Nachdem 500 Vögel des Kölner Zoos im November zum Schutz vor der Vogelgrippe in Innengehege gebracht werden mussten, durften diese nun wieder in ihre Freigehege zurückkehren.
Endlich wieder ins FreigehegeKölner Zoo beendet Maßnahmen zum Schutz vor der Vogelgrippe

Nach rund vier Monaten dürfen die Vögel des Kölner Zoos wieder in ihre Freigehege.
Copyright: Nabil Hanano
So richtig glauben kann es keiner der majestätischen Vögel, als langsam die Schiebetür der Scheune aufgeht. Die 16 Rosapelikane kreisen im Halbdunkeln, Runde um Runde.
Schließlich wagt sich der erste mit weit ausgebreiteten Flügeln ins Freie, die anderen drängen hinterher, springen ins Wasser, so schnell sie können. Dann lugen sie mit hochgerecktem Hälsen über den See, und man sieht ihnen ihr Staunen und ihre Freude an.
Seit Mitte November nicht draußen
Den See mit der Brutinsel haben sie vor gut vier Monaten zum letzten Mal gesehen. Seit Mitte November vergangenen Jahres durften sie nicht mehr nach draußen, zum Schutz vor der Vogelgrippe.
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Einige der Pelikane haben die Brutinsel erreicht, sie springen auf die großen Felsbrocken. Hier werden sie ruhiger, breiten die Flügel aus und lassen sich von der Sonne wärmen. „Das konnten sie echt lange nicht mehr“, sagt Sebastian Wolf, Tierpfleger bei den Wasservögeln.
500 Vögel wieder im Freigelände
Er und sein Kollege Franklin Wilhelm sehen ihnen zu – und dabei gerade genauso glücklich aus wie ihre Pelikane. Am Donnerstag und Freitag haben die Tierpfleger des Reviers 500 Vögel wieder in die Freigelände des Zoos entlassen. „Alle aus unserem Team sind vorbeigekommen, um dabei zu sein. Auch die, die eigentlich Urlaub hatten oder frei“, sagt Wolf.

Vogel-Tierpfleger Sebastian Wolf (l.) und Franklin Wilhelm kümmern sich um die Vögel.
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Die sechs Tierpflegerinnen und -pfleger, einige Springer aus anderen Revieren und Vogelkurator Bernd Marcordes haben aufregende und anstrengende Monate hinter sich. Nachdem Anfang November 2022 ein Fall von Vogelgrippe im Osten Köln aufgetreten war, mussten sie nahezu alle Vögel, die im Freiland ohne schützenden Zaun gehalten werden, in sichere Unterkünfte bringen.
Innerhalb einer Woche musste der Zoo Platz finden
„Möwen vom Rhein, Tauben oder auch Raubvögel hätten das Virus in die offenen Gehege bringen können. Es wird hauptsächlich über Kot übertragen“, erklärt Marcordes. Binnen einer Woche musste das Team Platz für 500 Vögel schaffen, die sonst draußen überwintern oder nur bei Frost in einen Stall kommen, wie die Pelikane.
„Viele der kleineren Arten konnten wir in den Wasserbecken der Flusspferde im und am alten Elefantenhaus unterbringen. Im Außenbereich haben wir ein Netz über die Anlage gespannt, damit keine Wildvögel reinkönnen“, sagt Marcordes. Andere fanden in Boxen der Przewalskipferde Platz, die mit einem Wasserbecken ausgestattet wurden.
Alle Vögel brauchen Wasser
„Alle Vögel brauchen Wasser, um ihr Gefieder zu putzen“, erklärt Wolf. „Und die schwereren Arten wie Schwäne und große Gänse müssen immer ins Wasser können. Deshalb haben die Pelikane in ihrem Stall ein Becken zum Schwimmen, das wir jeden Tag gereinigt haben.“

Die Flamingos sind kaum anfällig für die Vogelgrippe.
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Und auch der Graureiher, der den Humboldt-Pinguinen früher schonmal die Fische weggeschnappt hat, erfasste notgedrungen den Ernst der Lage. „Wir haben die Pinguine nur noch direkt aus der Hand gefüttert. Das hat der Reiher schnell verstanden und ist weggeblieben“, schildert Marcordes.
Schuppensänger ganz von anderen Vögeln isoliert
Ganz von anderen Vögeln isoliert wurden die Schuppensäger. Diese Entenart steht auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion und ist in ihrem natürlichen Lebensraum „stark gefährdet“. Gut überlegt sein wollte auch die Zusammensetzung der Gruppen in den im Vergleich zur offenen Teichlandschaft kleinen Schutzgehegen.
„Manche Arten vertragen sich auch in großen Gruppen gut, andere sind aggressiver“, sagt Kurator Marcordes. „Die aggressiveren haben wir zusammengesetzt. Dann ist das Kräfteverhältnis ausgeglichen und es bleibt in der Regel unkompliziert.“
Vögel müssen einzeln gefangen werden
Nach Absprache mit dem Veterinäramt habe man sich jetzt entschieden, die Vögel wieder in ihre Freigelände zu lassen, so Marcordes. „Das ist nach mehr als vier Monaten einfach wichtig für ihr Wohlbefinden.“
Für die Rückführung ins Freilande müssen die Vögel einzeln gefangen werden. Dabei wird ihr Gesundheitszustand kontrolliert und ihr Fußring abgelesen. „So stellen wir fest, ob noch alle Vögel da sind; das können wir im Freiland bei 500 Tieren nicht immer feststellen.“
Einfangen im November große Herausforderung
Zugleich unterstützt der Zoo ein Forschungsprojekt der Uni Gießen (s. Kasten). Deutlich schwieriger als das Rückführen der Vögel war das Einfangen im November. Nur einige Arten wurden durch ruhiges Treiben in ihre Unterkünfte gelotst. Alle anderen mussten die Pfleger mit Keschern oder den Händen einfangen.
„Da ist es unglaublich viel wert, dass wir ein erfahrenes Team mit guten Leuten sind“, sagt Bernd Marcordes mit Blick auf die dreitägige Aktion. Durch die kleinen Weiher habe man mit Watthosen gehen können. Der Pelikanweiher, Heimat von 40 Enten, ist dazu zu tief.
Gut fand das der Gänsesäger. „Er kann Dutzende Meter am Stück tauchen, ist Sekunden oben und dann wieder weg“, sagt Franklin Wilhelm fasziniert. Nach Stunden ging das Team erstmal Mittagessen.
Dann ging’s weiter, denn gefangen werden musste der Vogel, der auch im Rhein gegen die Strömung taucht. „Am Ende“, sagt Wolf schmunzelnd, „hat ihn unser Chef gefangen.“