Heinz Erich Lambertin war ein bekannter Kölner Fotograf und Fotohändler. Vorige Woche ist er verstorben.
Kölner UnternehmerSenior-Chef der Fotodynastie Lambertin gestorben

Das erste Lambertin-Fotogeschäft am Kölner Hauptbahnhof, um 1950.
Copyright: Lambertin
Er hat Tausende Kölnerinnen und Kölner fotografiert, und nicht wenige haben bei ihm eine Kamera gekauft. Der Fotograf und Fotohändler Heinz Erich Lambertin war in Köln stadtbekannt bei Profi- wie Hobbyfotografen. Vergangene Woche ist er im Alter von 78 Jahren gestorben.
1944 im Westerwald geboren, war ihm die Fotografie sozusagen in die Wiege gelegt. Denn als seine Familie nach Kriegsende ins zerstörte Köln zurückkehrte, nähte seine Mutter eine Contax-Kamera, die sie durch die Kriegswirren gerettet hatte, in die Matratze seines Kinderwagens ein und bewahrte sie so davor, von den Alliierten konfisziert zu werden. Mit dieser Kamera baute sich sein Vater Erich eine Existenz auf. Er fotografierte zu allen möglichen Gelegenheiten, hielt die Kölner Trümmerlandschaften und ihre Bewohner im Bild fest und eröffnete 1949 in einem Bahnbogen am Hauptbahnhof einen Fotoladen. „Mein Großvater Erich hat das Geschäft gegründet, mein Vater Heinz Erich hat es erweitert, und mein Bruder Alexander und ich führen es heute in dritter Generation“, erzählt Geschäftsführer Frank Lambertin (54).

Der Kölner Fotograf und Fotohändler Heinz Erich Lambertin (1944-2023).
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Heinz Erich Lambertin hatte im väterlichen Geschäft eine kaufmännische Ausbildung absolviert und sich parallel bei der „Kölnischen Rundschau“ als Pressefotograf ausbilden lassen. Ab 1961 unternahm er ausgiebige Reisen ins Ausland, die ihn unter anderem nach Frankreich, Spanien, Afrika, Argentinien und Brasilien führten. „In Paris arbeitete er in einem Fotogeschäft auf den Champs-Élysées, das dem Onkel von Brigitte Bardot gehörte“, berichtet Frank Lambertin.
Danach gründete Heinz Erich Lambertin in den 60er-Jahren einen zweiten Fotoladen am Wallrafplatz – im so genannten Haus „Schmales Handtuch“, das zurück ins 13. Jahrhundert datiert und nur 3,80 Meter breit ist. Hier befindet sich heute der Hauptsitz des Familienbetriebs. 1971 kam ein weiterer Laden an der Nordseite des Doms hinzu, wo Second-Hand-Kameras und Souvenirs verkauft werden.
Sportfotograf bei der „Kölnischen Rundschau“
In den 1970er-Jahren war Heinz Erich Lambertin für die „Kölnische Rundschau“ als Sportfotograf tätig. „Er fotografierte vor allem Fußballspiele, aber auch viele andere Sportarten“, so Frank Lambertin. Besonders stolz sei sein Vater gewesen, als er 1963/64 bei einem internationalen Fotografen-Preis den dritten Platz belegte. „Er hatte beim ASV Köln ein Foto vom Stabhochsprung gemacht, bei dem er die Kamera unter die Stange legte und während des Sprungs per Fernauslöser fotografierte.“

Heinz Erich Lambertin 1964 vor seinem Fotogeschäft am Wallrafplatz.
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Seine Söhne Frank und Alexander, die schon länger das Geschäft leiten, nahm Senior-Chef Heinz Erich Lambertin schon in jungen Jahren mit auf Reisen nach Japan, aber auch nach Taiwan, Südkorea und in die USA. Dort erwarb er Kameras japanischer Marken wie Canon, Nikon oder Pentax, um sie in Köln zu verkaufen. Jahrzehntelang dokumentierten die drei Lambertins den Kölner Rosenmontagszug und die Veedelszüge. Die Bilder verkauften sie anschließend an die Karnevalisten. Diese Tradition habe man nach Corona nicht mehr weitergeführt, so Frank Lambertin. Der Aufwand lohne sich nicht mehr, weil heute immer mehr Menschen selbst mit dem Handy Bilder machen.
Vierte Generation steht bereit
Dagegen sieht der Geschäftsführer für das Fotogeschäft am Wallrafplatz und die Dependance am Dom weiterhin gute Zukunftsaussichten. Neben einem großen Angebot für Profifotografen und einem umfangreichen Sortiment an Fotozubehör gehören besonders hochwertige Scans und Abzüge zum Programm. Auch Originalaufnahmen des Großvaters Erich Lambertin aus dem zerstörten Köln werden bis heute verkauft. Inzwischen sei auch die analoge Fotografie wieder im Kommen, und der Handel mit gebrauchten Kameras wachse. „Viele Kunden fahren zweigleisig und möchten neben der Digitalfotografie auch wieder das entschleunigte, analoge Fotoerlebnis genießen“, so Frank Lambertin.
Die Chance, dass dereinst eine vierte Generation der Lambertins das Fotogeschäft übernimmt, besteht durchaus, denn Frank Lambertin hat vier Söhne, von denen mindestens einer sich bereits für die Fotografie begeistert.
Die Trauerfeier für Heinz Erich Lambertin findet am Montag, 17. Juli, um 12.30 Uhr in der Interims-Trauerhalle auf dem Melatenfriedhof, Eingang Piusstraße, statt.