Lehren aus der VergangenheitKölner Alpenverein bezieht Stellung gegen Hass und Hetze
Köln – Das dunkelste Kapitel der Vereinsgeschichte, die Diskriminierung und der Ausschluss jüdischer Mitglieder vor und während des Nationalsozialismus, ist der Kölner Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV) heute Ansporn, für Offenheit, Vielfalt und Toleranz einzutreten. Bereits im April hatte die Kölner Sektion die Dokumentation „Wer Mitglied werden will, muss arischer Abstammung sein“ zum Antisemitismus im Alpenverein Köln veröffentlicht.
Die Nachforschungen zur Haltung der Kölner Alpinisten in der Zeit des aufziehenden Nationalsozialismus waren vom NS-Dokumentationszentrum unterstützt worden. „Die Dokumentation ist uns im Hier und Jetzt Ansporn, es anders zu machen“, sagt Karl-Heinz Kubatschka, Erster Vorsitzender der Kölner Sektion des DAV. „Man hätte schon damals mehr Farbe bekennen müssen“, sagt Kubatschka. Ein Fehler, den man nicht erneut begehen möchte: „Momentan haben wir doch eine vergleichbare Situation mit sehr viel Hass und Hetze gegen Minderheiten“, sagt Kubatschka. „Da heißt es: Farbe bekennen.“ Deshalb schalteten die Kölner Alpinisten am vergangenen Samstag Zeitungsanzeigen mit dem Titel „Ein Zeichen für Offenheit, Vielfalt und Toleranz.“
Kubatschka: „Uns ist es wichtig aus unserer Geschichte zu lernen und zu zeigen, dass wir begriffen haben.“ Nach wie vor zieht der Verein mit seinen 15 000 Mitgliedern Berg- und Wanderbegeisterte an. „Alle sind willkommen: Lebensart, Herkunft, Alter und Religionszugehörigkeit spielen keine Rolle“, heißt es in der Anzeige.
Antisemitismus verfestigt sich in den 1920er Jahren
Doch das war nicht immer so: Bereits bevor der Nationalsozialismus an die Macht gekommen war, waren in den 1920er Jahren antisemitische Positionen im Alpinismus mehrheitsfähig. Doch statt gegenzusteuern und Position zu beziehen, steuerte der Verein einen wechselhaften Kurs. Zwar wurden Juden zunächst nicht explizit ausgeschlossen. Dem grassierenden Antisemitismus wurde aber auch nichts entgegengesetzt. In der Folge traten dem Verein so gut wie keine jüdischen Mitglieder mehr bei. 1933 wurde der Kölner Alpenverein endgültig gleichgeschaltet, und ein „Arierparagraph“ verwehrte Menschen jüdischen Glaubens die Mitgliedschaft.