Durch die großen Fenster des Ladenlokals im Altbau an der Kurfürstenstraße Ecke Alteburger Straße fällt der Blick in einen hellen Raum, durch den sich ein s-förmiger Verkaufstisch schlängelt, auf den Bücher gestapelt sind. Bücherregale an den rosenholzfarbenen Wänden und mehrere schlichte Hocker aus Metall ergänzen die Einladung zum Innehalten und Schmökern.

Hier, wo Kostümbildnerin Rica Caiser vierzig Jahre lang exklusive Mode anbot, wagt nun Dr. Sabine Horstmann das Abenteuer des inhabergeführten Einzelhandels im Veedel, und das gleich mit einer Branche, die durch Ketten und im Internet harte Konkurrenz hat. „Es war nicht immer mein Lebenstraum, eine Buchhandlung aufzumachen, aber in den letzten Jahren habe ich viel darüber nachgedacht, beruflich etwas Neues zu machen“, erzählt sie. Literaturwissenschaften, Buch- und Bibliothekswesen habe sie zwar studiert, aber auch Wirtschaftswissenschaften, worauf lange ihr Schwerpunkt gelegen habe. Sie arbeitete in der Forschung und in der Politikberatung.

In der Pandemie kam der Wunsch nach Veränderung

Dann kam die Corona-Zeit, und mit ihr die Veränderung. „Bis dahin habe ich vor allem Krimis gelesen, denn die gehen gut nebenher. Im ersten Corona-Jahr habe ich dann viel mehr zeitgenössische deutsche Literatur gelesen und auch Buchläden ganz anders wahrgenommen“, erinnert sich Horstmann. Die Idee, sich mit einem Buchladen selbständig zu machen, reifte heran. Als dann im Sommer 2023 eine Freundin entdeckte, dass in der Südstadt passende Geschäftsräume frei wurden, fiel die Entscheidung, denn: „Ich bin jetzt 58, wenn ich jetzt nicht etwas Neues mache, dann vielleicht gar nicht mehr.“

Die Quereinsteiger fand in ihrer neuen Branche viel Unterstützung. Sie trat der Genossenschaft eBuch eG bei, die organisatorisch unterstützte, Broschüren zur Verfügung stellt und für ihre Mitglieder Preise mit den Verlagen aushandelt. Statistiken und Informationen zur Vermarktung rief sie über den Börsenverein des deutschen Buchhandels ab. Private Recherchen als I-Tüpfelchen der Vorbereitung tragen dazu bei, dass jetzt ein handverlesenes, persönlich zusammengestelltes Sortiment die Kundinnen und Kunden erwartet: „Ich habe Menschen in meinem Freundeskreis, aber auch zum Beispiel meinen Patenonkel gefragt: Was sind deine zehn Lebens-Lieblingsbücher?“, verrät sie. Die ostdeutsche Schriftstellerin Brigitte Reimann sei oft genannt worden, auch die US-Amerikanerinnen Siri Hustvedt und Donna Tartt, verschiedene weitere.

o entstand eine Auswahl an Büchern, die das Angebot an Neuerscheinungen ergänzt. „Zur Zeit werden viele Autorinnen nachgefragt“, sagt Horstmann und betont die weibliche Form. Eltern-Kind-Geschichten seien ein häufiges Motiv, aber auch humorvolle Geschichten. „Ich mag auch Erzählungen, weil das eine Kunstform ist, die man gut mal an einem Abend zu Ende lesen kann“, verrät die Buchhändlerin. Einige Krimis, Lyrik, Kinder- und Jugendliteratur runden das Sortiment ab. Bestellt werden können auch jegliche anderen Bücher.

Geschäftlichen Risiken sieht Sabine Horstmann gelassen entgegen. „Es ist natürlich ein bisschen waghalsig und das hier ist keine Branche, in der man reich werden kann. Aber ich bin ein Grundoptimist: Wenn man im kleinen Rahmen etwas Besonderes bietet, kommen die Leute auch und man kann sich einen Kundenstamm aufbauen“, sagt sie. Seit ihrer Eröffnung vor wenigen Tagen habe sie bereits viele positive Rückmeldungen von ganz unterschiedlichen Leuten erhalten, darunter Verleger und Autoren, aber auch ganz junge Menschen, über die sie lachend verrät: „Zuerst dachte ich, die hätten sich in der Adresse vertan.“

litty Buchhandlung, Kurfürstenstraße 29, Telefon: 56 96 14 74, hallo@litty-buchhandlung.de, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 11 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 15 Uhr.