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Prozess in KölnFrau legte eigenes Baby einfach am Fußweg ab

Lesezeit 2 Minuten
Eine Außenansicht des Landgerichts Köln. 

Das Landgericht im Justizzentrum Köln.

Die 36-jährige Mutter steht wegen versuchten Totschlags vor Gericht. Sie hatte ihre Schwangerschaft verheimlicht und das Kind nach der Geburt ausgesetzt.

Ihr viertes Kind brachte die Frau alleine im Gästebad der Wohnung ihres Vaters zur Welt. Anschließend packte sie es in einen Rucksack und legte es an einem Fußweg ab. Dort wurde das Kind schwer unterkühlt gefunden. Der Junge überlebte und lebt bei einer Pflegefamilie.

Haftstrafe von drei Jahren gefordert

Seit April ist die 36 Jahre alte Mutter wegen versuchten Totschlags vor der 11. Großen Strafkammer am Landgericht angeklagt. Laut der Staatsanwältin in dem Verfahren habe die Mutter den Tod des Neugeborenen billigend in Kauf genommen. Sie forderte eine Haftstrafe von drei Jahren wegen versuchten Totschlags in einem minder schweren Fall.

Zuvor hatte die Anklägerin die dramatischen Momente des 29. August 2018 zusammengefasst: Demnach hatte die Frau ihren Sohn selbstständig zur Welt gebracht und geglaubt, dass er nicht lebte. Dann habe das Kind plötzlich nach Luft geschnappt, nachdem sie es in ein Waschbecken gelegt hatte. Das sei ein Schock für die Frau gewesen, die die Schwangerschaft verheimlicht hatte. Sie habe das Kind in Tücher gewickelt, an ihrem Vater vorbei nach draußen geschmuggelt und am Weg abgelegt. „Sie nahm in Kauf, dass das Kind sterben würde“, so die Anklagevertreterin.

Drogen- und Alkoholmissbrauch

Verteidigerin Harriet Krüger plädierte auf eine bewährungsfähige Strafe, also höchstens zwei Jahre Haft. „Ich glaube, damit wäre Mandantin, Familie und Gesellschaft am meisten gedient“, sagte Krüger. Ihre Mandantin sei überfordert gewesen, habe sich schon um ihre ersten drei Kinder aufgrund von Drogen- und Alkoholmissbrauchs nicht adäquat kümmern können.

Ein Urteil soll am Freitag fallen.