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Sagittario wieder daSpeiseeis-Tradition wird in Klettenberg mit neuem Betreiber fortgeführt

Lesezeit 4 Minuten
Frau hinter der Theke einer Eisdiele

Shushana Aghakhani bietet im neuen Sagittario 19 verschiedene Sorten Eis an.

Das Ehepaar Aghakhani hat nicht nur das traditionsreiche Eiscafé Sagittario, sondern auch dessen teils 200 Jahre alten Rezepte übernommen.

Wenn Sarmen Aghakhani nach oft zwölf Stunden Arbeit oder mehr Feierabend macht, braucht er kein sportliches Work-out mehr. Insbesondere seine Oberarm-Muskulatur ist bestens trainiert. „Eismachen ist Körperarbeit“, sagt der freundliche Mann und lächelt. Sie ist es zumindest dann, wenn man richtige Sahne, Milch oder Joghurt verrührt und diese Zutaten nicht durch Pulver ersetzt.

Aghakhani erzählt, dass wie er im Februar die Eismesse in Stuttgart besucht und seinen Augen kaum getraut habe. „Sämtliche Milchprodukte und auch die Eier in Pulverform.“ Um Volumen zu erzeugen und die Eismasse anschwellen zu lassen, werde sie vielfach mit Fett vom Schweinebauch versetzt. Aghakhanis Gesichtsausdruck sagt ziemlich deutlich, was er von dieser Zubereitungsmethode hält, und dass diese für ihn nicht infrage kommt. „Unser Eis ist zu 100 Prozent natürlich. Da kann auch jeder bei mir im Labor schauen“, betont der 39-Jährige, der im Mai zum Eisdielen-Inhaber geworden ist.

Fotos erzählen Geschichten

Die Eröffnung eines Gastronomiebetriebes geht oft mit einem starken Selbstverwirklichungswunsch einher, Spuren des Vorgängers werden nicht selten radikal eliminiert. Das ist bei Aghakhani etwas anders. Er hat seinen neuen Betrieb in den zurückliegenden Monaten zwar kernsaniert, zugleich war ihm aber auch sehr daran gelegen, an das Wirken des bisherigen Betreibers anzuknüpfen. Das erkennt man nicht nur an den schönen Schwarz-Weiß-Fotos an der Wand, die von der Geschichte des Eismachens erzählen, sondern das kann man auch schmecken.

Sarmen Aghakhani hat das Eiscafé Sagittario übernommen und wieder richtig schön gemacht

15 Jahre sind inzwischen vergangen, seitdem Sarmen Aghakhani auf der Luxemburger Straße unweit des Gürtels vorübergehend ein Obst- und Gemüsegeschäft betrieb. Eines Tages kam ein Kunde, der tags zuvor bei ihm eine Melone gekauft hatte, wieder, und verlangte vier Melonen. Man kam ins Gespräch, und es stellte sich heraus, dass dem Melonen-Käufer das Eiscafé Sagittario gehörte, und er das Obst für die Eisherstellung benötigte.

„Ich kann auch aus einer Zwiebel Eis machen!“

Aghakhani, der aus dem Iran stammt, mit 15 Jahren nach Deutschland kam und später Internationale Betriebswirtschaftslehre studierte, hatte trotz seiner akademischen Ausbildung immer den latenten Wunsch, „irgendwann ein Handwerk zu erlernen, womit ich mein Brot verdienen kann“.

Als er sich im vergangenen Jahr nach mehreren beruflichen Zwischenschritten mit dem Gedanken trug, gemeinsam mit seiner Frau Shushana ein Café zu eröffnen, führte ihn das Schicksal wieder zu der Eisdiele, die damals sein Obst verarbeitet hatte, und die nun zum Verkauf stand. Und er traf Alessandro Solai und dessen Frau Franca wieder, die stolz darauf waren, den Kölnerinnen und Kölnern fast ein Vierteljahrhundert lang Eissorten verkauft zu haben, deren Herstellung großteils auf 200 Jahre alten, italienischen Rezepten basierten.

Obwohl er noch keine Ahnung von der Materie hatte, war für Aghakhani sofort klar, dass er dieses Café übernehmen und das traditionelle Handwerk des Eismachens von Alessandro und Franca erlernen von wollte. Inzwischen, sagt er, sei er in der Lage, selber bestimmt 100 Sorten herstellen. „Ich kann auch aus einer Zwiebel Eis machen!“, sagt er lachend.

Nur das Tiramisu-Eis enthält Glutamat

Das wurde bisher noch nicht gewünscht. Aber dank der Tatsache, dass alle Fruchteis-Sorten auf Wasserbasis gefertigt und damit vegan sind und von allen Geschmacksrichtungen – 19 passen in die Theke – lediglich das Tiramisu Glutamat enthält, steht die Sülz-Klettenberger Klientel an schönen Tagen wieder an der Ölbergstraße Schlange; bzw. lässt sich die Kugel(n) draußen an den Außentischen schmecken.

Das Ehepaar Aghakhani ist zutiefst dankbar, „mit so offenen Armen im Veedel aufgenommen“ worden zu sein, und es freut sich über die wertschätzende Kundschaft. Der Kontakt mit den Menschen sei ihm sehr wichtig, unterstreicht der Eismacher. Dass er seinerzeit viel Zeit in seine akademische Ausbildung gesteckt hat, bedauert er nicht. „Mit dem, was ich heute mache, erzeuge ich ein Lächeln im Gesicht der Kinder. Das ist etwas ganz anderes, als wenn Sie im Vertrieb sind oder stundenlang telefonieren müssen, um ein Produkt zu verkaufen, das nicht das Ihre ist.“

Das Ehepaar wird die Eisdiele auf jeden Fall auch in der kalten Jahreszeit betreiben und neben den hausgemachten Kuchen (um 3,80 Euro) vielleicht auch etwas Salziges oder Pikantes mit ins Sortiment nehmen. Zurzeit gibt es neben etlichen Eisbecher-Varianten (die Kugel kostet 1,70 Euro) kalte Getränke und Kaffee-Spezialitäten.

Eiscafé Sagittario, Ölbergstraße 84, (Eingang ist auf der Luxemburger Straße). Täglich ab 12 Uhr bis 20 Uhr geöffnet.