Aus Afrika über Vietnam in unsere Supermärkte: Cashews legen in ihrer Produktion einen langen, vor allem aber unnachhaltigen Weg hinter sich. Robert Münch und Felix Löhr möchten das ändern.
caju - Start-Up aus KölnDiese Kölner möchten die Cashew-Nuss nachhaltiger machen
Warum Cashews ein mal um die halbe Welt verschiffen, wenn die Verarbeitung im Ursprungsland möglich ist? Die Gründer des „fairen Cashewsnacks“ caju, Robert Münch und Felix Löhr, haben sich die Frage schon lange gestellt. Im Februar 2022 machten sie es sich zum Ziel, der Welt die Cashew-Produktion näherzubringen und auf ökologische Produktionsprobleme aufzuweisen. Dafür gründeten Münch und Löhr die togocashews GmbH, dessen Name schon auf das Herkunftsland der Cashews aufweist - Togo.
Den „fairen Cashewsnack“ gibt es in drei Geschmacksrichtungen: Reine Cashewkerne, in Karamell und Kakaopulver getaucht oder auch mit Rosmarin verfeinert. Je drei Packungen des Snacks kosten 17,97 Euro und werden auf der offiziellen Internetseite des Start-ups verkauft. Für den Start gibt es das „Starterkit“ aus süßen und würzigen Cashews für 11,98 Euro.
Die Idee zu dem Start-up zur Cashew-Produktion kommt nicht aus dem Nichts, wie Robert Münch es erklärt. 2017 reiste der Unternehmer auf die indonesische Insel Bali und entdeckte dort einen Cashewsnack mit lächelnden Farmern auf der Rückseite. Hinter dem Produkt steckte mehr als nur guter Geschmack: Erschüttert von der Arbeitslosigkeit, aber fasziniert von dem Potenzial und der Natur der Inselregion, habe ein US-Amerikaner in die balinesische Produktion der Nüsse investiert.
„Ich fand das Motiv total nobel, mit dem Ziel zu gründen, eine Region sozial-ökonomisch zu transformieren, auch wenn man nicht von dort ist“, sagte Robert Münch zu seinem Erlebnis. Es inspirierte ihn, eine Cashew-Produktion in Togo zu unterstützen und gemeinsam mit Felix Löhr ein Unternehmen zu gründen.
Große Vision
„Mir wurde aufgezeigt, dass es da Wege gibt, etwas zu verkaufen und gleichzeitig etwas Gutes zu machen, wo ich auch zu 100 Prozent dahinter stehen kann“, erklärt Felix Löhr, der erst ein halbes Jahr vor der Gründung Münch kennenlernte. Jedoch wollte der gelernte Industriekaufmann sich die Möglichkeit nicht nehmen, etwas in der Welt zu verändern und zu bewegen. „Auch wenn man nicht direkt damit Geld verdient“, betont er.
Für die togocashews GmbH haben beide eine große Vision: In der Produktion und ihrem Unternehmen nachhaltig und fair zu bleiben. „Wir unterstützen die lokale, afrikanische Cashew-Verarbeitung, indem wir sagen, je mehr Cashews wir zum fairen Preis verarbeiten, desto größer ist die Wertschöpfung am Anfang der Lieferkette“, erklärt Robert Münch. In Zusammenarbeit mit afrikanischen Partnern achten sie auf die faire Bezahlung der Farmer, auf sichere Arbeitsbedingungen in den Produktionen und die Verkürzung der Lieferkette von Cashews.
Der (unnachhaltig) lange Lieferweg
Die Gründer erklären: Um einen Container des geknackten Produktes zu bekommen, sind fünf Container ungeschälter Cashews nach Asien zu verschiffen. Es komme ein riesiger CO2-Ausstoß zustande. Aber durch eine Produktion im Ursprungsland, in Togo, konnte das Start-up die Lieferstrecke von herkömmlichen 16186 km auf 7527 km verkürzt werden: Der CO2-Ausstoß sank von 17070 kg auf 1318 kg pro Container.
„Wandel durch Handel und nicht nur Entwicklungshilfe“, resümiert Münch. Und sein Kollege erklärt: „Die traurige Wahrheit im Moment ist, dass die Rohware aus Westafrika, ungeschält und ungeknackt, nach Vietnam geht. Vor Ort wird sie geknackt.“ Dies ist ein Problem: „Man nimmt eigentlich der Region das Potenzial“, so Robert Münch. „Wertschöpfung soll im Ursprungsland bleiben.“
Zu den Partnern der Kölner gehört auch der Ugander Charles Mugarura, Permakultur-Spezialist und Schöpfer regenerativer Systeme. Nach dem sich er und Felix Löhr an Weihnachten 2021 kennenlernten, begleitete Mugarura beide zu ihrer ersten Reise nach Togo und half bei der Organisation der Produktion und Farmer. Er bringe Leidenschaft und Kompetenzen mit, da Mugarura an dem Blue Mountains Permaculture Institute in Australien studierte habe.
„Das Bindeglied“ nennen ihn Löhr und Münch, den Ugander habe nicht nur das Fachwissen, um die Landwirtschaft in Togo zu verbessern. Er habe auch die Fähigkeit, sich mit den Farmern trotz Sprachbarriere zu verständigen und Probleme von Anfang an zu analysieren. Nun habe Charles Mugarura zur Hilfe der Farmer in Afrika das Tropical Permaculture Education Institute of Africa gegründet und führe Farmertrainings, auch für die Produktion der Kölner, durch.
Durch die Hilfe von Charles Mugarura setzen die Unternehmer zu 100 Prozent auf nachhaltig angebaute Bio-Cashews. Zukünftig möchten sie mit dem Tropical Permaculture Education Institute of Africa das Landwirtschaftstraining ausbauen. Außerdem streben sie an, die komplette Produktion nach Togo zu verlegen und einen Start im Lebensmitteleinzelhandel mit Rewe. Zurzeit wird die Röstung und endgültige Verpackung der Cashews in den Niederlanden und in Krefeld durchgeführt.