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Der elektronische AnwaltsgehilfeKölner Startup „Jupus“ will die Rechtsbranche mittels Künstlicher Intelligenz digitalisieren

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau sitzt vor einem Laptop.

Erstkontakt am Bildschirm: Der KI-Chatbot soll den virtuellen Weg zum Anwalt ebnen.

Die KI „Jupus“ soll die Mandatsaufnahme automatisieren, vom ersten Kontakt bis zur vollständigen Akte, ohne die Betreuung durch den Rechtsanwalt zu ersetzen.

Es gibt so ein paar Dinge im Leben, die scheinen Otto Normaluser derart abgehoben und gleichzeitig fast schon sakrosankt, dass sie die Jahrhunderte im Kern mehr oder weniger unverändert überstanden haben. Da gehört die Juristerei dazu – Richter, Staatsanwälte und Strafverteidiger werden hoffentlich schon wissen, was sie da tun, mag man sich denken. Der Paragrafendschungel ist schließlich mehr als nur ein Wort.

Ein Kölner Startup schickt sich nun an, althergebrachte Abläufe aufzubrechen und zumindest einen Teil der Anwaltsarbeit dem Kollegen Maschine zu überlassen. Genauer gesagt, dessen künstlicher Intelligenz (KI), „Jupus“ genannt. Jung-Jurist René Fergen (26) will mit seiner Software die Mandantenaufnahme und Informationsvermittlung automatisieren. Ein zentraler Bestandteil ist der KI-Chatbot, der auf der Kanzlei-Website Anfragen selbstständig entgegennimmt und einordnet. Das Konzept sei in Deutschland und Europa das erste seiner Art, versichert Fergen.

Er hat für sein Projekt gerade erst eine halbe Million Euro bei sogenannten „Business Angels“ eingesammelt, die Starthilfe für aussichtsreiche Jungunternehmen bieten. Das Prinzip ist einfach. Wer Rechtsbeistand braucht, landet auf seinem Bildschirm zunächst mal in einer elektronischen Maske, die das Problem entgegennimmt und gleichzeitig schon mal eine erste Einordnung vornimmt. Im Prinzip ähnlich den Call-Centern, bei denen aber jede Menge automatisierte Fragen gestellt werden, durch die man sich durchhecheln muss, bevor man dann hoffentlich an den geeigneten Hilfesteller aus Fleisch und Blut gerät. Nur auf einer anderen Ebene, aufgebaut als digitales Gespräch mit Lerneffekt und virtuellem Gegenüber.

Mandatsannahme und Dokumentation effektiver gestalten

Nun mag man glauben, die Juristerei sei ein derart komplexes Gebilde, dass selbst ein digitales Hirn gelegentlich damit überfordert sein könnte. Stimmt nicht, sagt Fergen: „Die Informationen, die wir bei der Mandatsannahme aufnehmen, werden im Anschluss von unserer übergeordneten Software für die automatisierte Erstellung von Dokumenten verwendet.“ Im Kern will man damit zunächst einmal die Mandatsannahme und Dokumentation effektiver gestalten. Und noch ein weiterer Punkt spreche für den Erstkontakt mittels künstlicher Intelligenz: „Menschen tun sich leichter damit, intime und schambehaftete Themen und Informationen in einem neutralen, wertungsfreien Chat preiszugeben. Gerade um solche Themen geht es häufig beim Kontakt zum Rechtsanwalt“, sagt Fergen.

Und wie soll es dann weitergehen? Im Moment noch recht klassisch, der Besuch beim Anwalt wird nicht ausbleiben. Aber nicht mehr lange, glaubt Fergen: „Vollautomatisierte rechtsberaterische Abläufe kommen für die ersten rechtlichen Thematiken in den nächsten drei bis fünf Jahren – spätestens. Die Frage wird nicht sein, ob es möglich ist, sondern inwieweit es erlaubt sein wird“, sagt er. Man dürfe nicht so lange warten, bis international agierende Konzerne wie Google oder Microsoft in dieser Richtung tätig würden und eine zugeschnittene Lösung für die Rechtsbranche konzipierten. Allerdings will sich der Jurist nicht gleich selbst wegrationalisieren. „Jupus“ mache definitiv Halt vor dem Kompetenzbereich des Rechtsexperten und diene ausschließlich der Optimierung der Kanzleiprozesse. Bislang jedenfalls sei es rechtlich auch gar nicht zulässig, dass Computerprogramme ohne Kanzleibezug kernjuristische Tätigkeiten übernähmen, betont Fergen. „Und das ist auch gut so.“


Das Unternehmen

Ursprünglich wurde „Jupus“ von René Fergen, Tarek Stolz und Ralf Riesen in Trier gegründet, heute ist nur noch Fergen als CEO an Bord. „Jupus“ soll die Mandatsaufnahme automatisieren, vom ersten Kontakt bis zur vollständigen Akte, ohne die Betreuung durch den Rechtsanwalt zu ersetzen. Das Unternehmen hat seinen Sitz im Belgischen Viertel. (two)