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Kölner ZooAnne Rauhaus ist Reviertierpflegerin im Aquarium

Lesezeit 3 Minuten

Köln – Ein kurzes Tippen mit dem zwei Meter langen Stock auf den Boden vor dem Gewässer des Philippinenkrokodils, ein kurzer Ruf: „Pinoy“. Und schon kommt das männliche Krokodil aus dem Wasser. Ein weiteres Tippen mit dem Stock auf die Beförderungsbox und Pinoy klettert hinein. „Früher hätten sich Tierpfleger auf ihn schmeißen müssen und so versucht, ihn einzufangen, “, sagt Anna Rauhaus. Statt Stress fürs Tier gibt es jetzt Training mit Heuschrecken und Mäusen als Belohnungssnack.

Bis zu zweimal am Tag trainiert die 31-Jährige mit Pinoy und dem Weibchen Mindo. Und wirkt ein bisschen wie eine „Krokodil-Flüstererin“. Doch die beiden Reptilien, die zur weltweit am stärksten bedrohten Krokodilart gehören, sind nur ein kleiner Teil ihres Aufgabenfeldes. Die Reviertierpflegerin im Aquarium des Kölner Zoos ist dort für Amphibien, Echsen, Schlangen, Schildkröten und Krokodile zuständig.

„Wir werden hier auch schon mal die Kellerkinder genannt“, erzählt sie mit einem Lächeln. Denn die meiste Arbeit findet in den Räumen unter dem Aquarium des Zoos statt. Die vielen Gänge wirken verwirrend, vor jeder Tür liegt eine desinfizierende Matte. „Hygiene wird hier groß geschrieben“, sagt die Tierpflegerin. Denn bei den meisten ihrer Schützlinge handelt es sich um seltene, bedrohte Tiere. Gerade das war es, was sie an der Stelle im Kölner Zoo besonders reizte, als sie vor etwa fünf Jahren hierhin wechselte. „Der Aspekt des Artenschutzes hat mich angesprochen.“

Groß geworden ist sie in Wuppertal. Nach dem Abitur begann sie Englisch und Gestaltungstechnik zu studieren, merkte aber bald, dass es nicht das Richtige war. „Ich wollte etwas mit Tieren machen“, sagte sie und erntete in ihrem Umfeld auch einige verständnislose Blicke, als sie sich bei Zoos bewarb.

Zwei Jahre lang absolvierte sie Praktika in neun Zoos, denn es ist nicht einfach, eine der wenigen Ausbildungsplätze für Tierpfleger und Tierpflegerinnen zu bekommen. Ehrenamtlich arbeitete sie nebenbei im Tierpark Fauna in Solingen. Es folgte die Ausbildung im Wuppertaler Zoo, ein Jahr nach ihrem Abschluss wechselte sie ins „Aquarium“.

Wenn sie morgens in den Zoo kommt, dann heißt es für Anna Rauhaus erst einmal alles vorbereiten für die Besucher – Scheiben putzen, Terrarien säubern, Terrarien gestalten. „Man kann nur schützen, was man kennt“, heißt ihr Motto.

Es reizt sie besonders, die Amphibien und Reptilien zu studieren. So werden in den Aquarien im Keller beispielsweise Kaulquappen aufgezogen: Dafür stellen die Pfleger Regenzeiten nach, um das Fortpflanzungsverhalten der Amphibien auszulösen und nachfolgend die Entwicklung der Tiere zu beobachten. „Über viele Tiere weiß man ganz wenig. Nur durch Forschung und Beobachten ist zum Beispiel erfolgreiche Vermehrung möglich.“ So gelang 2013 im Kölner Zoo die erste europäische Nachzucht der Philippinenkrokodile, 2015 folgten zwei weitere Jungtiere. Der Kölner Zoo führt das europäische Zuchtbuch für die Tiere, Anna Rauhaus ist als Assistentin mit dafür verantwortlich.

Süd-Ost-Asien ist ein Schwerpunkt ihrer Arbeit, ihr Herz schlägt besonders für Vietnam. Vor Ort hilft sie beim Aufbau von Anlagen und Erhaltungszuchten für bedrohte oder erst entdeckte Amphibien und Reptilien. Gerade diesen Tierarten gehört ihre Leidenschaft. Wer wissen will, was diese so besonders macht – der sollte sich das Krokodiltraining ansehen. Inklusive Fütterung von Pinoy und Mindo.