AboAbonnieren

Künstliche IntelligenzTurnstunde mit Roboter Miki in der TH Köln

Lesezeit 4 Minuten

Anfassen erlaubt: Der kleine humanoide Roboter Didi hat im Raum zwar leichte Probleme mit der Gesichtserkennung, die Turnübungen laufen später aber einwandfrei.

Die Zukunft hat begonnen – noch hat sie allerdings ein wenig Anlaufschwierigkeiten und Verständnisprobleme. Zumindest was die beiden Nao-Roboter Miki und Didi angeht, die Sabrina Zeaiter und Patrick Heinsch von der Philipps-Universität Marburg mit in die Rotunde der Technischen Hochschule (TH) Köln gebracht haben. So will die Gesichtserkennung der beiden humanoiden Roboter an diesem sonnigen Nachmittag partout nicht gelingen, zu dunkel ist es im Raum. Die leichten Gymnastikübungen, die Miki auf der Terrasse vormacht, funktionieren dagegen einwandfrei. Angst muss vor diesen Robotern – nicht bloß aufgrund ihres freundlichen Aussehens – niemand haben.

Normalerweise sind Zeaiter und Heinsch vom „Humanoid Emotional Assistant Robots in Teaching“-Team (kurz: H.E.A.R.T.) mit den Robotern etwa an Schulen unterwegs. Dort zeigen sie den Schülern, zu was soziale Roboter bereits in der Lage sind. Für dieses „Robotikum“ getaufte Projekt gewann das Team um Professor Jürgen Handke vor kurzem den Hochschulwettbewerb zum Wissenschaftsjahr mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz (KI). Zu den Siegern gehören auch die Studenten der TH Köln von Professor Amelie Duckwitz und Miriam Schmitz, die im Studiengang Online-Redaktion mit „KI – Talks & Teams“ (KI-TT) ein multimediales Web-Magazin zum Thema KI entwickeln. Dessen Inhalte stammen aus selbst organisierten Seminar- und Diskussionsveranstaltungen, in denen mit Fachleuten über konkrete KI-Themen gesprochen wird. Zum ersten sogenannten Barcamp in der Rotunde kamen auch Zeaiter, Heinsch und die beiden Roboter, neben anderen Gewinnerteams.

Eine Mischung aus Faszination und Sorge

„Wenn wir von KI sprechen, beziehen wir uns auf die kognitiven Fähigkeiten des Menschen“, erläutert Professor Duckwitz. In der Science-Fiction dagegen würden häufig die moralischen Aspekte beleuchtet – nicht selten mit bedrohlichem Ton. Sie merke, dass das Thema KI in der Bevölkerung „sehr ambivalent“ betrachtet werde. „Wenn man fragt, ob man sich vorstellen könne, dass ein Roboter im eigenen Alltag ist, sagen viele, dass sie das nicht möchten oder brauchen. Wenn man aber erzählt, wo KI überall eingesetzt wird, was für Fortschritte und Erkenntnisse sie bringt, finden sie das doch spannend.“ Es sei eine Mischung aus Faszination und Sorge darüber, dass „KI uns irgendwann beherrschen wird“, so ihre Beobachtung. Das Projekt KI-TT soll aufklären. Denn es sei nicht so, dass wir der Entwicklung ausgeliefert seien, „sondern wir können mitreden, mitgestalten und mitdiskutieren“.

Die Gäste des ersten Barcamps konnten nicht bloß Impulsvorträge über Robotik in der Bildung oder KI in der Medizin hören, sondern sich mit Ideen und Fragen einbringen oder die Ergebnisse der Forschungsprojekte ausprobieren. Etwa den Prototypen KI.xoskelett von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Hierbei handelt es sich um ein KI-gestütztes Exoskelett für Senioren, welches von den wissenschaftlichen Mitarbeitern Max Böhme und Felix Weiske vorgestellt wurde. Bei der Entwicklung hätten nicht nur technische Fragen eine Rolle gespielt, erklärt Böhme. Die Testpersonen seien auch gefragt worden, ob sie eine solche Unterstützung überhaupt annehmen würden. Das Interesse und die Bereitschaft seien durchweg hoch gewesen. Ziel sei es nun, das System mittels KI selbstlernend agieren zu lassen. Denn, so Böhm: „Jeder Mensch ist individuell.“

Für Sabrina Zeaiter von der Uni Marburg ist die Gesellschaft, was KI und Robotik anbelangt, an einem Scheidepunkt, denn es gebe „natürlich ganz viele Dinge, die schief gehen können. Das ist bei jeder neuen Technologie so“. Als Beispiel führt sie die Atomkraft an, die zwar genutzt werden konnte, um Bomben zu bauen, aber eben auch zur Energieerzeugung. Jetzt hätten wir ein „ähnliches Sprengstoffpotenzial“. Man müsse darauf achten, dass dieses Potenzial nicht kippt. Derzeit sehe sie die Gefahr aber noch nicht.

ki.online-redakteure.com

Die nächsten Termine

Zwei weitere Barcamps wird das KI-TT-Team um Professor Duckwitz ausrichten. Das nächste mit dem Schwerpunkt „Social Scoring und KI“ findet am Donnerstag, 10. Oktober, von 16 bis 19 Uhr wieder in der Rotunde der TH Köln, Claudiusstr. 1, statt. Das dritte Barcamp schließlich zu den Themen Smart Cities, Big Data und Privatsphäre ist am Montag, 18. November, ebenfalls in der Rotunde ab 16 Uhr. Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen ist frei. (roe)