Rund 150 Demonstrierende forderten vor der Uni Köln bessere Arbeits- und Studienbedingungen an Hochschulen.
Uni KölnWarum viele Hochschulangestellte sich die Wissenschaft nicht mehr leisten können
Ihren Glanz hat die Universität für einige verloren. So schien es zumindest auf der gestrigen Demo vor dem Hauptgebäude der Uni Köln. Am Hochschulaktionstag kamen rund 150 Beschäftigte und Studierende zusammen, um unter dem Motto „Schluss mit prekärer Wissenschaft!“ bessere Arbeits- und Studienbedingungen an Hochschulen zu fordern. Neben Gehaltserhöhungen gehört dazu auch ein bundesweit gültiger Tarifvertrag für studentische Hilfskräfte (TVStud) sowie Tutorinnen und Tutoren. Ein Bündnis, zu dem auch Verdi gehört, hatte in über 50 Städten zu Streiks aufgerufen. Hintergrund sind die Tarifverhandlungen der Länder, die Anfang Dezember in die dritte Runde gehen.
„Ich arbeite für den Mindestlohn“, erklärt Marian Kirwel, studentische Hilfskraft und Sprecher der TVStud-Initiative Köln. Angesichts steigender Preise für Lebensmittel und Mieten sagt er: „Ich liebe die Wissenschaft, aber wenn es so weiter geht, kann ich nicht länger hier arbeiten.“ Studentische Hilfskräfte sind laut Kirwel jedoch nicht aus dem Universitätssystem wegzudenken. Sie würden sich teils um ganze IT-Systeme kümmern oder sich selbst scherzhaft als Hausmeister ihrer Gebäude bezeichnen. Nicht nur die Arbeit an der Uni, sondern auch das Studium an sich ist Thema auf der Demo. Die Streikenden fordern eine Anhebung der Bafög-Sätze. „Viele können sich das Studium nicht mehr leisten“, sagt ein Student. 2022 lag die durchschnittliche Auszahlung der staatlichen Förderleistung für Schülerinnen und Schüler sowie Studierende bei 592 Euro pro Monat.
Professor Stephan Packard vom Institut für Medienkultur und Theater, machte auf das Schicksal der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufmerksam. In dieser Position befinden sind Forschende, bevor sie eine Professur bekommen können. Die meisten von ihnen haben befristete Zeitverträge ohne sichere Aussichten.
Packards Kritik gilt dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz. Das sieht nicht nur die Befristungen vor, sondern sorgt auch für Zeitdruck: Schaffen die Forschenden es nicht, sich innerhalb von sechs Jahren für eine Professur zu qualifizieren, dürfen sie nicht weiter an der Hochschule arbeiten. „Einige der Besten sind durch dieses System gefallen“, sagt Packard. „Ich habe viele Mitstreitende auf dem Weg zur Professur verloren.“