Kölner StartupPicanova ist Weltmarktführer für personalisierte Fotodrucke
Köln – Angefangen hat es wie im klassischen Startup-Märchen. Mit einer Idee und einer Garage, diesmal am Kartäuserwall, direkt nach dem Abitur, im Jahr 2004. Philipp Mühlbauer und sein älterer Bruder Daniel ließen alte Meister reproduzieren, spannten sie auf Holzrahmen und verkauften sie auf Ebay – damals so ziemlich die einzige Möglichkeit, etwas online unter die Leute zu bringen.
In der Nähe von Shenzhen, in einem kleinen chinesischen Fischerdorf, wurden Millionen berühmter Gemälde nachgemalt – also fuhr Philipp Mühlbauer dorthin, knüpfte Kontakte und baute die ersten Geschäftsverbindungen nach Asien auf.
Daniel Mühlbauer hatte schon einige Erfahrungen im Verkauf, und so langsam nahm die Geschichte Fahrt auf. Noch während Philipps BWL-Studium entwickelten sie die Idee weiter. Heute ist die später daraus entstandene „Picanova“ Weltmarktführer in ihrem Bereich: Personalisierte Foto-Drucke auf fast dem gesamten Haushalts-Bereich – von der Fototapete über Kuscheldecken bis zum Kaffeebecher, wahlweise aus Porzellan oder Email. Sogar die klassischen Fotoabzüge sind noch mit dabei.
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„Wenn ich gewusst hätte, dass daraus mal ein Betrieb mit rund 1000 Mitarbeitenden werden würde – ich wäre sicher etwas demütiger an die Sache rangegangen“, sagt Philipp Mühlbauer heute. Aus den ehemaligen Ölgemälden in der Garage ist ein weltweit operierendes Unternehmen mit Produktions-Standorten in den USA, Deutschland, Polen und Lettland entstanden.
Picanova versendet Ware in mehr als 170 Länder
Täglich werden über 500.000 Produkte hergestellt, Picanova betreibt 30 unternehmenseigene Online-Shops – der bekannteste davon wohl „meinfoto.de“ – und versendet in über 170 Länder.
Der Weg dorthin war allerdings nicht vorgezeichnet. Zunächst einmal ging es darum, sich weiterzuentwickeln. Weil das Interesse an der Kunst immer vorhanden war, begannen Philipp und Daniel Mühlbauer, eigene Kollektionen in Richtung abstrakter, moderner Kunst zu erstellen. Die erste eigene Galerie wurde eröffnet, es sollten drei weitere in Köln folgen.
Die Personalisierung des Angebots war der Kick
Doch erst als die Brüder begannen, die Bilder zu personalisieren, bekam das ganze Unternehmen noch einmal einen neuen Drive: über das eigene Portal „meinbild.de“ war es den Kunden nun möglich, persönliche Fotos reproduzieren zu lassen.
„Da hat eine neue Entwicklung eingesetzt“, sagt Philipp Mühlbauer. Immer neue Motive wurden lizenziert und in den Filialen ausgestellt, die Brüder arbeiteten viel mit Kölner Künstlern zusammen. Es ging immer mehr weg vom Öl und hin zum Druck.
Eines der bekanntesten Kölner Motive überhaupt ist so entstanden: Auf einer Aufnahme der Friesenstraße konnte man im Hintergrund den Dom erkennen. Die Türme wurden freigestellt, neu bearbeitet und als Druck ausgestellt – die berühmten „Kölner Domspitzen“ waren geboren.
Mit dem Druck ergaben sich nun auch ganz neue Möglichkeiten des Vertriebs. Interessant war nicht mehr nur das, was sich die Kunden an die Wand hängten: So gut wie alles rund um den Haushalt konnte im Wortsinn „abgebildet“ werden: Tassen, Handtücher, Kissen, Acrylböcke für den Schreibtisch bis hin zu Magnettafeln. Das Geschäftsfeld verbreiterte sich rasant, und mit ihm auch neue Möglichkeiten des Vertriebs.
„Picanova“ stieg ins „White labeling“ ein, produzierte nicht mehr nur unter der eigenen Marke, sondern auch für Partner. Etwa für Rewe, Lidl und neuerdings auch für Aldi. „Im Grunde bleiben wir aber Spezialisten für die Wand“, sagt Philipp Mühlbauer.
Auch wenn Corona rein geschäftlich gesehen vielleicht nicht ganz so sehr ins Kontor schlug wie bei anderen, blieb Kreativität gefragt. Schon ganz früh, noch vor den Verordnungen, begann man, Schutzvorkehrungen zu treffen, Mitarbeiter ins Home Office zu schicken und die Arbeitsplätze mit Acrylscheiben auszustatten.
Und Masken zu produzieren: „Es war ja alles da“, sagt Mühlbauer. Bis auf professionelle Nähmaschinen, davon mussten mal eben gut 100 Stück auf die Schnelle aufgetrieben werden. Die Masken sind bis heute ein Erfolgsmodell.
Was die Pandemie aber sonst mit der Firma anstellte, steht auf einem anderen Blatt: „Natürlich macht das etwas mit einem“, sagt Philipp Mühlbauer. Sowohl privat wie geschäftlich. „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu allen Kolleginnen und Kollegen, sehr flache Hierarchien. Es geht etwas verloren, wenn man sich kaum noch sieht.“
Aber durch die Pandemie sind auch neue Herausforderungen und Möglichkeiten erwachsen. Neue Prozesse in Gang setzen, Strukturen überdenken, in andere Richtungen schauen. „Man wächst eben mit seinen Aufgaben“, sagt Philipp Mühlbauer.