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KunstBalke, der Avantgardist der Nachkriegszeit

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Auch mit 85 Jahren ist Klaus Balke in seinem Atelier in Poll noch sehr produktiv. (Foto: Hanano)

Köln – Sein Leben steckt voller Kunst-Geschichten. Zu jedem Bild, jeder Skulptur aus seiner Hand kann er einen interessanten kleinen Vortrag halten: Was ihn inspiriert hat, welche Technik er erfand, in welchem Zusammenhang das Werk entstand.

Am kommenden Sonntag feiert Klaus Balke seinen 85. Geburtstag. Und was das Schönste ist: Noch immer steht der vielseitige Kölner Künstler mit ungebrochenem Tatendrang täglich im Atelier, vor allem, um zu malen. Die Bildhauerei habe er abgesehen von leichten und platzsparenden plastischen Arbeiten aus Papier eher zurückgestellt, erzählt der Avantgardist der Nachkriegszeit und lächelt. „Das Haus ist langsam voll.“ Was schlichtweg untertrieben ist. An Wänden, auf Wandvorsprüngen, in Regalen, Vitrinen, auf Fensterbänken und im Garten legt Balke gemeinsam mit Ehefrau Roswita (86), die ebenfalls als Malerin tätig ist, mannigfaltig künstlerisch Zeugnis ab. „Klaus Balke ist ein Denkmal der Kölner Kunstgeschichte“, würdigt Dr. Ralf Beines, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Stadtmuseum, denn auch das Lebenswerk des gebürtigen Detmolders, der 1944 bis 1947 seine erste Ausbildung bei seiner Kölner Tante absolvierte, der bekannten Goldschmiedin Elisabeth Treskow. Danach wechselte Balke an die Kölner Werkschulen, studierte dort Bildhauerei und sakrale Malerei.

Seit 1954 arbeitet er als selbstständiger Künstler in Poll. Sein Name sei untrennbar mit der künstlerischen Neuausstattung vieler Kölner Kirchen nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden, berichtet Beines. Daneben beteiligte sich Balke auch an der Neugestaltung des Gürzenich (1955), er schuf die Skulptur „Trauernde Eltern“ in Humboldt/Gremberg (1984/85) sowie die Figuren „Jacques Offenbach“ und „Schwarzer Ewald“ (1989/1992) für den Rathausturm.

Für Kirchen und Dome weit über Köln hinaus fertigte der Goldschmiedemeister, Metallbildhauer und Maler sakrale Kunstwerke und Gerätschaften an: Wandbilder, Tabernakel, Schreine, Kreuze stammen von ihm, dazu die Malereien in Kapellen. Die Kirche sei sein wichtigster Auftraggeber gewesen, sagt Balke, der mit seiner Frau in der Provence noch ein Atelierhaus besitzt. In Frankreich habe er seine schönsten Bilder-Ausstellungen gehabt, blickt er zufrieden zurück. Pastelle, Ölgemälde, Kohlezeichnungen, dicht an dicht, schmücken die Wände in seinem Atelier, darunter Stillleben, Motive mit Menschen im Mittelpunkt und pazifistische Szenen. Dass Balke schon als 15-Jähriger Soldat wurde, dass er das Kriegselend hautnah miterlebt hat, spiegelt sich in seinen Skulpturen ebenso wie in den Bildern.

Wäre zum 85. Geburtstag nicht mal wieder eine Ausstellung angemessen? „Was sollte ich ausstellen – ich könnte mich gar nicht entscheiden“, meint Balke und zieht an seinen Bilderschränken eine Schublade nach der anderen auf, jede randvoll mit ungerahmten Blättern. Was ihn künstlerisch am meisten reizen würde, so der hochproduktive Mann, sei noch einmal die Gestaltung eines Freskos, einer „sehr schönen Technik“. So was aber „nicht mehr in 20 Metern Höhe“.