Kölsch-Musiker Stefan Knittler„Konzerte vor 80 Zuschauern sind eigentlich Quatsch“
- Der Musiker Stefan Knittler (53) spricht über Auftritte, die eigentlich „Quatsch“ sind, und das Künstlerdasein in der Krise.
- Das Gespräch führte Thorsten Moeck.
Köln – Wie groß ist die Freude auf die Live-Auftritte im Sion-Brauhaus?Wir freuen uns als Musiker natürlich, endlich wieder vor Publikum zu spielen. Aber es ist eine bizarre Situation, weil ich mit der Musik ja Begeisterung entfachen möchte, die aber jetzt nicht so richtig entstehen darf. Aus finanziellen Gesichtspunkten sind die Konzerte vor jeweils 80 Zuschauern eigentlich Quatsch, auch wenn das hart klingt. Ich habe eine große Band, da bleibt nichts übrig. Aber wir haben richtig Lust, endlich wieder live zu spielen.
Gibt es eine größere Nähe zu den Besuchern?
Die Atmosphäre ist anders. Wir haben viele ruhige Nummern im Programm, da herrscht jetzt eine viel größere Aufmerksamkeit. Andererseits wollen wir mit neueren Nummern wie dem „Schoß us Bonn“ ja Emotionen wecken und Stimmung zu erzeugen. Das bleibt schwierig.
Neues Album
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Lieder sind auf dem Jubiläumsalbum „P/op Kölsch“ versammelt, die schönsten Hits aus zehn Jahren. Als Gastsängerin hat Peggy Sugarhill von den Rockemarieche mitgewirkt. Sie ist mit der Nummer „Jede Odemzoch“ auf die Melodie von „Every breath you take“ von The Police zu hören. Aus der Nummer „Oh my sweet Carolina“ von Ryan Adams hat Knittler das Lied „Ming Hätz bliev in Kölle“ gemacht. Die CD kostet im Handel 16,99 Euro. (tho)
Das Format Pop op Kölsch hat von Beginn an funktioniert.
Ja, die Shows im Gloria-Theater waren schon im ersten Jahr ausverkauft, das ist irre. Wir hatten dieses Jahr auch tolle Buchungen zum Jubiläum, die alle ausgefallen sind. Das ist dann doppelt bitter.
Für die Cover-Versionen des neuen Albums ist jedes Mal die Genehmigung der Urheber erforderlich. War das sehr schwierig?
Es sind Lieder von Cyndi Lauper, Britney Spears und The Police dabei. Manchmal war es nicht einfach, aber unser Manager hat mit großer Hartnäckigkeit die Freigaben erhalten, da sind wir stolz drauf. Bei 8 von 10 Liedern hat das geklappt.
Wie hart trifft Sie als Musiker die Absage vieler Auftritte?
Ich habe mir immer den Luxus geleistet, nebenbei noch einem bürgerlichen Beruf nachzugehen, den ich sehr mag. Das rettet mich jetzt. In meiner Band bin ich der einzige Amateur, weil ich nebenbei noch als Systembetreuer in der IT-Branche arbeite. Im Grunde mache ich zwei Fulltime-Jobs, aber das ist jetzt ein Segen, weil ich mir um die Miete keine großen Sorgen machen muss. Schlimm ist nur, dass ich meinen Musikern nicht viel zahlen kann. Sie leben alle von der Musik.