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Krankenhäuser, Pflege, ÄrzteWie Köln sich auf eine zweite Corona-Welle vorbereitet

Lesezeit 4 Minuten

Alle Mitarbeiter regelmäßig testen – so wollen Krankenhäuser und Heime noch mehr Ansteckungen vermeiden.

Köln – Steigende Infektionszahlen bringen Besorgnis. „Wir tun alles, um eine weitere Verbreitung zu verhindern“, sagte Amtsleiter Dr. Johannes Nießen kürzlich im Gespräch mit der Rundschau. Nun beginnt der Herbst. Wie bereiten sich Krankenhäuser, Hausärzte und Pflegeeinrichtungen auf eine zweite Welle vor? Wir geben einen Überblick.

Krankenhäuser

Mit Besorgnis schaut die Uniklinik auf die steigenden Zahlen. Man sei jedoch gut vorbereitet und könne entsprechend reagieren, heißt es auf Nachfrage. „Die Strategien und Konzepte zur Bewältigung höherer Zahlen von März und April haben sich bewährt und und können jederzeit und mit relativ kurzem Vorlauf wieder aufgenommen werden. Mit einem Notfallkonzept, so heißt es weiter, könne man die Behandlungskapazitäten für die schwersterkrankten Patienten mit Covid-19 kurzfristig um mehr als 50 Prozent steigern.

Aktuelle Zahlen

34,0 lautete am Montagnachmittag die Inzidenzzahl für Köln. Bei einem Wert von 35 müsste auch das Derby am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach ohne Zuschauer stattfinden. Die Stadt will darüber am Donnerstag entscheiden.

Aktuell sind 456 Kölner am Corona-Virus erkrankt. Im Krankenhaus befinden sich 52 Corona-Patienten. 20 von ihnen liegen auf einer Intensivstation. Dem Gesundheitsamt wurde gemeldet, dass ein 84-Jähriger Mann, der positiv auf das Virus getestet wurde, verstorben ist. Der Mann litt an diversen Vorerkrankungen. Es handelt sich um den 118. Todesfall.

52 Corona-Patienten werden aktuell in Köln stationär behandelt (siehe auch Kasten). Nicht alle von ihnen sind in großen Kliniken wie der Uniklinik oder Merheim untergebracht. Das Evangelische Krankenhaus in Kalk behandelt aktuell rund ein Dutzend Corona-Fälle. „Das ist reiner Zufall“, sagt Geschäftsführer Marcus Kirchmann. „Wir sind eine Anlaufstelle für Patienten aus dem Rechtsrheinischen.“ Im Hinblick auf die steigenden Infektionszahlen sei man im Krankenhaus in Kalk nach wie vor in Habachtstellung. Mit der derzeitigen Situation könne man jedoch gut umgehen. „Nur zwei unserer Patienten müssen im Moment beatmet werden“, so Kirchmann. Viele Beatmungsplätze seien dadurch noch frei. Vor Infektionen schützt sich das Haus durch ein Screening inklusive Fiebermesser bei jedem, der das Haus betritt. Patienten werden vor einer Behandlung auf Covid-19 getestet. Zusätzlich lasse man die Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen auf eigene Kosten testen, so Kirchmann.

Auch bei den Kliniken Köln spürt man die höheren Infektionszahlen. Zur Besorgnis führt das jedoch vorerst nicht: „Bei der ersten Infektionswelle haben wir sehr viele zusätzliche Intensivkapazitäten geschaffen, die wir bei Bedarf sofort nutzen können“, sagt der Klinische Direktor, Professor Horst Kierdorf.

Hausärzte

„Natürlich bereiten sich die Ärzte jetzt vor“, sagt Monika Baaken, Pressesprecherin des Hausärzteverband Nordrhein. „Wir gehen im Herbst von einem deutlich höheren Patientenaufkommen aus.“ Die meisten Praxen haben sich durch bauliche Maßnahmen wie Trennschutzwände, entsprechende Desinfektion und spezielle Infektionssprechstunden auf die Situation eingestellt. Neben der Allgemeinversorgung führen viele Arztpraxen auch Corona-Tests durch, mehr als 150 sind es in Köln. „Die Belastung ist dort sehr hoch“, so die Sprecherin. Bevor es zu einer Überbelastung der Hausärzte komme, müsse man über die Einrichtung zusätzlicher Test- oder Fieberzentren in Köln nachdenken. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein spricht sich für mehr anlassbezogene Tests aus. „Auch politisch motivierte ,Massentests’ einzelner Berufsgruppen wie Lehrer und Erzieher sind zu überdenken“, so der Sprecher der Vereinigung, Dr. Heiko Schmitz. Bislang gebe es bei den Lehrern eine Positiv-Testquote von 0,3 Prozent. „Da stehen Aufwand und ,Ertrag’ in keinem sinnvollen Verhältnis.“

Pflegeeinrichtungen

„Wir wollen nicht Teil der Statistik werden“, sagt Verena Rech, Leiterin des Fachbereichs Pflege bei der Awo Köln. Die Arbeiterwohlfahrt betreibt in der Stadt zwei Seniorenzentren und einen ambulanten Pflegedienst. „Aktuell können wir uns nur auf unsere tägliche Arbeit konzentrieren.“ Die Umsetzung der internen Hygiene- und Besuchsregeln sei längst zur eingespielten Routine geworden. „Wir sind da alle sehr strikt und halten uns auch privat streng an die Regeln“, so Rech. „Unsere größte Sorge ist es, die Bewohner anzustecken, wir tragen eine hohe Verantwortung.“ In der Vergangenheit wurden drei Bewohner der Kölner Awo-Heime positiv getestet – Symptome hätten jedoch zum Glück alle drei nicht gehabt.

Ins Heim kommen die Viren mit dem Personal. Beim ersten Halskratzen bleiben die Pflegenden deshalb zuhause, jeden Morgen wird das aktuelle Befinden abgefragt. „Die Mitarbeiter lassen sich freiwillig alle vier Wochen testen.“ Im Hinblick auf den Herbst wurde der Vorrat an Schutzausrüstung weiter vergrößert, Zimmer werden für den Fall frei gehalten, dass ein Bewohner isoliert werden muss. „Die strengen Besuchsregeln gelten bei uns auch weiterhin“, sagt Rech.