Kölsche Musik funktioniert nicht nur in Köln. Auch außerhalb der Stadtgrenzen erobern Bands aktuell die Festival-Bühnen. Zuletzt beim Parookaville in Weeze.
Parookaville in WeezeKölsche Bands begeistern bei Elektro-Festival - „Werden wir so schnell nicht vergessen“

Kasalla beim Parookaville-Festival in Weeze.
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Für die Musiker von Kasalla gab es etwas nachzuholen. Schon im vergangenen Jahr führte sie ihr Weg nach Weeze am Niederrhein. Aufs Parookaville, eines der beliebtesten deutschen Festivals für elektronische Musik. Doch die Vorfreude endete in Ernüchterung. Weil die Kölschrocker auf einer der kleineren Bühnen auftraten und der Andrang um ein Vielfaches größer war als vermutet, war nach zweieinhalb Lieder Schluss. Die Sicherheit ging vor. Umso größer war die Vorfreude in diesem Jahr. „Wir waren sehr froh, dass der Veranstalter uns erneut das Vertrauen geschenkt hat“, sagt Sänger Bastian Campmann.
Von der kleinen Brainwash-Bühne ging es direkt auf die zweitgrößte Bühne des Parookaville. „Eine gewisse Nervosität war deswegen da, das war etwas außerhalb unserer Komfort-Zone“, sagt Campmann. Nicht aufgrund der Größe, schließlich haben Kasalla schon vor 40.000 Menschen im Rheinenergie-Stadion gespielt. Doch ein so großer Auftritt außerhalb der kölschen Heimat ist etwas anderes. Als Campmann den einstündigen Auftritt mit „Rudeldiere“ eröffnete, waren die letzten Zweifel weggeblasen. „Es war vom ersten Moment an super.“ 15.000 Menschen standen da etwa vor der Bühne. „Da war schon viel Rheinland dabei“, sagt Campmann. „Ein paar Tausend standen vor der Bühne, die unsere Texte drauf hatten.“
Team Rhythmusgymnastik holte kölsche Bands nach Weeze
Dass das kölsche Liedgut auf einem Festival außerhalb von Köln, dazu noch einem Elektro-Festival, eine so große Rolle spielt, geht vor allem auf die Kappe eines Kölner DJ-Kollektivs. Das Team Rhythmusgymnastik ist nach eigenen Angaben das „sportlichste und attraktivste DJ-Team aus Köln“. Mit ihren verrückten Auftritten veranstaltet das DJ-Team nicht nur in Köln wilde Partys. Auch außerhalb der Stadtgrenzen tritt die Truppe auf Festivals auf, bespielten schon in den vergangenen Jahren die Brainwash-Stage auf dem Parookaville-Festival. In diesem Jahr hatten sie aus Köln die Kollegen von Cat Ballou und Planschemalöör im Gepäck.
„Es war brechend voll“, erzählt Cat-Ballou-Keyboarder Dominik Schönenborn. Eine Premiere war ihr Konzert auf dem Parookaville am vergangenen Wochenende nicht: Ähnlich wie bei den Kollegen von Kasalla gab es bei ihrem ersten Auftritt vor vier Jahren einen großen Andrang. „Damit hatten wir gar nicht gerechnet“, erinnert sich Schönenborn. Ein Abbruch des Konzerts blieb den Jungs und ihren Fans zum Glück erspart. Damals sei die Brainwash-Bühne noch viel kleiner gewesen. Heute habe das Festival die Fläche jedoch vergrößert.
„Die Leute dort sind schon sehr kölsch-affin“, findet der Keyboarder. Kölsch-Rock auf einem Elektro-Festival? Für den Keyboarder nicht weiter auffällig. Musik auf Kölsch komme immer mehr im Mainstream an, zudem vermischen sich verschiedene Genres stark. Es freue ihn sehr, dass Kölner Bands Einzug auf ein renommierten Festivals halten. „Das zeigt, dass unsere Musik kein albernes Ding ist, sondern ernst genommen wird.“
Parookaville: „Da denkst du nicht zwei Mal drüber nach“
Das findet auch Planschemalöör -Sänger Juri Rother. „Techno und Kölsch-Rock schließt sich ja nicht aus“, sagt er. Auch er ist mit seiner Band schon auf dem Parookaville aufgetreten. Die Freude bei der diesjährigen Anfrage war deshalb aber nicht kleiner: „Bei so einem Festival denkst du nicht zwei Mal drüber nach“, erzählt Rother lachend. „Wir waren schon etwas eingeschüchtert. Das ist ja ein riesiges Gelände.“ Auch beim Planschemalöör-Konzert sei kaum noch Platz auf der Fläche gewesen. „Man merkt schon, dass dieses Festival Kölner Einzugsgebiet ist“, sagt er.
Auch als am Sonntagabend in Weeze der Regen einsetzt, genießen 15 000 Festival-Besucher kölsche Musik am Niederrhein. Mit „Mer sin eins“ beendet Kasalla den einstündigen Auftritt. „Ein Auftritt“, sagt Bastian Campmann, „den wir so schnell nicht vergessen werden“.