Kölner TraditionWild- und Geflügel-Geschäft Brock schließt nach 111 Jahren
Köln – Hans Georg Rochow (73) ist Inhaber von Wild-Geflügel Gustav Brock und geht in Ruhestand. Damit schließt Ende Juli eine Institution ihre Pforten. Über die Geschäftsaufgabe und die Gründe sprach Bernhard Krebs mit ihm.
Herr Rochow, wenn Sie Ende Juli ihr Geschäft schließen, geht eine Ära zu Ende. Was ist der Grund?
Hans Georg Rochow: Ich gehe in Rente. (lacht) Ich möchte noch etwas leben. Es gibt ein Leben nach den Hühnern.
Wie sieht das Leben nach den Hühnern aus?
Rochow: Sehr schön. Aber Pläne habe ich nicht. Ich lasse das auf mich zukommen. Es gibt viele Dinge, die meine Frau und ich bis jetzt nicht machen konnten. Wie in die Oper oder die Philharmonie gehen. Wenn wir hier abends um halb acht aus dem Laden gehen, dann sitzen die anderen ja schon fein gemacht im Opernhaus.
Klingt wie ein Leben voller Verzicht. . .
Rochow: Ja, das ist auch so. Aber ich will nicht klagen, ich habe das Geschäft mit viel Leidenschaft geführt. Es wäre sonst auch nicht so bekannt geworden.
Ist Ihnen die Entscheidung schwer gefallen?
Rochow: Natürlich, aber sie musste getroffen werden. Lieber jetzt, wo ich noch gesund und fit bin, als wenn man krank ist und nicht mehr kann. Meine Großeltern sind hier irgendwann umgefallen. Das wollte ich auf keinen Fall.
Warum gibt es keinen Nachfolger?
Rochow: Meine Tochter macht beruflich was anderes. Den Laden abgeben wollte ich aber auch nicht – er ist halt ein Familienbetrieb. Ich möchte hier einfach Schluss machen.
Wann haben Sie hier angefangen?
Rochow: Als Kind habe ich hier schon geholfen. Aber im Betrieb bin ich seit 55 Jahren. 1980 habe ich das Geschäft von meiner Mutter übernommen.
„Mein Geheimnis ist mein Qualitätsdenken“
Ihr Geschäft hat Maßstäbe in Fleisch- und Geflügelqualität gesetzt. Was ist Ihr Geheimnis?
Rochow: Mein Geheimnis ist mein Qualitätsdenken. Ich komme aus dem Beruf, bin gelernter Metzger und Koch, und ich hatte damals sehr gute Lehrmeister, die mir beigebracht haben, woran man Qualität erkennt und woran nicht. Und das habe ich natürlich ausgearbeitet. Ich war nie ein Mensch, der schnell-schnell was verkauft. Weil der Kunde, der hier kauft, der will was Vernünftiges haben und das kriegt er auch – egal ob Wild oder Geflügel.
Was sagen Sie zum heutigen Bio-Boom?
Rochow: Ach, Bio- Boom. Bio war bei uns schon immer Standard. Wir haben nie Fleisch aus der Massentierhaltung bezogen. Ich kenne auch alle meine Lieferanten persönlich und das oft über lange Jahre. Da sind auch Freundschaften entstanden.
Wie haben die Lieferanten reagiert?
Rochow: Sehr traurig. Wie auch die Kunden. Viele haben mir aber auch gesagt: Es ist genau richtig, was du machst.
Wo bekommen sie denn in Zukunft ihre Gans her?
Rochow: Das hat mich ein Freund vor Jahren schon gefragt. Ich hab gesagt: Ich denke, dass ich von dem Lieferanten, der mich über Jahre beliefert hat, bestimmt eine geschickt kriege.