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Angespannte Schulsituation in KölnZwei neue Schulen entstehen in Lindenthal

Lesezeit 3 Minuten

Der ehemalige Bürobau von Unity-Media an der Aachener Straße wird umgebaut für die Schulnutzung.

Köln – Die Schulplatznot an Gymnasien ist groß, dringender Bedarf besteht besonders auch im Kölner Westen. „Umso mehr freue ich mich, dass wir im Stadtbezirk Lindenthal zwei neue Schulen erhalten“, unterstreicht Anne Lena Ritter, Leiterin des Amtes für Schulentwicklung, die die „angespannte Schulplatzsituation“ in dem Bezirk „deutlich verbessern werde“.

Zum neuen Schuljahr 2022/23 beginnen das Gymnasium Zusestraße in Lövenich und das Gymnasium Aachener Straße in Müngersdorf mit je drei Eingangsklassen in zwei sehr unterschiedlichen Gebäuden mit ambitionierten pädagogischen Konzepten. Geschaffen werden je 93 Plätze in den fünften Klassen der dreizügigen Ganztagsschulen, mindestens je 84 Anmeldungen pro Schule sind erforderlich.

„Wir können nicht mehr“

Weiße Flaggen, aus Bettlaken oder Handtüchern, flattern an den letzten Schultagen aus vielen Schulfenstern. Um die 40 Kölner Grundschulen machen mit. „Wir machen und tun und kümmern uns, aber nach zwei Jahren Coronamanagement sind wir am Ende unserer Kräfte“, erklärt eine Lehrerin mit Blick auf die weißen Flaggen – Zeichen der Belastung, „Wir können nicht mehr!“ Die Liste dessen, was alles geleistet wird, ist lang und reicht vom Testen bis Personalmangel kompensieren. Foto: Nabil Hanano

Mit den Neugründungen ergebe sich die große Chance, „Schulen innovativ zu gestalten“, so Ritter, sie werden unter anderem digital mit smarten Tafeln und digitalen Endgeräte ausgerüstet. Mit der Leitung beauftragt wurden Suntka Altrock (Zusestraße) und Fabrice Liesegang (Aachener Straße). In der Startphase werde es Abordnungen von Lehrkräften geben, ein festes Team aufgebaut.

Gymnasium Aachener Straße

Das ehemalige Bürogebäude von Unity-Media wird gerade für die Nutzung des Gymnasiums Aachener Straße umgebaut und ausgestattet. „Wir gehen damit neue Wege“, so Ritter mit Blick auf die Umnutzung – eine aus der Schulbaunot entwickelte Alternative, zügig dringend nötige Angebote zu schaffen.

Schulleiter Fabrice Liesegang (43), Lehrer für Englisch und Erdkunde, hat sich ein erstes Bild vom ungewöhnlichen Objekt gemacht. „Es entstehen offene Lernlandschaften. Es wird sehr geräumig “, so Liesegang, der seit sechs Jahren im Ausland tätig ist und zuvor in Aachen arbeitete. Ziel sei es, eine Schule fürs Viertel zu sein, mit enger Betreuung durch Klassenlehrerteams.

Der Neubau des Gymnasiums Zusestraße wächst, samt Sporthalle und Mensa.

Man müsse weg vom engen 45-Minuten-Raster des Unterrichts, hin zu knapp 70-Minuten-Einheiten. Es soll jahrgangsübergreifend Projektkurse mit vernetzten Inhalten geben. Das Gymnasium möchte Europaschule werden und Beziehungen zu Partnerschulen beispielsweise in Rumänien aufbauen. Ein sprachlicher Schwerpunkt wird mit bilingualem deutsch-englischen Bildungsgang wie auch in der Schule Zusestraße gesetzt. Bei Sportmöglichkeiten wolle man mit externen Partnern kooperieren. „Etwas erschrocken“ sei er gewesen, als er von dem Run auf Wunschplätze in Köln hörte (wir berichteten). Er hoffe, dass Mehrfachanmeldungen soweit möglich vermieden werden, „wir wünschen uns sehr, dass es keine Hängepartie gibt“.

Gymnasium Zusestraße

Als große Chance betrachtet es Suntka Altrock (51), Lehrerin für Deutsch und Biologie, eine Schule ganz neu aufzubauen. Bisher war sie in der Schulleitung eines Hürther Gymnasiums tätig. Der Neubau Zusestraße genüge hohen Anforderungen. Neben der fachlichen Bildung und individuellen Förderung sei die Entwicklung sozialer Kompetenzen wichtig. Anwendungsbezogener Projektunterricht und 70-Minuten-Lerneinheiten, regelmäßige Teilnahme an Wettbewerben, Sprachenschwerpunkt (bilingual deutsch-englisch, Französisch als zweite Fremdsprache) gehören zum Profil, auch Lernstudios für selbstständiges Arbeiten, Teamarbeit, gemeinsame Projekte und soziales Engagement. Digital sei man gut aufgestellt.

Anmeldung

Beide Schulleitungen legten Kriterien für die Auswahl bei Anmeldungen fest: fürs Gymnasium Aachener Straße die Entfernung zur Grundschule des Kindes, für die Zusestraße ein ausgewogenes Verhältnis von Jungen und Mädchen sowie die Lage der Grundschule. Anmeldungen sind im vorgezogenen Verfahren vom 28. Januar bis 4. Februar 2022 möglich.