisch, wie Susanne Fredrich, in deren Garten ein Pflaumenbaum steht. „Wenn ich ihn auf vier Meter stutze, sind sämtliche Äste, an denen etwas blüht und die Früchte tragen, weg“, beklagt sie. Zurück bliebe ein lebloser Stumpf. In einigen Parzellen von folgsamen Pächtern sind die Überbleibsel solcher Kappungen zu sehen: Brutal amputierte Holzskelette, die eher an Skulpturen, als an Bäume erinnern.

Forderung der Naturschutzverbände

Fredrich wünscht sich eine andere Herangehensweise: „Es ist doch sinnvoller, dass Experten die Bäume regelmäßig fachmännisch zurückschneiden und man mehr darauf achtet als auf einzelne Meter.“In vielen Kölner Kleingärtenvereinen wehren sich die Pächter mittlerweile gegen die Aufforderung, alte Bäume abzuholzen oder radikal zu stutzen, wie unlängst in Ehrenfeld und in Zollstock, auch aufgrund eines gewachsenen Umweltbewusstseins. Die Naturschutzverbänden, wie BUND und Nabu, fordern schon lange, dass die Belange des Natur- und Umweltschutzes stärker in der Grundlage der Kleingartenordnungen, dem Bundeskleingartengesetz, verankert werden.

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Der Vorstand des Kleingartenvereins Klettenberg gab auf Nachfrage keine Stellungnahme ab. Der Geschäftsführer des Kölner Dachverbandes, des Verbands der Kölner Gartenfreunde, Michael Franssen, weist darauf hin, dass die Regeln im Bundeskleingartengesetz und der Kleingartenordnung ihren Sinn hätten: „Die großen Bäume beschatten die kleinen Gärten teilweise sehr stark, auch ihre Wurzeln schränken die Nutzung der Gärten sehr ein.“ So würden insbesondere Waldbäume vom Grundsatz her nicht in Kleingärten passen. Die angeordnete Heckenhöhe sei nötig, damit Spaziergänger in die Gärten blicken können.

Kleingartenordnung soll angepasst werden

„Die Kleingartenanlagen sollen ja auch von anderen Bürgern als Grünanlage genutzt werden“, so Franssen. „Wenn dort hohe Hecken stehen, wandeln sie in einem Labyrinth.“ Er verstehe zwar, dass die hohen Gewächse auch einen ökologischen Wert haben. „Wir müssen aber einen Kompromiss finden“, so Franssen. „Es ist unser Ziel, die Kleingartenordnung an die neuen Gegebenheiten anzupassen und dabei sind auch gewisse ökologische Grundsätze zu berücksichtigen.“Rolf Pütz hat immerhin ein wenig Hoffnung, dass seine Fichte noch so lange stehen bleiben kann, bis ihr vielleicht die neue Kleingartensatzung eine Daseinsberechtigung gibt.