Beim Kunsthaus Lempertz landen wertvolle Teppiche unterm Hammer. Da mag man sich fragen: Ist die Geldnot der Stadt Köln mittlerweile so groß, dass nun die Perserteppiche raus müssen? Ganz so ist es nicht.
Von Promis geadeltKunsthaus Lempertz versteigert Kölner Rathausteppiche

Queen Elizabeth II. im Rahmen ihres Deutschlandbesuches vom 18.04.1965 bis 28.05.1965 in Köln - im Bild v. l.: Kölns Oberbürgermeister Theo Burauen, Queen Elizabeth II. und Prinz Philip - Foto vom 25.05.1965.
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An ihm kam keiner vorbei. Kaum eines Blickes gewürdigt, mit Füßen getreten – das war sein Schicksal. Doch es nahm ihm nicht die Würde. Queen Elizabeth II. bot er Standfestigkeit. John F. Kennedy ließ er nicht straucheln – um nur zwei bedeutende Personen der Zeitgeschichte zu nennen. So recht gedankt hat es ihm keiner. Bis zum Schluss nicht. Ein wenig sang- und klanglos wird der große Rathausteppich der Stadt Köln nun im Auktionshaus Lempertz zum Verkauf angeboten. Mit ihm zwei weitere echte Perserteppiche aus Diensten der Stadt. Dazu noch ein Rathausteppich im Stil Louis XV. Die Stadt Köln veräußert ihre „Auslegeware“.

Ein Perserteppich aus dem Hasasaal im historischen Rathaus wird beim Aktionshaus Lempertz zur Versteigerung angeboten.
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Es geht das Gerücht, beinahe wären die Perserteppiche einfach entsorgt worden, auf dem Kehrichthaufen der Geschichte. Das mag vielleicht auch an ihrer Historie liegen. Im „Dritten Reich“ ging die Order an die Persische Teppich-Aktien-Gesellschaft, mehrere Teppiche für Repräsentationsbauten fertigen zu lassen. Es sollen über 20 gewesen sein.
Braucht die Stadt Köln so dringend Geld?
Um die angeforderten Formate überhaupt herstellen zu können, musste in Persien extra eine neue Halle gebaut werden, damit die dafür nötigen Knüpfstühle Platz fanden. Doch über den Auftrag ging die Geschichte hinweg. Im Zuge des Zweiten Weltkriegs kam es nicht mehr zu dem Handel. In der Folge wechselten die Teppiche mehrfach den Besitzer. Bis endlich einige der von ihnen 1962 von einem Schweizer Händler im Kölner Kaufhof ausgestellt und vier von ihnen von der Stadt Köln erworben wurden. Der größte der Teppiche – er misst 14 Meter in der Länge und 625 Zentimeter in der Breite, ein dichtes Blütendekor ziert ihn – lag fortan im Hansasaal des historischen Rathauses aus. Er erhielt sozusagen eine „staatstragende Rolle“. Bei Großempfängen wurde noch zweiter „Perser“ dazu ausgerollt. Auch er steht zum Verkauf.
Ist die Geldnot der Stadt Köln mittlerweile so groß, dass nun die Perserteppiche raus müssen? Ganz so schlimm ist es noch nicht. Hintergrund für den Verkauf ist vielmehr die Restaurierung des Hansasaals. Der altehrwürdige Saal bekommt unter anderem einen neuen Boden. Der defekte Fliesenboden wird durch einen „angemessenen Parkettboden“ ersetzt. Da braucht es keinen „Perser“ mehr zum „Abdecken“. „Der Umgang mit Mobiliar des Rathauses im Rahmen von Instandsetzungsmaßnahmen gehört zum laufenden Geschäft der Verwaltung. Wie auch bei anderen Einrichtungsgegenständen wird eine weitere Verwendung oder eine Entsorgung sowie Veräußerung geprüft“, sagt eine Stadtsprecherin.
Geprüft und für gut befunden, zu diesem Schluss kam das Auktionshaus Lempertz. „Die Teppiche sind von guter Qualität“, sagt eine Mitarbeiterin. Die Substanz sei kaum beschädigt. „Zwar sind sie für unsere Verhältnisse nicht von besonders hohem Alter, aber die historische Bedeutung vor allem des großen Rathausteppichs muss gewichtet werden“. Somit bringt allein er es schon auf einen Schätzwert von 30 000 bis 40 000 Euro. Die anderen drei liegen in einem Spielraum von 9000 bis 15 000 Euro. „Die Nachfrage ist gut“, sagt die Mitarbeiterin des Auktionshauses. Einige Kunden hätten schon Zustandsberichte angefragt. Am 17. November findet die Auktion statt. Die Kölner Rathausteppiche werden voraussichtlich am Nachmittag dieses Tages aufgerufen.